Avro Shackleton MR.3

Revell 03873 Spritzguss - 1/72

Vorbild: Die Avro Shackleton entstand nach dem WK II als maritimes Patrolienflugzeug und zur U-Boot-Abwehr in Großbritannien. Avro hatte schon gewisse Erfahrungen, denn die Lancaster flog auch schon beim Coastal Command. Bei Avro entstand auf Basis der projektierten Lincoln Mk. III die Avro Shackleton. Das Flugzeug hatte den gleichen Flügel aber einen anderen Rumpf und Rolls Royce Griffon mit Sechs-Blatt-Propellern. Diese waren gegenläufig.


Der erste Prototyp der Mk. I VW126 flog am 09. März 1949 erstmals. Ein Jahr später flog die erste Serienmaschine. Der erste Auftrag lief über 29 Mk. I. Insgesamt entstanden von dieser Version 68 Exemplare, gefolgt von 19 MR. IA.

Als deutlich verbesserte Weiterentwicklung entstanden 80 MR. 2. Diese hatten einen deutlich verlängerten Rumpf und eine verbesserte Ausrüstung. Das war die typische Version der Shackleton. Für die Nachfolge der überalterten Short Sunderland Flugboot wurden weitere Shackleton benötigt. Hierfür wurde der Entwurf nochmals überarbeitet. So erhielt die MR. 3 ein Bugfahrwerk und eine verbesserte Tragfläche mit Endtanks. Diese Version flog erstmals 1955. Es wurden bis 1959 nur 33 MR. 3 gebaut.

Als Besatzungstrainer entstanden aus MR. 1A 17 T.Mk. 4. Ab 1971 wurden 11 MR. 2 mit dem AN/APS 20-Radar der Fairey Gannet AEW.3 in einem Behälter unter dem Rumpf ausgerüstet. Die Shackleton AEW. 2 waren die letzten mit einem Kolbenmotor angetriebenen Flugzeuge der RAF. Acht MR. 8 wurden an die Republik Südafrika verkauft. Die letzten britischen AEW Mk. 2 wurden im Juni 1991 außer Dienst gestellt.

Bausatz: Als Ende 2015 die erste neue Avro Shackleton bei Revell im Maßstab 1/72 erschien war die Freude groß. Fast gleichzeitig gab es von Airfix einen neuen Kit im gleichen Maßstab. Jeder der Bausätze hat seine vor und Nachteile. Allerdings lag Airfix bei den Versionen bisher vorn. Nun legte Revell mit der Bugradversion MR. 3 nach. Diese gab es bisher nur von Frog. Dieser Bausatz erlebte bis in die Gegenwart zahlreiche Wiederauflagen und in den 1990er Jahren auch von Revell.

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In der attraktiven aber total unpraktischen labbrigen Schüttbox befinden sich sehr gut verpackt zwölf hellgraue Spritzlinge mit 187 Teilen, zwei klare Spritzlinge mit 22 Teile ein Decalbogen und die übersichtliche Bau- und Bemalungsanleitung. Einige Bauteile sind schon aus den AEW. 2 Bausatz bekannt. Jetzt können aber auch gleich zwei Varianten daraus gebaut werden. So ist der Rüstzustand als Phase 2 und eine Phase 3-Maschine mit zusätzlichen Strahltriebwerken möglich. Darauf gilt es beim Bau zu achten.

Ansonsten sind die Bauteile sauber abgespritzt und haben feine Strukturen. Das Cockpit ist sehr ordentlich ausgestattet und da die Scheiben zu sind reichen die aus Decals zu erstellenden Sitzgurte völlig aus. Das Instrumentenbrett wird mit zwei Decals versehen. Weiter hinten im Heck gibt es eine offene Einstiegstür und hier hat man den dort sichtbaren Innenraum sehr gut detailliert.

