Vorbild: Im sogenannten Siebenjährigen Krieg (1756-63) führten alle europäischen Großmächte Krieg gegeneinander. Die Haupkontrahenten waren allerdings Preußen unter Friedrich II. (der Große) und Österreich unter Maria Theresia. Während Preußen bemüht war, das gerade eroberte Schlesien zu halten und zu einer der Großmächte Europas aufzusteigen, ging es Maria Theresia darum, Preußen zu isolieren und es als fünfte Großmacht in Europa zu verhindern. Nach vielen verlustreichen Schlachten beendete am 15. Februar 1763 der Friedensvertrag von Hubertusburg den Krieg zwischen Preußen und Österreich, und man kehrte zum Status quo ante bellum (Zustand vor Beginn des Krieges) zurück. Der Preis, den Preußen für die Erringung der Großmachtstellung bezahlen musste, war allerdings erschreckend hoch. Rund 180 000 Soldaten fielen in den Schlachten, und auch die Zivilbevölkerung hatte viele Opfer zu beklagen.
Bausatz: Revell erweitert mit diesem Produkt seine Modellreihe von historischen Figuren im Maßstab 1/72. Wer allerdings einen Bausatz erwartet, wird wohl enttäuscht sein. Es handelt sich durchgängig um Fertigfiguren. Dioramenbauer werden sich jedoch freuen, ermöglichen die Figuren doch die Darstellung einer Schlachtszene des Siebenjährigen Krieges. Revell gibt den "Bausatz" mit dem hauseigenen Skill-Level 4 (erfahrene Modellbauer) an. Normalerweise werden damit die Anzahl der zu verbauenden Teile bewertet, hier vermute ich aber eher, dass sich der Level auf die Bemalung bezieht.
Die Figuren werden in der revelltypischen Schüttbox geliefert. Das Deckelbild zeigteine Kampfszene zwischen Preußen und Österreichern. In einer Plastiktüte sind vier Gussrahmen (zwei und zwei) enthalten. Insgesamt gibt es 95 Figuren, zwei Pferde und eine Trommel. Die Soldaten sind aus weißem Plastik (vermutlich ABS oder Weichplastik und nicht Polystyrol) gespritzt und weisen einen recht hohen Detailierungsgrad für diesen Maßstab auf. Fertigungsbedingt gibt es natürlich einige Grate die entfernt werden müssen. . Gut ist der Hinweis auf dem Karton, die Figuren vor dem bemalen gründlich zu entfetten, da es gerade bei dieser Art von Plastik zu Farbabplatzern kommen kann. Leider sind Preußen und Österreicher auf den Spritzlingen bunt verteilt und müssen erst einmal sortiert werden. Eine Bauanleitung gibt es natürlich bei Fertigfiguren nicht.
Bemalung: Auf dem Karton gibt es Bemalungsvorschläge für vier Figuren (zwei Preußen, zwei Österreicher). Deshalb ist es ratsam im Internet oder Sachbüchern nach der korrekten Uniformierung zu suchen. In den Bemalungsvorschlägen werden immerhin 11 Farben aus dem Revell-Aqua Sortiment angegeben, was vielleicht auch Level 4 rechtfertigt.
Fazit: Dieses Produkt als Bausatz zu bezeichnen ist doch ein wenig weit hergeholt, dafür ist es aber für Dioramen hervorragend geeignet. Da die Bemalung doch einiges abverlangt (Pinsel 0 oder gar 00 ist Pflicht) eher etwas für den erfahrenen Modellbauer. Als ganz großes Manko empfinde ich das Fehlen jeglicher Info zu den zwei Regimentsfahnen. Hier hätte Revell zumindest Bilder liefern müssen. Noch besser wären natürlich passende Decals gewesen. Da die Motive sehr komplex sind, wird nichts anderes übrigbleiben, als auf Vorlagen aus dem Internet zurückzugreifen, da ein Selbstbemalen sogar dem Profi schwerfallen dürfte.
Zu kaufen ist der Bausatz im Fachhandel oder bei Revell direkt.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow (Juni 2017)
Literatur
Heere und Waffen 05: Die langen Kerls - Die preußische Riesengarde 1675/1713-1806, Uniformkunde von Richard Knötel
Einige Ergänzungen von Tom Klose: "Die Figuren sind nicht bunt auf den Spritzlingen verteilt, sondern der obere Spritzling stellen die Preußen, der untere Spritzling die Österreicher dar. Leider sind beide in weiß, was für die Bemalung vielleicht vorteilhaft ist. Beide Seiten hatten Dreispitzhüte und Grenadiermützen, daher sind sie nicht so gut zu unterscheiden...
Die Figuren sind übrigens eine Wiederauflage aus den 1990ern, genauso wie die ebenfalls erschiene Reiterei aus den Siebenjährigen Krieg."