Vorbild: Es handelt es sich um Crash Tender mit der Fighting Vehicle (FV) Number 14161. Dieser wurde auf das 6 x 6 Lkw-Fahrgestell des Thorneycroft 5-tonners mit dem schönen Eigennamen Nubian aufgebaut. Den Aufbau erledigte SUN - ein Spezialist für britische Feuerwehrfahrzeuge. Diese wurde speziell für die Royal Navy konzipiert und besitzt auf besondere Forderung derselben noch den relativ antiquierten Aufbau aus dem Wk II mit dem Löschmonitor nach hinten. Das ist inzwischen nicht mehr üblich, aber die Royal Navy wollte es damals so und gab sogar noch eine 4x4 Variante in Auftrag. Das hier vorgestellte Fahrzeug führte einen Wasservorrat von 4500 Litern und 250 Liter Schaumbildner mit und war dann fast 13 Tonnen schwer. Die Fahrzeugkabine war für eine Besatzung von 5 Mann ausgelegt, die im Einsatzfall jedoch meist gleich aufgesessen agierten. Die Nubian SUN 6x6 gingen 1962 auf nahezu allen Naval Air Stations in Dienst. Einige davon befanden sich damals noch in Übersee. Völlig unklar ist die Anzahl der gebauten Fahrzeuge und wie lange sie in Dienst blieben. Auf jeden Fall gelangt derartiges ausgesondertes Militärgerät in die Luftwaffen anderer Staaten und, da preiswert, auch auf normale zivile Flugplätze, wenn die internationalen Vorschriften für die Bereitstellung von Löschfahrzeugen eingehalten werden sollen. Unglücklicherweise ist das Fahrzeug kaum dokumentiert und das Internet gibt dazu quasi nichts her. Das erschwert insgesamt den Bau unseres Modells ein wenig, zumal die Bauanleitung hier nicht alle Fragen klärt, wenngleich auf dem Zusammenstellungsfoto die Teile an ihren Positionen gezeigt werden.
Bausatz: Nachdem die Firma Military Model - MilMod-2016 in Telford mit dem TEL für die Minuteman II ihren ersten Resin Kit vorgestellt hat, umfasst das Programm nunmehr bereits rund 65 Bausätze. Alle werden nur in Mini-Auflagen bis 25 Stück gefertigt, sind also fast Unikate. Die MilMod-Range teilt sich auf, in eine Airfiled-Serie Maßtab 72/00, also 1:76, eine Zubehör-Serie für 72er und 76er Kits und eine reinrassige 1:72 Serie. Letztere ist an den Kit-Nummern MM 072 xxx erkennbar.
Hier gehören auch unsere beiden Nubian-SUN-Modelle dazu. Alle MilMod-Kits sind für Dioramenzwecke gedacht und optimiert. Dass heißt, die Modelle enthalten meist ein paar zusätzliche Zubehörteile, Figuren usw.. Türen lassen sich teilweise offen darstellen und die Räder variabel montieren, optional muss aber auch einiges im Eigenbau ergänzt werden. Dazu gibt es entsprechende Hinweise in der Bauanleitung. Alle beiden Kits sind baugleich und die Teileanzahl ist gut auf den Fotos zu sehen.
Während Fahrwerk und Aufbau wenig problematisch beim Zusammenbau sind, ist es umso mehr die Verglasung das Stiefkind aller Fahrzeuge im kleinen Maßstab. Eine perfekte Methode bieten nicht mal die etablierten Hersteller in ihren Plastikkits an. Einzusetzende Scheiben sind nie wirklich in einer Flucht und auch meist zu dick. Celluloid ist gut, aber schwer einzupassen und das "unsichtbare" Verkleben beherrscht auch nicht jeder. Ein kleiner Tipp: Seitenscheiben einfach "heruntergekurbelt" darstellen das ist deutlich einfacher und erhöht gleichzeitig die Authentizität. Glücklicherweise geht das bei britischen Fahrzeugen auch mit den Frontscheiben: sie lassen sich i.d.R., da oben angelenkt, nach vorn aufklappen. Hier nun sind die gewölbten seitlichen Scheiben des Nubian-Fahrerhauses noch eine extra Herausforderung. Schlau ist wohl, sich dafür einen Formklotz zu bauen und wie bei Flugzeughauben sich das Fensterelement zu ziehen.
