Vorbild: Die McDonnell Douglas MD-11 (auch Boeing MD-11) ist ein dreistrahliges Großraum-Langstreckenflugzeug des US-amerikanischen Flugzeugbauers McDonnell Douglas. Seinem Vorgängermodell McDonnell Douglas DC-10 äußerlich ähnlich, verfügt die MD-11 jedoch über einen längeren Rumpf, eine verkleinerte Flosse des Höhenleitwerks, sparsamere Triebwerke und größere Tragflächen mit Winglets zur Reduzierung des Treibstoffverbrauchs. Durch die modernen Triebwerke und den Einbau von Electronic Flight Instrument Systems ("Glascockpit") entfällt bei der MD-11 zudem der bei der DC-10 noch benötigte Posten des Flugingenieurs. Der Prototyp der MD-11 absolvierte am 10. Januar 1990 seinen Jungfernflug. Da man mit den ersten fünf gebauten Maschinen das Testprogramm durchführte, konnte die Maschine bereits am 8. November 1990 von der amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA zugelassen werden. Aus Termingründen wurde dabei kein eigenes Typezertifikat für die MD-11 ausgestellt, vielmehr gilt der Typ als Unterversion der DC-10 und wird in deren Zertifikat mitaufgeführt.
Das erste Flugzeug wurde am 29. November 1990 an die Finnair geliefert, die die Maschine ab dem 20. Dezember 1990 zwischen Helsinki und Teneriffa im regelmäßigen Betrieb einsetzte. Bald nach den ersten Auslieferungen wurden jedoch die Probleme bekannt, die der MD-11 letztendlich den wirtschaftlichen Erfolg verwehrten. Vor allem erfüllte die Maschine die von McDonnell Douglas garantierten Reichweiten aufgrund erhöhten Kraftstoffbedarfs nicht - McDonnell Douglas hatte etwa 7.000 Seemeilen Reichweite mit einer Zuladung von etwa 28.000 Kilogramm versprochen, es zeigte sich aber, dass bei dieser Zuladung nur etwa 6.500 Meilen erreicht oder bei voller Ausnutzung der Reichweite nur 22.000 Kilogramm transportiert werden konnten.
Als Folge stornierte etwa Singapore Airlines alle 20 bestellten MD-11 wieder und orderte stattdessen den zu der Zeit wesentlich moderneren Airbus A340, weil die ursprünglich geplanten MD-11-Routen der Airline zwischen Singapur und Europa mit der real erzielbaren Reichweite nicht durchführbar waren. Auch die später erschienene Boeing 777 machte der MD-11 stark zu schaffen. Um die versprochenen Werte doch noch zu erreichen, wurde von 1990 bis 1995 zusammen mit dem Langley Research Center der NASA und den beiden Triebwerksherstellern Pratt & Whitney und General Electric das Performance Improvement Program (PIP) initiiert und durchgeführt, bei dem Aerodynamik und Triebwerke überarbeitet wurden.
Obwohl die angesprochenen Nachteile der MD-11 mit der Zeit verringert wurden, war der Imageschaden zu groß, um noch behoben werden zu können. Das 200. und letzte Flugzeug wurde am 22. Februar 2001 an Lufthansa Cargo ausgeliefert. McDonnell Douglas wollte ursprünglich mehr als 300 MD-11-Flugzeuge verkaufen. Man nimmt an, dass das Ende der Fertigung mit der Nähe der MD-11 zur Boeing 777 zusammenhängt, da beide Muster auf dem Markt miteinander konkurrierten. Die Entscheidung, die Fertigung nach 200 Exemplaren einzustellen, wurde allerdings oft kritisiert, da die MD-11F bis zum Erscheinen der Boeing 777F (2007) das modernste und produktivste Frachtflugzeug ihrer Klasse war. Daher wurden und werden auch viele der im Passagierbetrieb unrentablen MD-11 in Frachter umgewandelt, etwa bei Paketdiensten wie Federal Express oder UPS Airlines. Die große Beliebtheit als Frachtflugzeug rührt daher, dass die MD-11 einen guten Kompromiss in der Größe darstellt, so kann sie zwar weniger Ladung transportieren als die Frachtversionen der Boeing 747, allerdings hat Letztere auch einen höheren Treibstoffverbrauch. Den letzten regulären Passagier-Linienflug führte KLM am 26. Oktober 2014 durch.
