Vorbild: Das heute umgangssprachlich als Luftschlacht um England bezeichnete Ereignis war der Versuch der deutschen Luftwaffe nach dem Sieg über Frankreich im Juni 1940 gegen Großbritannien mittels Luftschlägen eine Kapitulation bzw. die Bereitschaft zu Friedensverhandlungen zu erreichen.
Es war eine Reihe von Luftkämpfen im britischen Luftraum im Zeitraum vom 10. Juli bis zum 31. Oktober 1940 (nach britischer Lesart). Eigentlich gingen die Kämpfe bis in den Mai 1941 weiter. Danach wurde die Masse der deutschen Luftwaffe für den Angriff gegen die Sowjetunion am 22. Juni in den Osten umgruppiert.
Zum Angriff auf Großbritannien wurden fünf Luftflotten in Westeuropa zusammengezogen. Mittels starker Luftschläge sollten die Küstennahen Stützpunkte der RAF und die Systeme der Luftüberwachung in nur vier Tagen ausgeschaltet werden. Danach wollte man sich vier Wochen auf die Fertigungsstätten der Luftfahrtindustrie stürzen und diese ausschalten.
Da die Verteidigung der Insel stärker als erwartet war, einigte man sich auf deutscher Seite auf ein Bombardement der RAF-Stützpunkte zu Beginn des Angriffs. Auf britischer Seite wurden die neue Radartechnik genutzt und alles an Piloten mobilisiert. Sie kamen nicht nur aus den Commonwealth sondern auch aus Frankreich, der CSR, Polen und den USA.
In Großbritannien gelang es die Produktion von Jagdflugzeugen auf monatlich ca. 440 Exemplare auf Kosten anderer Typen zu steigern. Auf deutscher Seite hatten man sich noch nicht Kriegsproduktion umgestellt und produzierte kaum mehr als 230 Jäger. Dafür hatte man mehr Piloten… Zu Beginn lag das Verhältnis von 3.000 Flugzeugen bei der RAF und 4.500 bei der deutschen Luftwaffe. Dazu kamen auf deutscher Seite noch ein paar italienische Verbände.
Da die deutsche Luftwaffe über Feindgebiet operierte waren ihre Verluste deutlich höher als die der RAF, denn bei Notlandungen wurden sie festgenommen und vielen aus. Die Alliierten flogen einfach mit einer neuen Maschine weiter. So nutzte man auf deutscher Seite jede Chance wieder "nach Hause" zu kommen und die gut ausgebaute Seenotrettung hatte gut zu tun. Nachteilig war auch die geringe Reichweite der Bf 109E. Die als Zerstörer und Begleitjäger eingesetzte Bf 110C waren zu langsam und nicht wendig genug. Man setzte die Junkers Ju 87B für Präzisionsangriffe ein aber sie waren zu langsam und die Verluste dementsprechend hoch.
Die RAF setzte vor allem auf die Spitfire Mk. I und auf die Hurricane Mk. I. Man konnte jederzeit mindestens 650 Jagdflugzeuge beider Typen aufbringen und so erreichten die deutschen Verluste einen Höhepunkt am 15. September 1940. Zwischen ca. 100 und 175 Flugzeuge sollen verloren gegangen sein… Kurz danach wurde am 17. September die deutsche Landung auf den britischen Inseln auf "unbestimmte Zeit" verschoben.
Wie in jedem Krieg üblich betonte auf jeder Seite die Propaganda den vermeintlichen Sieg und die stärkeren gegnerischen Verluste. Tatsächlich waren diese recht ausgeglichen bis auf die bei den Piloten(s.o.). Eigentlich hätte sich auf alliierter Seite die Erkenntnis durchsetzen müssen, dass eine Seite niemals allein durch Luftschläge niederzukämpfen ist. Trotzdem setzte man unsinnigerweise gegen Deutschland auf Flächen- statt Präzisionsangriffen der Bomber…
Bausätze: Der optisch ansprechende Stülpkarton ist vielleicht ein wenig wabbelig. Nach dem Öffnen findet man einfach graue Langeweile. Neben fünf Farbtöpfen, einem Pinsel (oder sollte man Quast sagen) ist ein Flüssigkleber dabei. Dann gibt es noch die mehrarbige Bau- und Bemalungsanleitung sowie ein großer Decalbogen. Die Bausätze sind alle mehr oder wenig alte Bekannte und teils älteren Datums.
