Das Original: Anfang der 30er Jahre beschäftigte sich das Ingenieursgenie Hellmuth Walter mit der Entwicklung einer Gasturbine, für deren Betrieb Wasserstoffperoxid (H²O²) dienen sollte, welches den Sauerstoff für die Verbrennung bereits in sich trug. Das Ziel war also die Entwicklung eines Antriebs, der die bisherigen Tauchboote zu echten Unterseebooten machen sollte. Der Vorteil dieses Antriebs würde aber aber nur dann voll genutzt werden können, wenn die bisher übliche Form von U-Booten grundlegend verändert würde und so entwickelte Walter auch gleich noch eine hydrodynamischere Form für sein neues Boot. Er hoffte, dass sein Unterseeschnellboot, wie er es nannte, bis zu 30 Knoten schnell sein könnte. 1933 erhielt er dann den offiziellen Auftrag, ein erstes Versuchsboot mit 300 bis 400 t Verdrängung zu entwickeln. Dies dauerte aber noch bis zum Ende des Jahrzehnts.
Das als V80 bezeichnete Versuchsboot verfügte über eine Gas-Turbine, die bereits 2000 PS Leistung erbrachte, wodurch das V80 getaucht sensationelle 26 bis 28,5 Knoten lief. Die Vorführung am 14. November 1941 vor einer Abordnung des OKM, an der natürlich auch Dönitz teilnahm, war ein voller Erfolg. Dönitz forderte in der Folge mehrfach und mit Nachdruck, die Entwicklung zum Abschluss zu bringen, doch wie so oft hatten die konservativen Kräfte die Entscheidung zu treffen und die sahen keinen echten Bedarf für so ein revolutionäres neues Boot. So dauerte es noch bis zum Oktober 1943, bis die bei Blohm & Voss gebauten Versuchsboote U 792 und U 793 (Wa 201) in Dienst gestellt werden konnten. Die Indienststellung der bei der Germani-Werft in Kiel gebauten Boote U 794 und U 795 (Wk 202) verzögerte sich sogar bis April 1944.
Die Ergebnisse der Versuche mit diesen Booten führte trotz diverser ungelöster Probleme zu einem Bauauftrag seitens des OKM über 24 Kampfboote mit der Bezeichnung Typ XVIIB. Blohm & Voss sollte die ersten 12 Boote bauen, war aber durch den Bau der Typ XXIer Boote schon am Rande seiner Leistungsfähigkeit angelangt, so dass die Anzahl auf 6 reduziert wurde. Tatsächlich wurden nur drei Boote ( U 1405, 1406 und 1407) zwischen Dezember 1944 und März 1945 fertiggestellt. Alle Boote wurden bei Kriegsende selbst versenkt. Lediglich U 1407, das man in Potsdam den Briten zugeschlagen hatte, wurde nicht nur gehoben, sondern auch repariert und als HMS Meteorite für die Royal Navy erneut in Dienst gestellt. Die Briten bauten auf Basis dieses Bootes sogar noch zwei eigene Versuchsboote (Explorer und Excalibur), jedoch wurde die Entwicklung eines britischen "Walter-Ubootes" zu Gunsten des Atomantriebs beendet. Rückblickend betrachtet konnten die Kriegsgegner des 3. Reiches wieder mal froh sein, dass bahnbrechende Ingenieurleistungen von den eigenen Stellen nicht rechtzeitig erkannt wurden.