Hier wünschte man sich die bei anderen MilMod-Kits praktizierte Methode des Abgusses von Aufbauten komplett in Klarsicht Resin (z.B. MilMod Busse und Vans) - na vielleicht erhört MilMod die Sorgen der Modellbauer und realisiert das in späteren Auflagen ihrer Kits.
Viel Gestaltungsspielraum gibt es bei der Befestigung der filigran abgegossenen Leitern und der Saugschläuche, bzw. des gesamten Feuerwehrequipments. Nun ist das eine Sache, die eigentlich jede Feuerwache für sich erledigt, bzw. wie es für die jeweiligen Erfordernisse nötig ist. Vorbildfotos würden helfen - aber siehe oben.
Bemalung: Dann ist da noch die Qual der Wahl aus den meist (mindestens) drei möglichen militärischen oder zivilen Bemalungsvarianten (vgl. hier Fotos der Instruktion/Cover).
Die Decals dazu sind exzellent gedruckt und müssen einzeln ausgeschnitten werden, da es eine komplette Trägerfolie gibt. Sie brauchen allerdings nicht vorher separat mittels Lack versiegelt werden, wie es bei Laserdrucken aus Kleinserienbausätzen oft der Fall ist. Allerdings sind sie gewöhnungsbedürftig eng angeordnet. Auf Nachfrage erfuhren wir das entsprechende Motto bei MilMod: "Lieber zwei Bemalungen auf der gleichen Fläche anordnen, als dem Modellbauer nur eine zur Verfügung zu stellen". Und: "Wir produzieren nicht für die Ersatzteilkiste der Modellbauer - er kann hier ein Modell bauen, sollte er die gewünschten Decals nicht ausscheiden können, muss er eben die nicht benötigten zerscheiden". Aber so schlimm ist es nicht. Wie in der Bauanleitung erwähnt, geht das Ausscheiden auch feinster Flächen prima mit einer relativ großen Schere - sie muss nur wirklich scharf sein! Und man braucht mehr als ausreichend Arbeitsbeleuchtung (Spot) genau an der Schnittstelle.
Auch ist ein anderer Tipp der Bauanleitung interessant und gleichzeitig wichtig: Die Decals sollen keinesfalls ins Wasser getaucht oder Weichmacher verwendet werden…! Reines Wasser mit dem Pinsel von hinten an der Papier tupfen bringt absolut perfekte Ergebnisse! Zum Schluss noch Set, wer will, perfekt.
Da sind wir bei der Bauanleitung, deren Grafiken das Auge richtig erfreuen. Dazu gibt es reichlich Tipps, zum Beispiel Resin biegen mit Glühbirne und viele Hinweise zu den Zubehör- und ergänzenden Produkten aus dem eigenen Hause. Den Tipp UHU Alleskleber EXTRA Gel für das Kleben von Resin-Modellen zu verwenden, kannte ich bis dato noch nicht. Das "revolutioniert" ja geradezu deren Zusammenbau !!!
Nicht zuletzt ist auf der Rückseite das derzeitige MilMod-Programm abgedruckt. Interessant ist dabei die Einteilung in verschiedene Themen und Standorte, die zusammen eine gewisse Einheit ergeben. So kann man genau sehen, was man für sein eigenes Diorama-Projekt noch nutzen kann, bzw. man erhält dadurch sogar eine gewisse Inspiration für ein solches Projekt. Netter Einfall!
Ebenso gibt es ein paar Worte zum Original und auch einige Bilder davon. Gemessen an dem, was sonst bei Kleinserien-Fahrzeugen aus Resin angeboten, oder eher nicht geboten wird, wirklich Extra-Klasse.
Fazit: Alles in allem, ein Feuerwehr-Kit der wirklich schon lange im Angebot gefehlt hat. Nicht wirklich für Anfänger und auch nicht wirklich billig, aber sein Geld wirklich wert.
MilMod ist die Eigenmarke des Aviationmegastore in Amsterdam-Schiphol und nur dort zu bekommen. Übrigens ist zur Information, nicht nur der MilMod-Kits, auch die Homepage von Henk of Holland.
Martin Grupp, Blaustein (Januar 2018)