Quelle: Wikipedia
Modell: Trotz der Bekanntheit und der Tatsache, dass der Vorläufer, die DC-10 in 1/144 von Revell und Airfix als Bausatz aufgelegt wurde, ist die MD-11 bisher noch nicht als Spritzgussbausatz verfügbar gewesen. Wer diesen gewaltigen und auch schönen Dreistrahler als Modell wollte, musste auf den Vacukit von Welsh zurückgreifen oder auf den wunderbaren Resinbausatz von Authentic Airliners alias Kurt Lehmann. Nun hat man sich in einer Kooperation zwischen Eastern Express und Mikro Mir dazu entschlossen, diese Lücke zu schließen. Ich stelle heute hier die Auflage von Mikro Mir vor.
Der Bausatz mit rund 100 Bauteilen kommt in einem recht großen Stülpkarton zum Käufer. Auf dem Titelbild sieht man eine MD-11 der Finnair mit der Sonderbemalung Moomins. Auf den Seiten kann man die anderen möglichen Bemalungen in einer weiteren Finnair Sonderbemalung und der belgischen City Bird sehen.
Der Bausatz ist an sich ein klassischer Short Run Kit, mit denen der etwas tiefer im Thema stehende Modellbauer schon Bekanntschaft geschlossen haben dürfte. Typische Merkmale sind meist eine notwendige und etwas aufwändigere Versäuberung der Bauteile von Fischhaut, fehlen Passzapfen bei den Großteilen und etwas verwaschene Details und Gravuren. Das letzte kann man aber getrost bei diesem Bausatz streichen. Der Bau beginnt mit dem Cockpit, was für einen Airliner nicht ganz typisch ist, aber immer mehr in Mode kommt.
Die MD-11 verfügt allerdings auch über sehr große Fensterflächen, so dass sich der Einbau in den großen Raum, unter Piloten auch gerne mal als Ballsaal bezeichnet, lohnen wird. Was beim Rumpf noch auffällt, ist die Vierteilung und die Tatsache, dass die Öffnungen für die Rumpffenster nicht vorhanden sind. Das wird zumindest die Glaubensrichtung der Fensterfreunde etwas ärgern.
Ich weiß es nicht genau, aber vermutlich bedingt durch die Größe des Originales(und dem Modell als Folge) und den Limits der Formgröße entsteht der Rumpf aus den beiden großen Schalen und zwei Heckteilen samt Seitenleitwerk und dem Zweier-Triebwerk. Dieses und auch die beiden Flügelmotoren sind klassisch längsgeteilt, was etwas Versäuberungsaufwand an der Naht vermuten lässt. Der Einlassring ist aber einteilig! Der Kit enthält übrigens die General Electric CF6-80C2D1F mit den späteren, spitzen Konus im Auslass des Heißteils. Ein weiteres Merkmal der kleinen Unterschiede innerhalb der MD-11 Serie ist der frühe Einlass des mittleren Triebwerkes. Dieser wurde bei den ersten 128 Maschinen verbaut. Die verbleibenden 72 Restlichen haben einen etwas anders geformten Einlass, bei dem die Wölbung etwas länger ist und schräg abschließt. Dieser und andere Unterschiede werden sehr gut erklärt in diesem Guide auf Airlinercafé.
Die Tragflächen verfügen über zweitteilige Hinterkanten, das Plastik ist aber allerdings so dünn, dass das Licht durchscheint. Etwas Vorsicht ist daher auch bei den Flügelspitzen notwendig, damit sie nicht abrechen. Die Winglets sind jeweils aus einem Teil ausgeführt. Für die Anschluss und die Montage an den Rumpf gibt es einen Holm. Das Fahrwerk trifft m.M. nach sehr gut den Kompromiss zwischen Detailliertheit und Stabilität. Etwas ungewöhnlich sind die geteilten Räder. Dafür verfügen sie über sehr detaillierte Naben und Bremsrotoren. Auch sind die Felgen gut abgegrenzt von den Reifen, was auch die Bemalung erleichtert. Immerhin gilt es 24 Seiten zu bemalen!
