Fokker G-1A

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Vorbild: Bevor die Lockheed P-38 mit ihrer zweimotorigen Doppelrumpfauslegung ihren Erstflug absolvierte, stellte der holländische Konstrukteur Anthony Fokker schon 1936 ein schweres Jagdflugzeug in Doppelrumpfbauweise auf der Pariser Luftfahrtausstellung vor. Das Flugzeug sollte in der ersten Phase seiner Entwicklung durch zwei Hispano-Suiza-Sternmotoren angetrieben werden. Die eigentliche Flugerprobung begann aber erst 1937. Dabei stellte sich heraus, dass die Hispano-Motoren zwar leistungsfähig, aber sehr unzuverlässig waren. Deshalb bekamen die im Jahre 1939 der königlich-niederländischen Luftwaffe übergebenen Serienmaschinen zwei Neunzylinder-Bristol Mercury-Motoren. Etwa 75 Flugzeuge dieses Typs wurden gebaut. Ihre Bewaffnung bestand aus acht starren 7,9 mm MG im Rumpfbug und einem beweglichen MG im Heckstand der mittleren Rumpfgondel. Die Mercury-Motoren gaben der Fokker eine Höchstgeschwindigkeit von 475 km/h.
1940 trug die deutsche Wehrmacht zusammen mit der Luftwaffe mit dem Angriff auf die Niederlande den Zweiten Weltkrieg in den Westen. Von der Fokker G-1A waren etwa 23 Maschinen einsatzbereit. Einige von ihnen konnten noch Erfolge im Luftkampf, besonders gegen Junkers Ju-52 Transportflugzeuge, verbuchen. Das änderte aber nichts daran, dass letztendlich die geringe Zahl der einsatzbereiten Maschinen der Übermacht der deutschen Luftwaffe nicht standhalten konnte. Viele der Fokker G-1A wurden am Boden zerstört. Die wenigen verbliebenen fielen den Deutschen in die Hände und wurden erprobt. Eine weitere Verwendung bei der deutschen Luftwaffe war aber nicht vorgesehen. Eine Maschine des Typs konnte mit ihrer Besatzung nach Großbritannien entkommen.
Im holländischen Militärmuseum Soesterberg steht eine Replik der Fokker G-1A.

Bausatz: Der Bausatz - eine Formneuheit - ist ein, wenn auch aufwendiges und kompliziertes, Rundum-sorglos-Paket. Neben 190 Plastikteilen finden sich auch eine Platine mit 45 Messingteilen und die notwendigen Maskierungen, um die vielen Fenster der vollverglasten Bausatzteile des Rumpfes stressfrei gestalten zu können.

Die beiden Rumpfhälften aus Klarsichmaterial zu produzieren, sollte bei Modellen mit einer ähnlichen Konstruktionsweise Schule machen. Für das Innere des Rumpfes sind eine Vielzahl von Einzelteilen vorgesehen. Diese treiben den Detaillierungsgrad des Cockpits nahezu auf die Spitze. Dasselbe trifft auch auf die beiden Neunzylinder-Mercury-Motoren zu. Die Detaillierung ist fantastisch.

Da der Bausatz aber im Short-Run-Verfahren hergestellt ist, könnte es bei der Verarbeitung, insbesondere der vielen teils winzigen Einzelteile, Probleme geben. Besonders bei dem Abtrennen von den Gussrahmen ist äußerste Vorsicht angesagt.

Ansonsten ist die Herstellung der Hauptbauteile sauber und fast gratfrei gelungen. Auch die Gravuren sind überzeugend dargestellt. Die vielen Teile der Cockpitkonsolen verfügen über schöne Darstellungen der Schalter und Instrumente. Für das Cockpit sind auch die meisten Teile aus Messing vorgesehen. Interessant ist der durchbrochene, mittlere Cockpitboden. Im unteren Bereich des Rumpfes bildet er einen Schacht, der eventuell für die Aufnahme von leichten Bomben vorgesehen war. Jedenfalls können die unteren Rumpfklappen geöffnet werden. Die Kabinenhaube des Piloten ist nur geschlossen zu verbauen. Das komplizierte Einstiegssystem, vergleichbar mit dem der Messerschmitt Me 110, ist nicht umgesetzt worden. Dafür sind aber die oberen Luken/Fenster separat vorhanden. Sie können seitlich geöffnet angebracht werden. Eine Teileinsicht im Cockpitbereich ist somit gewährleistet.

Anleitung/Bemalung: Die hervorragenden Zeichnungen der Bauanleitung bringen den Modellbauer Schritt für Schritt zu Ziel. Zwei Farbrisse zeigen die Maschinen in den Farben der holländischen Luftwaffe.

Auch die Decals machen einen guten Eindruck.

Fazit: Viel zu lange wurden Flugzeugmodelle der 1920/30er Jahre vernachlässigt. Allein schon deshalb ist der Bausatz höchst willkommen. Und die Machart ist für so eine Firma, die nicht auf den Mainstream liegt, bewundernswert.

Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern oder für Händler bei Glow2B.

H. J. Bauer, Berlin (April 2021)