Vorbild: Im August 1914 begann die russische Armee mit der Aufstellung von Einheiten, die mit Panzerautos ausgestattet werden sollten. Aufgrund der begrenzten Möglichkeiten der einheimischen Industrie besuchte eine russische Kommision Großbritannien, um dort die entsprechenden Fahrzeuge zu kaufen. Die Austin Motor Company stellte einen Prototyp vor, der auf dem Fahrgestell des PKW Austin 30hp "Colonial" basierte.
Russland bestellte 48 Fahrzeuge dieses Typs. Die Fahrzeuge, Austin 1st series genannt, besaßen eine Bewaffnung von 2 Maxim-MG, eine Panzerung von 3,5-4 mm und 4 Mann Besatzung. Der Preis pro Fahrzeug betrug 1.150 Pfund. In Russland erhielten diese Fahrzeuge eine neue Panzerung der Türme und der Front von 7 mm, später wurden die Fahrzeuge komplett stärker gepanzert.
Am 6.März 1915 bestellte Russland 60 Fahrzeuge eines verbesserten Typs, Austin 2nd series genannt, auf der Basis eines 1.5 ton Truck Chassis. Diese Serie besaß einen stärkeren Motor, einen veränderten Aufbau und eine bessere Panzerung.
Am 26.August 1916 folgte eine Bestellung von 60 Fahrzeugen der sogenannten Austin 3rd series. Vor allem der Heckbereich wurde geändert. In Russland entstanden auf diesem Chassis weitere 33 Fahrzeuge als Austin-Putilov, allerdings mit diagonal angeordneten Türmen und weiteren Veränderungen am Aufbau. Die letzte Serie der Austins, 1918 Pattern genannt, wurde exklusiv vom 17th (Armoured Car) Battalion des British Tank Corps genutzt. Es hatte Hotchkiss MG und eine Doppelbereifung auf der Hinterachse. Die Einheit kämpfte mit diesen Fahrzeugen ab März 1918 in Frankreich gegen Deutschland. Weitere Fahrzeuge wurden im Fernen Osten und am Kaspischen Meer eingesetzt. Später nutzte auch Irland Austin 1918 pattern. Die Aufbauten erhielten später ein Peerless Lorry Chassis. Sie fuhren noch bis 1939.
Fahrzeuge aller Serien waren in den Kämpfen des 1.WK und den diversen Kriegen und Kämpfen nach der Oktoberrevolution eingesetzt. Außer den weißen und roten Truppen nutzten weitere Länder eroberte oder gelieferte Fahrzeuge, darunter Polen, Finnland, Ukraine, Lettland, Estland, Bulgarien, Rumänien und die Mongolei. Die deutsche Kokampf nutzte in den Freikorpskämpfen 1919 vier Fahrzeuge, je zwei Austin 2nd series und Austin 3rd series. Der letzte aktive Austin wurde wohl von der österreichischen. Armee bis 1935 eingesetzt, die britischen Austin der Roten Armee waren schon 1931 ausgemustert worden, die Eigenproduktionen liefen bis 1933.
Bausatz: Master Box bringt in seiner Serie zum 100.Jahrestag des 1. Weltkrieges nach dem Panzerwagen Austin Mk. III auch den Austin Mk.IV heraus. Die beiden feingravierten Spritzlinge bestehen aus einem grauen Plast und sind sauber abgespritzt, der neue Spritzling besitzt jedoch erstaunlicherweise etwas Flash. Über die Passgenauigkeit kann hier noch nichts gesagt werden, das wird erst der Bau zeigen. Fotoätzteile werden nicht mitgeliefert. Die Firma North Star hat jedoch einen schönen Ätzteilsatz (NS72124) im Angebot, dieser widmet sich u.a. den "Scheuklappen" der Türme und den Kotflügeln. Der riesige Bauplan (DIN A3 beidseitig), trotz der Größe gut gemacht, führt einen in 19 Schritten zum fertigen Modell. Eine Inneneinrichtung existiert nicht, Klappen und Türen sollten also zu bleiben oder mit der Besatzung zugestellt werden.
Bemalung: Der gut gedruckte Decalbogen gestattet die Darstellung von ca. 10 Fahrzeugen Japans, Großbritanniens, Australiens und Russlands, allerdings ohne Angabe des Zeitraums, der Einheit oder des Einsatzortes (DecalNr.6 wird wohl nicht verwendet). Als Farbsysteme werden Vallejo und Lifecolor angegeben.
Fazit: Ein empfehlenswerter Bausatz, erhältlich ist er im gut sortiertem Fachhandel.
Mario Kralisch, Teltow (November 2015)
Literatur:
Bronekollektsiya 1997-01 "Austin Armoured Cars". |
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M. Kolomiets Bronja russkoj armii Moskau 2008, Eksmo. |
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David Fletcher War Cars - British Armoured Cars in the First World War London 1987, HMSO. |