Nachdem uns MiniArt schon seit einiger Zeit mit Eisenbahnzubehör in 1/35 als Dioramenzubehör erfreut, lag es nahe das man den endgültigen Schritt geht und ein Güterwagenmodell in diesem Maßstab herausbringt. Glücklicherweise hat sich MiniArt entschieden nicht den x-ten G10 oder Ssym aufzulegen - man entschied sich in Kiew für das sehr naheliegende und neue - einen gedeckten Güterwagen der sowjetischen Eisenbahnen.
Über das Original was zu finden erwies sich für mich leider als vergeblich. Das angeblich allwissende Netz der Netze gibt über diesen Waggon auch nicht viel her.
Auf insgesamt zehn verschiedene Kunststoffrahmen, von denen die meisten zweimal und einige bis zu vier Mal vorhanden sind, verteilen sich die Teile aus denen das Modell dieses Güterwagen entsteht. In der als DIN A4 großes 16-seitiges Heft gestalteten Bauanleitung warten gut versteckt und dadurch auch sicher verpackt ein Decalbogen sowie ein kleiner, stabiler Umschlag mit einigen sinnvollen Ätzteilen darauf verarbeitet zu werden.
Die Bauanleitung führt in zweiunddreißig Schritten zum fertigen Modell, wobei man sich ziemlich bald dafür entscheiden darf ob man sein Modell als deutsche Beute oder im sowjetischen Original baut.
Sprich man muss die Entscheidung treffen russische Breitspur oder europäische Normalspur. MiniArt hat für beide Spurweiten Gleise im Programm, dem Bausatz ist ein Gleis in europäischer Normalspur beigefügt. Die Schwellen von denen 20 Stück beiliegen zeigen sich verschieden gemasert und mit Rissen im Holz versehen, so dass man durchaus einen abwechslungsreich gestalteten Gleiskörper bauen kann.
Die Nachbildung der beiliegenden Schienenbefestigungen, Kleineisen und Schienenverbinder finde ich absolut ausreichend. Die Schienenstücke selbst sind ca. 17 cm lang, da vier Stück davon beiliegen erhält man im Ergebnis ca. 35 cm Gleis, was für den Güterwagen absolut ausreichend ist.
Das Fehlen einer Bremseinrichtung ist keine Sparmaßnahme, bis in die vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts war es durchaus üblich das nicht alle Güterwagen in einem Zug eine Bremseinrichtung hatten, dafür gab es dann zum einen spezielle Bremswagen die in den Zug eingereiht wurden, bzw. hatte der damals in Güterzügen noch übliche Zugführerwagen diese Aufgabe zu übernehmen.
Was in der Waggonmitte für einen Bremszylinder gehalten werden könnte ist die Befestigung der Zugeinrichtungen.
Der Zusammenbau wird mit dem Rahmen des Waggons beginnen der, abgesehen von den Abmessungen und dem Material, einem Eisenbahnwaggon entspricht. Nix mit vereinfachter Darstellung. Dadurch lassen sich mit dem Bausatz und der Phantasie des Modellbauers alle Zustände darstellen welche so ein Waggon mitmachen kann, oder eben auch nicht mehr mitmacht.
Sämtliche Türen und Lüftungsklappen des Aufbaus lassen sich offen oder geschlossen darstellen. Die Aufbauteile sind beidseitig geprägt, so das der Blick nicht in eine leere Höhle fällt. Wenn ich mir die Aufteilung der Bauteile anschaue habe ich den Verdacht das die Kupplung bei sehr vorsichtigem Einsatz von Klebstoff funktionsfähig bleiben könnte.
Das der in Fahrrichtung rechte Puffer gewölbt sein sollte ist der einzige an dem Bausatz zu verbessern wäre. Dafür hat MiniArt aber an die Sicherungshaken für die Kupplung gedacht, welche bei einem Bruch der Kupplung eine sofortige Zugtrennung verhindern sollten.
Im Endstadium kann der Waggon in sechs verschiedenen Varianten dargestellt werden:
Wobei in der Bauanleitung deutlich darauf hingewiesen wird das die beiden letzten Varianten für die russische Breitspur vorgesehen sind.
Fazit: Sehr empfehlenswert! Wenn man jetzt noch Träumen darf, wäre der Wunsch nach diesem und den anderen Waggon und Zubehörbausätzen in 1/72.
Erhältlich sind die Bausätze von MiniArt im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b.
Roland Schmidt, Kornwestheim (Juli 2019)