Vorbild: Spätestens nach Abschluss des Münchener Abkommens machte sich die britische Marine keinerlei Illusionen betreffs eines längeren Friedens mit Deutschland mehr. Jetzt erwies sich die zuvor getätigte Duldungspolitik und vor allen der Abschluss des Londoner Flottenabkommens als sehr nachteilig denn letzteres erlaubte Deutschland offiziell den Bau von U-Booten. Aus der bitteren Erfahrung des Ersten Weltkrieges wusste die Royal Navy, dass sie bei einem neuen Krieg schnell sehr viele Schiffe für den Geleitdienst benötigen würde und gab daher noch 1938 die Entwicklung entsprechender Fahrzeuge in Auftrag. Neben den - später in sehr großer Stückzahl produzierten - Geleitzerstörern der Hunt-Klasse wurden als kleinere Alternative auch die Korvetten der Flower-Klasse entwickelt. Um Zeit und Kosten bei der Entwicklung zu sparen, griff man beim Rumpf und Antrieb u.a. auf wesentliche Merkmale von bewährten Walfangschiffen zurück. Bereits am 25.07.1939 wurden die ersten 26 Schiffe bestellt und kurz vor Kriegsbeginn, am 31.08.1939 folgten weitere 30. Innerhalb nur eines Jahres wuchsen diese Bestellungen auf 225 Exemplare an, gefolgt von weiteren 69 einer leicht modifizierten Version. Einige davon wurden während des Baus gestrichen aber letztendlich wurden 285 (nach a. Q. 267) auf britischen und kanadischen Werften gebaut und auch Deutschland stellte 4 dieser Schiffe (welche man 1940 halbfertig in Frankreich erbeutet hatte) noch stark umgebaut bis 1944 in Dienst. Neben der Bezeichnung Flower waren oft auch die Namen Gladiolus bzw. seltener Temptress Class üblich.
War das ursprüngliche Standardmodell noch 62,5m lang, 10,1m breit und verdrängte 925ts, so war das modernisierte Modell mit 63,4m geringfügig länger und verdrängte 1025ts. Die recht veraltete Kolbendampfmaschine beschleunigte die Schiffe auf nur 16 Knoten, bei Marschfahrt betrug die Reichweite 3500 Seemeilen. Die Bewaffnung bestand bei Baubeginn serienmäßig aus 1x102mm Geschütz auf der Back, 2x 12,7mm MGs hinter dem Schornstein, 2x 7,7mm MGs einzeln neben der Brücke und 2 Ablaufgerüsten für 40 Wasserbomben am Heck. Im Verlaufe des Krieges wurde die Bewaffnung zur U-Boot- und Flugzeug-Abwehr immer mehr verstärkt – letztere vor allen auf den Schiffen welche im Mittelmeer eingesetzt waren. So kamen bald, statt 40, bis zu 70 Wasserbomben sowie zusätzlich an den Seiten paarweise 2 oder gar 4 herkömmliche Wasserbombenwerfer an Bord und später neue Hedgehog-Werfer, mehrere 40 und/ oder 20mm-Flak-Geschütze sowie verbesserte Sensoren und Radargeräte.
Ursprünglich nur für den Einsatz in Küstennahen Gewässern gedacht, mussten diese Schiffe von Anfang an überall im Geleitdienst aushelfen bis eine ausreichende Anzahl von Geleitzerstörern zur Verfügung stand. Für die 85 (mod. Version bis zu 90) Mann der Besatzung gab es nur wenig Platz und der Einsatz in den kalten und stürmischen Gewässern des Nordatlantiks forderte ihnen sehr viel ab da viele Stationen völlig ungeschützt Wasser und Wind ausgesetzt waren. Die Schiffe galten daher als sehr „nass“, „kalt“ und „unsanitär“ und ihr Seeverhalten war, selbst bei mittleren Wellengang, bestenfalls genügend. Dazu kam auch, durch die geringe Größe der Schiffe und das oftmals kalte Einsatzgebiet, dass Minen und Torpedotreffer bei Schiffen der Flower –Klasse stets zu sehr hohen Personalverlusten führten. Dennoch blieben sie bis Kriegsende bei der Royal Navy und einiger mit dieser verbündeten (auch Exil-) Marinen (Kanada, Polen, Norwegen, Niederlande, Freies Frankreich, Neuseeland, Griechenland und der Coast Guard der USA) im Dauereinsatz. Bei 33 Eigenverlusten durch Feindeinwirkung (Gesamtverluste 36) fielen ihnen mind. 47 deutsche und 4 italienische U-Boote zum Opfer.
Bei Kriegsende waren die Schiffe durch 5 Jahre Dauereinsatz oftmals zu verschlissen bzw. stark abgenutzt, wurden schnell ausgemustert und verschrottet. Nur noch wenige wurden an weitere Länder abgegeben und auch dort nur noch für einige Jahre weiterverwendet. Heute existiert lediglich noch eines dieser Schiffe, die kanadische HMCS Sackville. Die HMS Anchusa (K186) gehörte zu einer Bestellung Frankreichs bei der Werft Harland & Wolf und ging unter britischer Flagge in Dienst. Es erfolgten einige Einsätze im Atlantik. Nach dem Krieg ging es in die Reserve und wurde nach dem Krieg als Silverlord und ab 1954 als Sir Edgar eingesetzt. Am 18. Januar 1960 sank das Schiff. Es wurde geborgen und auf Mauritius verschrottet.
Bausatz: Die Flower-Class-Corvette HMS Anuchusa ist eine sehr interessante Neuheit von MirageHOBBY in 1/350. Man plant in der Zukunft noch weitere Schiffe dieser Klasse herauszubringen. In einem attraktiven Stülpkarton befinden sich gut verpackt drei graue Spritzlinge mit insgesamt 189(!) Teilen, einen kleinen Decalbogen, eine mehrfarbige Bemalungsanleitung und die Bauanleitung.
Die Bauteile sehen recht ordentlich aus. Einzig bei einem Rumpfteil kann ich eine leichte Delle wahrnehmen. Ansonsten sind die Teile gut gespritzt und auch z.T. sehr winzig. Hier und da gibt es ein wenig überstehendes Material. Dieses beeinträchtigt den Bau kaum. Der Rumpf entsteht traditionell aus zwei Hälften und ist nicht in der Wasserlinie geteilt. Das vereinfacht den Bau, denn es ist einfacher die Säge anzusetzen als stundenlang zu schleifen.
Die Bauanleitung entstammt einem CAD-Programm und ist sehr übersichtlich. Der Bau beginnt natürlich mit dem Rumpf. Das Ruder wird beweglich eingesteckt. Die Aufbauten entstehen modular. Diese werden dann mit z.T. winzigen Kleinteilen detailliert. Selbst die Bewaffnung ist gut getroffen. Das gilt auch für die teilweise vorhandene aus Holz bestehenden Deckstruktur.
MirageHOBBY liefert auch noch einen Plan für die Takelage. Sehr gelungen ist der mehrfarbige Bemalungsplan mit Erläuterungen in Englisch und Polnisch. Hier bleiben keine Fragen offen. Die Decals sind tadellos auf hellblauem Trägerpapier.
Bemalung:
Fazit: Ein gut gemachter Bausatz der Flower-Class-Corvette in 1/350. Dieser sei dem erfahrenem Schiffsmodellbauer sehr zu empfehlen.
Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt
Volker Helms, Godern (Februar 2013)