Junkers Ju 87B: Die Ursprünge dieses Bausatzes gehen auf die Jahre 1975/76 zurück. Das allein sagt noch nichts über die Qualität dieses Kits aus. Leider ist die Form nicht optimal eingestellt und so findet man an den meisten Teilen Grat, den man entfernen muss. Die 55 Spritzguss- und das eine Klarsichtteil versprechen einen recht einfachen Zusammenbau. Alle Strukturen sind erhaben ausgeführt. Das Cockpit ist rudimentär aber auf dem Pilotensitz kann man Sitzgurte erkennen, die bemalt werden sollen. Etwas sinnlos ist der stark vereinfachte Jumo 211-Motor. Der sollte lieber unter der Haube verschwinden.
Am Rumpf ist das Spornrad anmodelliert. Es muss natürlich auch vom umlaufenden Grat befreit werden. An der Tragflächenunterseite müssen ein paar Bohrungen für die Bombenträger angebracht werden. Die typischen Junkers Flügelklappen, die hier anmodelliert sind. Das Hosenbeinfahrwerk besteht aus je drei Teilen und die Räder müssen gleich mit eingeklebt werden. Die Sturzflugbremsen kommen einzeln unter die Fläche. Neben unterschiedlichen Bomben liefert Revell auch noch die beiden 300l Zusatztanks.
Die Luftschaube besteht aus einem Stück. Das gilt auch für die recht undurchsichtige Kanzel. Hier gibt es noch ein stark vereinfachtes MG.
Junkers Ju 88A-1: Dieser Bausatz stellt den Höhepunkt des Sets dar und basiert auf der 2011 erschienen Ju 88A-4 aus neuen Formen. In der Tüte befinden sich zehn (!) hellgraue Spritzlinge mit 104 Teilen, zwei klare Spritzlinge mit 15 Teilen.
Die Abspritzung der Teile ist nach wie vor sehr gut und auch die Detaillierung ist noch auf der Höhe der Zeit. Es wurden die Teile für die A-1-Variante hinzugefügt. So liegen die richtigen Klarsichteile dabei und es gibt drei neue Spritzlinge. Darauf befinden sich u.a. die kurzen Tragflächenenden, ein neues Seitenleitwerk, die neue Gerätewand für das Cockpit, die passenden VDM-Propeller und die richtige Kühlerfront.
Allein zehn Bauabschnitte beschäftigen sich mit dem Zusammenbau des Cockpits. Hier gibt es für die Aftermarket-Produkte wenig Einsatzpotential. Selbst die Sitzgurte sind als Decal vorhanden. Allerdings zeigt die Bauanleitung nicht wohin diese gehören. Sie werden dort leider nicht mal erwähnt. Die Bodenlafette wird erst im Schritt 61 montiert.
Vor dem Zusammenbau der Tragflächen müssen noch die Bohrungen für die ETCs angebracht werden. Die kurzen Tragflächenenden ergänzen die Fläche. Allerdings gibt es nirgends an den Rudern scharfe Hinterkanten. Leider sind die Sturzflugbremsen nicht durchbrochen. Da gibt es allerdings Abhilfe auf dem Markt.
