Als Ergänzung zu den zahlreichen Bundeswehrfahrzeugen in 1:35, die derzeit auf dem Markt erhältlich sind, hat MiniArt einen neuen Satz Fahrzeugbesatzungen herausgebracht. In dem Karton befinden sich 56 Teile zum Bau von fünf Figuren. Die Qualität des Spritzgusses ist gut und die Teile lassen sich dank des harten Materials gut schneiden und kleben. Grat gibt es leider einigen, dafür liegen die wenigen vorhandenen Auswerferstellen in nicht sichtbaren Bereichen. Die Details sind für Plastik sehr gut hervorgehoben, zwei Köpfe wurden sogar durch Slidemold gegossen.
Wirklich sehr gut gelungen sind der Faltenwurf der Uniformen, die Molleschlaufen der Schutzwesten und auch die fünf verschiedenen Gesichter - aus Resin würden sie kaum besser aussehen! Um Hinterschneidungen zu erreichen, wurden die Figuren mehrfach aufgeteilt. Hier hebe ich besonders die separaten Umlegekragen der Panzerkombis und den Shemag (Halstuch) hervor. Die Körperhaltungen sind trotz der vielen Teile aber nur eingeschränkt veränderbar, da die charaktervollen Posen nur wenig Spielraum zulassen. Was nicht enthalten ist, sind das auf dem Karton gezeigte MG 3 und die Kabel für die Sprechsätze nebst den dazugehörigen Metallklammern zum Befestigen an der Uniform. Die Kabel lassen sich aber leicht aus Draht erstellen sowie spiralförmig drehen und sehen dann auch realistischer aus als Spritzguss. Die Metallklammern kann man in dem Maßstab ebenfalls leicht selber herstellen. Insgesamt dürfte der Zusammenbau aber mit einigen wenigen Nacharbeiten schnell von statten gehen.
Die Besatzungsmitglieder haben überwiegend entspannte, sogar lümmelnde Haltungen. Alle Figuren tragen Panzerkombis, davon zwei Soldaten mit Schutzweste und digitalem Sprechsatz in der neu ausgeführten Panzerhaube. Die sitzende Frau trägt einen Sprechbügel auf ihrem Barett, die anderen beiden Soldaten stehen in ihrer Luke und tragen die alten Panzerhauben mit Lederbesatz. Gut ist, dass die Köpfe untereinander austauschbar sind. Wer sein Fahrzeug mit diesen Figuren ausstatten möchte, sollte vorher recherchieren, welche Kopfbedeckung er nehmen kann. Die neuen Panzerhauben kommen bisher auf nur wenigen modernen Fahrzeugen, wie dem Boxer, Puma oder dem Leopard 2A6M+ oder höher, zum Einsatz, wobei hier auch beachtet werden muss, dass Besatzungen gerne auch den normalen Feldanzug tragen. Ansonsten werden immer noch die analogen Sprechsätze in Form von Bügel oder der alten Haube getragen. Letztere werden von vielen Soldaten aber nur ungern getragen und durch Bügel ersetzt.
Was ich nicht gelungen finde, sind die Staubschutzbrillen aus grauem Plastik. Hier wären Klarsichtteile sinnvoller gewesen. Wer die Teile aus dem Bausatz nutzen möchte, kann diese, bis auf den Soldaten am MG, aufbohren und mit klarem Material auffüllen. Übrigens werden auch die dienstlich gelieferten Korbschutzbrillen, wie sie den beiden Soldaten mit den alten Hauben beiliegen, und die dienstlichen Handschuhe nur ungern von Soldaten getragen und oftmals durch andere ausgetauscht.
Zur Bemalung dient der Karton als Hilfe. Auf der Rückseite gibt es die Farbangaben von sieben Herstellern sowohl für das normale Flecktarn, als auch die Tropenausführung. Aufpassen sollte man mit der Farbe der Litzen auf den Schulterstücken. Das Deckelbild stellt diese z.T. falsch dar: Kampfpanzer-Besatzungen (schwarzes Barett und Panzer auf dem Abzeichen) tragen rosa Litzen. Decals z.B. für die Flaggen an den Ärmeln, Dienstgradabzeichen, Namensbänder oder Patches sind leider keine enthalten.
Fazit: Der Figurensatz ist eine Bereicherung für viele Bundeswehrfahrzeuge, um ihnen mehr Leben einzuhauchen. Die gute Detaillierung hilft deutlich beim Bemalen. Wünschenswert wären noch Decals und weitere Ersatzköpfe z.B. mit Feldmütze oder Barett.
Erhältlich dieser Bausatz für ca. 12 Euro im Fachhandel oder bei Glow2B (zu erreichen www.glow2b.de).
Philip Koch, Godern (Dezember 2017)