75. Jahrestag des 'D-Day'

Revell 03352 - 1/72

Vorbild: "Dieses Modellbauset würdigt den Jahrestag des D-Day, der wohl wichtigsten Operation des Zweiten Weltkriegs. Vor 75 Jahren landeten dabei tausende alliierte Soldaten an den Stränden der Normandie und begann damit die Befreiung Europas." Kurzfassungen können nicht alle Facetten eines Ereignisses wiedergeben, das muss man auch der revellschen Fassung zu Gute halten. Es entschuldigt jedoch nicht die groben Fehler.

Der D-Day ist der Beginn einer militärischen Operation, in diesem Fall der Invasion der Westalliierten der Anti-Hitler-Koalition ab dem 6. Juni 1944 in der Normandie, und nicht die Operation selbst. Operation Overlord (Deckname für die Landung) führte im Westen Europas zur Errichtung der zweiten Front gegen das Deutsche Reich. Die Landung vorwiegend mit Hilfe von Schiffen und massiver Luftunterstützung erfolgte im Wesentlichen an der französischen Küste des Ärmelkanals östlich von Cherbourg in der Normandie. Der erste Tag wird auch D-Day (evtl. nach dem Wort Débarquement) oder der längste Tag genannt. (weiteres siehe) Diese Operation beschleunigte die Befreiung Europas. Die Grundlage dafür wurde an der deutsch-sowjetischen Front, beginnend mit der Schlacht um Stalingrad, gelegt.

Bausatz: In einem großen, etwas instabilen Karton befinden sich zwei Flugzeug- und zwei Panzerbausätze, eine 33 x 46cm große Dioramaplatte sowie die Bauanleitung. Alle Bausätze sind bereits einzeln erschienen. Deren Auswahl für das Set ist jedoch nicht gut überlegt/ recherchiert worden.

North American P-51B Mustang III: Das 1940 entwickelte Flugzeug besaß anfangs keine überragenden Flugleistungen, was sich jedoch mit dem Einbau des britischen Flugmotors Rolls-Royce Merlin und weiteren Verbesserungen grundlegend änderte. Infolge der ausgezeichneten Flugleistungen und der sehr hohen Reichweite gilt die Mustang als eines der besten Jagdflugzeuge des Zweiten Weltkrieges. Vom zweiten Serienmuster P-51B hatten die an die RAF gelieferten Maschinen eine abgeänderte Kabinenhaube, wodurch die Sicht verbessert wurde.

Die 45 Teile des erstmals 1999 erschienenen Bausatzes befinden sich an drei grauen Gussästen. Hinzu kommt die einteilige Cockpithaube. Die Gravuren sind sauber, was man leider nicht von allen Kleinteilen sagen kann, die etwas Flash aufweisen. Die Cockpitdetaillierung (Abziehbildinstrumentenbrett) ist durch die geschlossene Haube ausreichend.

Es gibt Abziehbilder für eine Maschine der 129. Squadron, die am D-Day zum 133 (Polish) Wing gehörte. Wartungshinweise sind nicht vorhanden und die Farbe des Staffelcodes ist auch falsch (war schon besser).

Messerschmitt Bf 109G-10: Um mit den höheren Geschwindigkeiten und Höhenleistungen der alliierten Flugzeuge mithalten zu können entstand ab 1942 bei Messerschmitt die G-Serie. In der Nachfolgezeit wurde das Grundmuster ständig überarbeitet. Die Bf 109G-6 war das meistgebaute G-Muster, die Bf 109 G-10 die letzte in nennenswerten Stückzahlen gebaute Variante. Um die geforderten höheren Leistungen zu bringen entwickelte Daimler-Benz den DB 605 D mit dem MW-50 Einspritzsystem. Die ersten Maschinen wurden im Herbst 1944 an die Truppe geliefert.

Der Bausatz kommt mit 36 grauen (zwei Äste) und einem Klarsichtteil daher. Die Gravuren sind sauber, was man leider nicht von allen Kleinteilen sagen kann, die etwas Flash aufweisen. Die Cockpitdetaillierung (Abziehbildinstrumentenbrett) ist durch die geschlossene Haube ausreichend. Einziges größeres Manko ist der zu kleine Propellerdurchmesser.

Die Abziehbilder liefern Material für eine Maschine des JG 26. Dazu passt aber das rot-weiß-rote Rumpfband nicht. Das wird dem JG 6 zugeordnet und dieses erst im Juli 1944 aufgestellt. Weder der Bausatz noch die Abziehbilder sind daher für das Anliegen des Sets geeignet. Warum hat Revell nicht auf seine Fw 190A zurückgegriffen?