Das Fahrwerk ist nach wie vor recht ordentlich detailliert. Wer will, der kann die Hauptfahrwerksräder ersetzen, denn sie werden auf zwei Hälften zusammengebaut. Allerdings ist das schon ein Jammern auf hohem Niveau. Die Platzierung der Hauptfahrwerksbeine in den Schächten wird sehr deutlich in der Bauanleitung gezeigt. Sehr gut gefallen mir die einteiligen VDM-Luftschrauben. Diese können nach dem Lackieren auf die vorhandenen Wellen gesteckt werden.
Hawker Hurricane Mk. I: Diese Hawker Hurricane Mk. I entstand gefühlt kurz nach der Luftschlacht um England. Es war das Jahr 1962 als dieser Bausatz das Licht der Welt erblickte. Diese Tatsache ist nicht unbedingt ein Problem. Es ist eher, dass man jedes Teil putzen muss bevor man es verbauen kann.
Es sind hier zwei Spritzgussrahmen mit 18 Teilen und ein Klarsichtteil. Es gibt hier eine recht feine Nieten- und wunderschöne Stoffstruktur. Für die damalige Zeit war das durchaus Spitze. Das Cockpit besteht innen aus einem stilisierten Sitz und einer Pilotenfigur. Da alles hinter einer recht dicken undurchsichtigen Kanzel verschwindet kann man sich jede weitere Detaillierung ersparen. Die Auspuffstutzen sind an die Rumpfhälften anmodelliert und sind nicht besonders dicht am Vorbild. Das Höhenleitwerk ist zweiteilig und so gibt es hier scharfe Hinterkanten.
Das Hauptfahrwerk ähnelt dem Vorbild ein wenig. Der Propeller besteht inklusive des Spinners aus einem Teil.
Supermarine Spitfire Mk. I: Nun auch dieser Bausatz ist schon etwas älter. 1963 erblickte er das Licht der Welt. Auch hier ist das Alter des Kits nicht unbedingt das Problem sondern auch hier hätte man etwas Feintuning der Form zugutekommen lassen können. Hat man aber leider nicht.
Hier gibt es drei grüne Spritzgussrahmen mit 27 Teilen und eine mehr oder weniger klare Kanzel. Die kleine Spit ist mit feinen erhabenen Nieten versehen. An der Unterseite der Tragfläche hat man immerhin die typische Form der Spitfire gut getroffen. In den 1990er Jahren schaffte man das bei der Mk. V leider nicht. Im Cockpit gibt es ein Gebilde aus Sitz und Boden. Eine Pilotenfigur rundet die Inneneinrichtung ab.
Unter der Tragfläche werden die passenden Kühler und Lufteinläufe angeklebt. Die beiden Auspuffstutzen werden von außen an den Vorderrumpf geklebt. Immerhin gibt es auch ein einzelnes Spornrad. Die Hauptfahrwerksräder werden aus zwei Teilen an das kombinierte Teil aus Fahrwerksklappe sowie Fahrwerksbein geklebt. Die Luftschraube besteht aus drei Teilen. Immerhin ist der Spinne separat vorhanden.
Decal: Der Decalbogen ist tadellos auf hellblauem Trägerpapier gedruckt. Es gibt für die beiden Junkers schöne Instrumentendecals. Wartungshinweise gibt es für alles vier Maschinen satt. Dieser Bogen ist auch neben der Ju 88A-1 der Höhepunkt des Bausatzes.
Bemalungen:
Fazit: Für knapp 40 € gibt es hier vier Bausätze. Die Ju 88A-1 ist das Highlight des Sets und ein weiterer ist der Decalbogen. Alter Wein in neuen Schläuchen ist nicht automatisch schlecht. Wenn man aber die Produktionsqualität vernachlässigt, dann kann es nichts werden! Rätselhaft ist für mich warum man nicht statt des alten Spitfire Bausatzes nicht eine Modifikation der neuen Mk. II hier benutzt hat. Den Level 5 gibt es hier zurecht, denn bei drei von vier Bausätzen muss jedes(!!!) Bauteil versäubert werden. Schade.
Volker Helms, Godern (November 2020)