Zwischen dem Bugstand und dem Cockpit sollen mindestens 30 Gramm Gegengewicht eingefügt werden. Nicht vergessen darf man vor dem Zusammenfügen des Rumpfes den Waffenschacht samt zweier Tragflächenholme. Scharfe Hinterkanten hat Revell bei den Höhenrudern und den kleinen Trimmruder beim Seitenleitwerk realisiert. Die Ruder sind teilweise nach dem Zusammenbau beweglich gestaltet. Das erleichtert die Präsentation des fertigen Modells.

Bei den äußeren Triebwerksgondeln gibt es je nach Vorbild die passende Option. So kann man eine Phase 3 Shackleton mit Viper-Strahltriebwerk bauen. Spätestens hier muss man sich für eine der beiden Decalvarianten entscheiden. Übrigens passen die Gondeln sehr gut in die Aussparungen in der unteren Tragfläche. Die Fahrwerksschächte in den inneren Triebwerksgondeln sind toll detailliert. Der Zusammenbau des Hauptfahrwerks ist durch die komplexe Konstruktion des Originals nicht so leicht aber Revell liefert eine hilfreiche Skizze mit.

Im Rumpfbug kann man ggf. die Bewaffnung weglassen. Hierfür gibt es ein Alternativteil. Der große Waffenschacht kann offen, allerdings ohne weitere Abwurfwaffen, oder geschlossen bleiben. Die Landeklappen können auch in ausgefahrener Position angeklebt werden. Beim Phase 3-Modell sind allerdings die Alternativteile zu benutzen. Teil 144 kommt dann hinter die Viper-Gondel. Bei mir hatten beide Teile allerdings Sinkstellen.

Die Drei-Blatt-Luftschrauben bestehen aus jeweils einem Teil. Das erleichtert den Zusammenbau. Natürlich sind die Spinner separat. Im letzten Arbeitsschritt werden die filigranen Antennen angeklebt. Die sehr klaren Klarsichtteile werden alle von außen in die Öffnungen eingeklebt. Das erleichtert die Montage deutlich.


Der Decalbogen ist tadellos im Register gedruckt. Die roten Punkte in den Korkaden gibt es einzeln. Wartungs- und Warnhinweise gibt es satt. Bei den Farbhinweisen bezieht sich Revell leider nur auf das eigene Farbsystem. Hier hätte ich mir noch die Originalen britischen Farbtöne gewünscht.

Bemalungen:

  1. Shackleton MR. 3 (Phase 2), rote 206/S der 206. Squadron RAF, Kinloss in Schottland, 1965;
  2. Shackleton MR. 3 (Phase 3), rotes J der 42. Squadron RAF, St. Mawgan, Corwall, 1970.

Fazit: Revell liefert hier einen wunderschönen Bausatz der Shackleton MR. 3 in Phase 2- und Phase 3-Konfiguration im Maßstab 1/72 ab. Da kann man von dieser Grundvariante noch frühen Maschinen sowie die südafrikanischen Exportexemplare mal bei Gelegenheit herausbringen. Jetzt fehlen im Hause Revell noch die normale MR. 2 und, man darf ja mal träumen, eine MR. 1 oder gar T. 4! Denn AlleyCat hat offensichtlich die Varianten MR. 1/1A und T. 4 aus dem Angebot genommen. Die hatte ich im November 2018 dort bestellt und bezahlt. Bis heute kam außer zwei Beschichtigungs-Emails nichts bei mir an! Also Vorsicht!

Literatur:

Avro Shackleton
WARPAINT Series No. 6
Allan W. Hall
Warpaint Books;
Avro Shackleton - The RAF's Cold War Sub Hunter
Aeroplane Icons No. 21
Tim McLelland
Key Publishing 2015
ISBN 978-1-910415-22-1;
Avro Shackleton - Guardian oft the Sea Lanes
Richard A. Franks
Dalrymple & Verdun 2005
ISBN 1905414013

Volker Helms, Godern (September 2019)