M4A1 Sherman: Der M4 wurde 1941 entwickelt und seit Februar 1942 in Serie produziert. Bewaffnung und Panzerung waren aber eher durchschnittlich. Sein großer Vorteil waren die vertikal stabilisierte Kanone die niedrigen Herstellungskosten und die breit angelegte Produktion mit weitgehender Standardisierung der Bauteile. Monatlich sollen 2000 Stück produziert worden sein. Aufgrund der vielen an der Produktion beteiligten Firmen wurde der M4 zeitgleich mit verschiedenen Motoren ausgestattet, was zu Qualitätsunterschieden führte. Die frontale Panzerung betrug 91 mm an der Kanonenblende, 76 mm an der Turmfront und 63 mm am Wannenbug. Dies war ausreichend für den Einsatz in Nordafrika 1942/43, machte den Sherman aber im weiteren Kriegsverlauf zunehmend verwundbar. Wie bei allen amerikanischen Panzern des Zweiten Weltkrieges verfügte der Kommandant über einen 360°-M6-Winkelspiegel zur Beobachtung des Gefechtsfeldes unter Panzerschutz.
Eine bekannte Schwäche der frühen M4 war die leichte Entzündbarkeit der Munition nach einem Treffer, was dann auch den Motor in Brand setzte. Erst bei den ab Anfang 1944 hergestellten M4 wurde diese Schwäche durch die Anbringung von Wasserbehältern an den Stauräumen der Munition gelöst.

Die drei grünen Gussästen stammen aus dem Matchboxfundus. Alle Teile sind sauber wiedergegeben. Leider hat man sich damals bei der Kanone etwas vertan. Es kann weder die Kanone mit oder ohne Mündungsfeuerdämpfer dargestellt werden. Auch sieht der Turm für die angegebene Variante etwas komisch aus. Die Ketten liegen als Segmentketten bei was wiederum gut ist.

Die Bauanleitung führt wie gewohnt in übersichtlichen Schritten zu dem fertigen Modell.

Pz.Kpfw. IV H: 1934 legte das Heereswaffenamt als Ausstattung der Panzerdivisionen festlegte. Drei Kompanien sollten einen Wagen mit panzerbrechender Kanone erhalten (Panzer III). Die vierte Kompanie sollte mit einem Unterstützungsfahrzeug ausgerüstet werden, das mit seiner großkalibrigen Waffe Ziele bekämpfen sollte, für welche die kleinere panzerbrechende Waffe des Panzers III ungeeignet war. Aus dieser Überlegung heraus entstand der Panzerkampfwagen IV.
Im April 1943 begann die Auslieferung der "Ausführung H", die lange KwK 40 L/48 war serienmäßig verbaut und die vordere Grundpanzerung der Wanne betrug nunmehr 80 mm. Leicht veränderte Leiträder und mit austauschbaren Zahnkränzen versehene Antriebsräder kamen zum Einbau. Aufgrund Materialmangels wurden teilweise die gummibereiften Laufrollen durch Stahllaufrollen ersetzt. Die Fahrzeuge wurden serienmäßig mit Seitenschürzen ausgeliefert. Es handelte sich dabei um 5 mm starke Platten, die an der Wanne abnehmbar und am Turm fest angebracht waren und vor Panzerbüchsen schützten.

Die 204(!) Teile der vier beigen Gießäste sind schon eine gewisse Herausforderungen. Alle Teile sind sauber wiedergegeben. Gebaut werden kann eine Version mit geschweißten Leiträdern und gummilosen Stützrollen. Die Ketten liegen als Segmentketten bei. Die Angüsse liegen auch günstig, so dass man die Teile ohne große Probleme heraustrennen kann. Nur bei den kleinen Teilen und den Antriebsrädern muss man aufpassen, dass man nicht zu viel abschneidet.

Die Bauanleitung führt wie gewohnt in übersichtlichen Schritten zu dem fertigen Modell. Angeboten wird ein Fahrzeug der Panzerlehrdivision.

Die Grundplatte bietet als Gestaltungselemente eine Brücke, eine Hausruine und eine ringförmige Stellung. Für die Flugzeuge gibt es zwei Ständer. Will der Modellbauer mehr Dynamik, sollte er einige Figuren dazustellen und sich für die Flugzeuge Piloten beschaffen.

Fazit: Die anfängerfreundlichen Bausätze bieten eine gute Grundlage für einen ersten Dioramaversuch. Das Kombiset mit historischem Bezug ist eine gute Idee, die leider nicht gut umgesetzt wurde. Die Auswahl der Modelle und deren Dekoration geht zum Teil daneben. Gerade für junge Bastler sollten die Informationen über den historischen Hintergrund etwas umfangreicher ausfallen. Politikal correctness kann man auch übertreiben. Der historisch unbedarfte Jugendliche könnte beim Betrachten des Kartons auf die Idee kommen, dass das 3. Reich schwarz-rot-gold als Staatsfahne hatte oder die BRD bei "Overlord" dabei war.

Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder bei Revell direkt.

Jan + Jürgen Willisch (Dezember 2019)