Vorbild: Die Rockwell B-1 Lancer, seit der Übernahme von Rockwell International durch Boeing auch Boeing B-1 genannt, ist ein überschallschneller, strategischer Langstreckenbomber, der von der United States Air Force seit 1986 eingesetzt wird. Die Entwicklung des Flugzeugs begann bereits Mitte der 1960er-Jahre, jedoch wurde die B-1A nie in Dienst gestellt, das Projekt wurde 1977 gestoppt. Erst 1981 wurden die alten Pläne wieder aufgegriffen und zur heutigen B-1B Lancer modifiziert. Die ersten Maschinen wurden 1986 übernommen und flogen unter anderem Einsätze über Jugoslawien, Afghanistan und dem Irak. (nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Rockwell_B-1)
Bausatz: Den Bausatz der B-1B gibt es so gut wie unverändert seit 1983. Er ist und bleibt einer der von den Abmessungen her größten Plastik-Spritzgussbausätze, die erhältlich sind. In dieser Neuauflage hat Revell unter dem Titel "Platinum Edition" dem altehrwürdigen Plastik zwei Ätzteilsätze von Eduard beigelegt.
Doch zunächst zum Plastik. Die riesige Schachtel ist gut gefüllt. Beeindruckend sind die gewaltigen, in einem Stück gespritzten Rumpfober- und -unterhälften. Die Spritzlinge sind offensichtlich bei Produktion noch größer und wurden zerteilt, um überhaupt in den Karton zu passen. Sie sind in Tüten verpackt, und das ist gut so, denn die schiere Größe der Bauteile führt gern dazu, dass sich diese vom Gießast lösen und allein auf die Reise gehen.
Das Alter des Bausatzes bedeutet auch, das Revell auf einem sehr frühen Bauzustand der B-1B aufgesetzt hat. Insbesondere die Triebwerke, besonders die Schubdüsen, entsprechen nicht den aktuellen Flugzeugen. Wem das wichtig ist, der findet eine Reihe von Resin-Alternativen von passenden Herstellern wie Metallic Details.
Die Formen sind seit Anbeginn unverändert. Dies bedeutet versenkte Gravuren, die aber recht groß ausfallen. Bei einem Modell dieser Abmessung fällt das am Ende aber vermutlich nicht weiter auf. Ansonsten hat sich der Kit gut gehalten, Fischhaut gibt es an einigen Stellen, aber nichts Kritisches.Ab und an gibt es Sinkstellen, wo das Plastik beim Abkühlen geschrumpft ist. Die Rumpfoberfläche ist an einigen Stellen etwas rau - vor dem Lackieren würde das Modell von einem Durchgang mit Schleifpapier profitieren.
Das Fahrwerk kann ein- oder ausgefahren dargestellt werden, für letztere Variante sind in schwarzem Plastik Reifen an Bord. Ebenso lässt sich die Einstiegsleiter ausgefahren montieren. Damit das Modell am Ende nicht auf seinem Hintern sitzt, müssen 70 (in Worten: siebzig) Gramm Gewicht in die Nase gepackt werden. Was für ein Biest!
Die mitgelieferte Bewaffnung ist leider etwas einseitig und Kalter Krieg-lastig: 16 AGM-69 SRAM Lenkwaffen mit Atomsprengkopf stehen zur Bestückung der drei offen darstellbaren Waffenschächte zur Verfügung. Die Schächte sind leidlich detailliert und enthalten auch das Rotationsmagazin zur Aufnahme der Raketen. Konventionelle Munition, wie sie z.B. im Golfkrieg verwendet wurde, wird nicht mitgeliefert.
Die Klarsichtteile sind rauchgrau gefärbt, was realistisch aussieht, aber die Sicht in den bauartbedingt nicht besonders gut zugänglichen Innenraum weiter reduziert. Dafür gibt es auch Masken, die bei mir leider fehlten.
Als Bonus hat Revell die Ätzteilsätze 48857 und 49737 von Eduard beigelegt. Sie enthalten Details für Cockpit, Einstiegsleiter, Bombenschächte, Triebwerke und Rumpf und werten das allein durch seine Größe etwas grobe Modell sichtlich auf. Details zu den gibt es
Bauanleitung/ Bemalung: Die Bauanleitung ist gut und übersichtlich gestaltet. Wie bei allen Revell Bausätzen werden die Farben der Teile bereits in den Baustufen angegeben. Mit den beigelegten Decals lassen sich zwei Maschinen darstellen:
Fazit: Das Wichtigste, was man für diesen Bausatz braucht, ist Platz - sowohl für die Schachtel, als auch für das fertig gebaute Modell. Der Kit hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, lässt sich aber immer noch in ein beeindruckendes Modell verwandeln. Die Ätzteilsätze von Eduard tragen dazu ihren Teil bei. Das alles ist aber nicht unbedingt etwas für Anfänger - ein paar Bausätze Erfahrung sollte man schon mitbringen für dieses Monster!
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.
Christian Höcherl, Berlin (Oktober 2019)