Vorbild: Die North American "Mitchell" war ein zweimotoriger mittelschwerer Bomber des US-amerikanischen Herstellers North American Aviation. Der Prototyp mit der Werksbezeichnung NA-62 flog erstmals am 19. August 1940. Im Zweiten Weltkrieg wurden von 1941 bis 1945 insgesamt 9.984 B-25 produziert. Der Typ erhielt zu Ehren des Generals Billy Mitchell (1879-1936) den Beinamen Mitchell. Die Luftstreitkräfte der USA (USAAF), Großbritanniens, Australiens, Chinas, der Niederlande und der Sowjetunion setzten B-25 ein. Der wohl bekannteste Einsatz der B-25 war der Angriff von Lieutenant Colonel James "Jimmy" H. Doolittle auf Tokio, bekannt als Doolittle Raid, der am 18. April 1942 mit 16 B-25B von Bord des Flugzeugträgers USS Hornet gestartet wurde.
Die Varianten C und D waren die ersten wirklich in Massen erstellten Versionen der Mitchell. Sie unterschieden sich von ihren Vorgängern u.a. durch Autopiloten, Enteisungssysteme, 24-Volt Bordelektrik und größere Treibstoffvorräte sowie extra Waffen im Bug. Der Bug wurde im Feld oft noch mit weiteren festen Waffen aufgerüstet, um die Maschinen für Tiefangriffe (sog. strafing runs") gegen Bodenziele und Schiffe zu nutzen. Dabei wurde die Bugverglasung häufig übermalt und mit martialischen Symbolen wie grellbunten Tierköpfen von Raubvögeln, Drachen und Haifischmäulern versehen. Die speziell für Bodenangriffe entwickelte späteren Varianten B-25G und -H waren von Fabrik ab bereits mit Metallnasen versehen und trugen eindrucksvolle Bewaffnungen bis rauf zu 75-mm-Kanonen.Von der B-25 D wurden insgesamt 2290 produziert, C/D-Varianten flogen u.a. in Nordafrika, auf den Solomonen und in Burma. (zitiert nach Wikipedia).
Bausatz: Von 1977 bis 1999 waren die auch heute noch empfehlenswerten B-25J und -H-Kits von Monogram zur Mitchell the only game in town, dann kam Accurate Miniatures mit seiner B-25B auf den Markt, der etwas später eine -G und eine -C/D folgten. Diese wurden ebenfalls von Italeri, Doyusha und Academy aufgelegt. Hier liegt uns nun eine Wiederauflage dieser B-25 C/D in Revells typischer dekorativer aber unpraktischer Schüttbox vor mit einem Bild einer Mitchell der auf Papua-Neuguinea stationierten 345th Bomb Group im Abflug nach einem Bodenangriff.
In der Box finden sich in fünf leider nicht wiederverschließbaren Beuteln an acht Rahmen 200 sauber abgespritzte Teile in mittelgrauem Kunststoff, sowie 30 Teile an einem Klarsichtrahmen kratzsicher in einem kleinen Extrabeutel. Das in Italien gedruckte sehr kleine Decalblatt enthält nur Markierungen für zwei Flugzeuge plus Decals für die Instrumente. Wartungshinweise sucht man vergeblich.
Die Detailqualität der Teile ist fantastisch, die Oberflächen sind mit feinen Gravuren, feinsten versenkten Nieten und erhabenen Details übersät. Dem Cockpit und den hinteren Crewquartieren fehlt es bis auf Anschnallgurte an nichts. Ebenso sind der offen darzustellende Bombenschacht und der Rumpfrückenturm exquisit detailliert.
Zum Aufmunitionieren liegen vier verschiedene Bombentypen bei. Alle Ruderflächen und Klappen sind leider nur in der Neutralposition darstellbar, ebenso sind die Fahrwerksschächte, wie man es bei abgestellten Mitchells sieht bis auf eine kleine Klappe geschlossen abgegossen.
Die Räder sind leicht abgeflacht mit lesbaren "Goodyear"-Schriftzügen, sind aber beim Hauptfahrwerk ohne Beulen, während das ebenfalls abgeflachte Bugrad kleine Auswölbungen zeigt.
Die Motoren bestehen jeweils aus zwei Zylinderreihen und einem Kranz Zündkabeln, was bei der engen Öffnung der Motorhauben ausreichend sein dürfte. Für die frühen Mitchells gibt es Motorhauben mit nur einem Auspuffrohr, für die späteren, wie die D solche mit verteilt angeordneten einzelnen Hutzen. Apropos: die Motorhauben erscheinen vorn zu abgerundet und die Öffnung ist zu klein. Sicher kann dem ein wenig mit Schleifen und Spachteln abgeholfen werden, einfacher ist aber der Ersatz durch Resinhauben von Cutting Edge. Ein Club-Kollege empfiehlt sogar eine Tigercat von AMT oder Italeri zu diesem Behufe zu plündern, falls man nicht an den Resin-Ersatz gelangt!
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist im neuen Revell-Stil gehalten, poppig-bunt und in Hochglanz, sie enthält leider keine Angaben zur Historie des Vorbildes, jedoch einen zweiseitigen Teileplan und führt in 41 Schritten zum fertigen Modell. Es schließen sich zwei großformatige farbige 4-Seitenrisse für die zwei Decalvarianten an. Die Farbvorschläge beziehen sich wie gehabt nur auf die hauseigenen Farben, was bei mindestens drei Farben zu Mischorgien führt. Nicht einmal ein Hinweis auf andere Farbsysteme, wie er inzwischen bei den meisten anderen Herstellern üblich ist, findet sich irgendwo.
Als Decalvarianten gibt es zwei B-25D in Olive-Drab über Neutral Grey:
Fazit: Der Grundbausatz ist, von den Motorhauben mal abgesehen ein echtes Juwel! Revell hat dieses Klassemodell dem Quarterscaler nun wieder leichter zugänglich gemacht und dafür sei Dank. Ansonsten hat man sich in Bünde aber kein Bein ausgerissen, zwei Decalvarianten ohne Wartungshinweise finde ich dürftig. Aber zum Glück gibt es den Zubehörmarkt, wo man dann außer Decals auch gleich Gurte und bedruckte Instrumententafeln bestellen kann. Da ich eine gebaute B-25J von Monogram, mein Eigen nenne, würde ich mir als nächstes eine Wiederauflage von AccMins B-25G mit der typischen Blechnase und der schweren Bewaffnung wünschen!
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel, bei Revell direkt.
Utz Schißau (Berlin, August 2020)
Literatur:
McDowell, E., B-25 Mitchell, Aircraft No. 34, squadron-signal publications 1978;
Drendel, L., Walk Around B-25 Mitchell, Walk Around Number 12, squadron/signal publications 1997