Natürlich hätten die Walter-Boote den Kriegsausgang nicht verändert, aber sicher wären noch viel mehr Opfer zu beklagen gewesen.
technische Daten (Typ XVIIB): | |
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LüA: | 41,45 m |
Breite: | 3,30 m |
Tiefgang: | 4,30 m |
Antrieb: | 1 x Deutz 8 Zylinder 4 Takt Diesel mit 210 PS, |
1 x E-Maschine mit 77 PS | |
1 x Walter-Gasturbine mit 2500 PS | |
Höchstgeschwindigkeit mit Diesel: | 8,5 Kn |
getaucht mit E-Maschine:/td> | 4,5 Kn |
getaucht mit Turbinen: | 20 Kn |
Tauchtiefe (bei 2,5facher Sicherheit): | 100 m |
Bewaffnung: | 2 x 53,3 cm Torpedorohre, 4 Torpedos |
Besatzung: | 19 Mann |
Das Modell: Mikro Mir präsentiert uns hier einen wahren Winzling. Knapp 12 cm ist wirklich nicht viel für ein U-Boot in diesem Maßstab und in Ermangelung irgendwelcher externer Bewaffnung oder sonstiger hervorstechender Merkmale, kommt dieses überaus glatte Modell mit gerade mal mit 8 Plastikteilen aus. 8 Ätzteile vervollständigen den Bausatz. Zu diesen gehört auch der Propeller, und der ist in seiner Form nicht sehr gelungen. Die am Turm entlang laufende Reling wird den Gesamteindruck sicher heben und auch das geätzte Deck mit seinen diversen Zugangsklappen ist eine willkommene Ergänzung. Die drehbare Flosse auf der Back liegt ebenfalls als Ätzteil bei und ist dadurch natürlich flach, anstatt ein leichtes Profil aufzuweisen, aber dies ist in dem Maßstab und bei der geringen Größe akzeptabel.
Die Plastikteile entsprechen in der Qualität des Gusses und der Scharfkantigkeit der Gravuren nicht unbedingt dem heutigen Standard, aber wir haben es bei Mikro Mir ja auch nicht mit einer der High-Tech Firmen aus Asien oder einem der anderen großen Hersteller zu tun. Besonders die Hinterkanten der Ruderanlage leidet unter dem Produktionsmängeln. Die Hinterkante des Ruders- bzw. der Flosse(n) sind bei dem mir vorliegenden Bausatz leicht zerfranst, so dass hier evtl. mit Plastiksheet nachgearbeitet werden muss.
Die wenigen Details der Außenhaut sind soweit ok. Mehr ist in diesem Maßstab zwar möglich, aber auch nicht zwingend zu erwarten, denn andere, größere Hersteller liefern oft auch nicht mehr. Jedenfalls ist die Ein- und Auslassanlage der Kondensat-Kühlung seitlich am Hinterruf gut dargestellt und der Rest ist, wie schon gesagt, ok.
Dürftig ist hingegen die Ausstattung des Turms mit Ausfahrgeräten. Es gibt lediglich einen geätzten Peilring und einen Schnorchelmast.
Periskope gibt es gar nicht und der Schnorchelmast ist wohl formbautechnisch nicht in den Griff zu kriegen gewesen. Ein Schnorchel besteht aus einem vorderen Zuluft- und einem hinteren, dünneren Abgasmast. Das Bauteil sieht so aus, als ob es einen dünneren Abgasmast hatte geben sollen, dieser aber einfach nicht vollständig zu spritzen war. Die beiden "Fragmente" sehen zwar irgendwie "gewollt" aus, so als ob sie Antenne, oder ähnliches darstellen sollen, aber das ist Quatsch. Immerhin hat man versucht, die Runddipolantenne Bali I oben auf dem Ringschwimmer-Schnorchelkopf darzustellen. Löblich!
Das war es dann aber auch schon.
Fazit: Endlich ein gutes Modell eines der berühmten Walter-U-Boote in Pastikspritzguss. Die Basis ist ok, aber ganz ohne Eigenleistung geht es wohl nicht.
Wer sich die Mühe macht, die Korrektur des Schnorchelmastes durchzuführen und evtl. auch noch einige Ergänzungen vorzunehmen, erhält eine schönes Modell, das in jede Sammlung deutscher U-Boote hineingehört. Empfehlenswert!
Olaf Krabbenhöft, Hamburg (Februar 2015)