Das Modell verfügt auch über vorbildgerecht, tiefe Schächte, was ein weiteres gutes Feature ist. Auf dem Spritzling mit den Fahrwerksteilen befinden sich auch die Antennen und Drainmasten. Wie schon beschrieben, macht das Klarsichtteil einen guten Eindruck und sollte das Cockpit gut erkennbar machen. Die Form ist ebenfalls gut getroffen. Das Deckelbild verrät ja bereits die eine der drei Möglichkeiten, nämlich die Sonderlackierung "Moomins" der Finnair auf der OH-LGF aus dem Jahre 2006. Des Weiteren kann man auch die OH-LGC mit "Santa Claus" aus der Mitte der 90er Jahre bauen, ebenfalls eine Finnair-Maschine.
Die dritte Möglichkeit ist die OO-CTB der Citybird aus Belgien. Kurioser Weise ist diese aber nicht auf der Bemalungsanleitung abgebildet. Eine Besonderheit ist auch, dass man die große Rumpfaufschrift sowie das größere Leitwerkslogo maskieren soll, wofür die vorgestanzten Masken auf eine Bogen enthalten sind. Allerdings ist diese Maschine nur auf der Seite des Kartons abgebildet, hier muss man also auf andere Quellen wie das Internet und Literatur ausweichen.
Die Bemalungsanleitung ist ehrlich gesagt auch ein Schwachpunkt in diesem sonst tollen Bausatz. Neben der fehlenden Beschreibung der Citybird-Maschine ist auch die Anleitung für die Finnair-Optionen etwas fehlerhaft. Die Flügel und auch im Falle der -LGC die Triebwerke sind nämlich grau. Dank den einschlägigen Fotoseiten im Netz ist das aber nicht ein großes Geheimnis und auch für jeden Modellbauer leicht nachzuvollziehen. Die Abziehbilder machen zunächst einen guten Eindruck.
Der Druck und die Auflösung der Bilder sind gut. Bei den Bildern für die spätere Variante der Finnair-Bemalung für das Leitwerk ist das Blau des geschwungenen Streifens aber zu dunkel und müsste auch über einen Wechsel verfügen. Wenn man übrigens die Tiere oder den Weihnachtsmann weg lässt, sollte auch eine ganz normale Maschine der Finnair möglich sein. Zur Darstellung der Fenster und Türen gibt es einen zweiten Bogen mit den entsprechenden farblichen Varianten der Türumrandungen. Was fehlt ist allerdings ein Silberframe für die Cockpifensterrahmen. Dieser muss dannin Eigenregie entstehen. Zum Maskieren der Cockpitfenster sind übrigens angepasste Masken vorhanden. Die Bauanleitung für den Zusammenbau der Teile macht einen gute Eindruck und zeigt die Position der einzelnen Bauteile gut, auch bei filigranen Teilen wie dem Fahrwerk.
Fazit: Lange mussten diejenigen Modellbauer, welche immer auf Plastikspritzguss stehen, auf eine MD-11 warten. Nun hat man in einer Kooperation zwischen Eastern Express und MikroMir diese Lücke geschlossen und bietet gleich in einer gewissen Vielfalt verschiedene Auflagen an. Das Modell ist gut bis sehr gut gemacht und kann sicherlich zu einen beeindruckenden Modell werden. Einige Erfahrung im Umgang mit Bausätzen sollte schon vorhanden sein. Der recht heftige Preis engt den Käuferkreis wahrscheinlich auch etwas ein. Dennoch eine klare Empfehlung.
Erhältlich sind die Bausätze von Mikro Mir im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei Glow2b
Sebastian Adolf, Gaimersheim (Mai 2017)