Vor-Geschichte: Durch die veränderte politische Lage, (der Kalte Krieg), setzte nach dem 2. Weltkrieg ein tief greifender Wandel in der Luftkriegsdoktrin ein. Vertraute die RAF noch bis Ende der 40er Jahre auf den Masseneinsatz von viermotorigen kolbenbetriebenen Bombern, mussten sich die frischgebackenen Atommächte Anfang der 50er Jahre darauf konzentrieren ihr nukleares Abschreckungspotential zu entwickeln. Eine Veränderung die die Luftstreitkräfte zuerst zu spüren bekamen.
Da die Raketentechnologie noch nicht so weit entwickelt war um Atomsprengköpfe zu befördern und Interkontinental Raketen noch Zukunftsmusik waren, mussten schwere Bomber entwickelt werden, die in der Lage waren Atombomben über weite Strecken zu tragen, über dem Ziel abzuwerfen und, wenn möglich, heil zurückzukehren.
Handley Page und Avro lieferten ihre eigenen recht futuristischen Entwürfe vor, aus ihnen sollten später die Victor und die Vulcan hervorgehen. Der Entwurf von Vickers-Armstrong wurde von Regierungsbeamten anfangs als zu konservativ abgelehnt. Nur durch die Einflussnahme von Vickers Chef Designer Edwards beim britischen Luftfahrtministerium und dem Versprechen schneller ein Flugzeug zu liefern als die Konkurrenten, konnte sich Vickers-Armstrong eine Zusage sichern und am Ende 107 Flugzeuge ausliefern. Dadurch konnte das Flugzeug allerdings seinen Ruf als Notnagel oder Interimslösung für die RAF nie wirklich loswerden.
Die Vickers Valiant
Der Prototyp Vickers Type 660, entsprach in fast allen Punkten schon recht genau der späteren Valiant, er hob am 18. Mai 1951 vom Flugfeld in Wisley ab. Die Entwicklungszeit ist von Unglücken jedoch nicht verschont geblieben, das Entwicklungsmuster WB210 stürzte am 12. Januar 1952 nach Triebwerksproblemen ab. Die Flugbesatzung, ausgerüstet mit Mk.1 Martin Baker Schleudersitzen, konnte zwar aussteigen der Co-Pilot jedoch, Verbindungsoffizier des Bomber Command Squadron Leader Foster, wurde beim Ausstieg gegen das Leitwerk geschleudert und tödlich verletzt.
Als Teil der nuklearen Abschreckungskräfte der westlichen Welt hob die erste Serien- Vickers Valiant B.1 WP199 am 21. Dezember 1953 ab. Insgesamt wurden in der ersten Tranche 25 Maschinen gebaut und 1955 als erste Flugzeuge der V-Force an das Bomber Command übergeben, die RAF war nun in der Lage nukleare Waffen mit einem Gewicht von 4,5 Tonnen oder 21 450KG konventionelle Bomben zu verbringen. Die B1 war jedoch immer noch ein reiner Bomber, der zudem über keine Defensivmaßnahmen verfügte.
Auch in dieser frühen Phase forderte die Führung der RAF in seltsam rückwärtsgewandter Weise die Valiant B2 als Pfadfinder Flugzeug an, dazu wurden insgesamt 17 Flugzeuge bestellt, wovon nur eines tatsächlich in der Tiefflug Konfiguration flog. Mit der Einsicht, dass Pfadfinder Einsätze durch Mitführung eines eigenen Radars der Bomber hinfällig geworden war, wurde das B2 Vorhaben schon 1955 wieder eingestellt, die Tiefflug Erfahrungen sollten jedoch zu einer späteren Zeit noch einmal wichtig für die Valiant werden.
Frühe Valiants hatten eine minimale Lackierung und wurden weitestgehend in Natur-Aluminium belassen, mit Ausrüstung der Atombomben ab 1957 wurden die Valiants mit weißer Farbe lackiert. Die weiße Farbe sollte einen Teil der ausgestrahlten Energie des Atomblitzes reflektieren. Am 27. August 1957, nur 4 Jahre nach Erstflug des ersten Serientypen, lief in Weybridge der letzte Bomber XD875 vom Band. Ende der 50er Jahre wurde auf britischer Seite erkannt wie unrealistisch es war hochfliegende Nuklear Bomber einzusetzen, hatte die Sowjetunion nunmehr einen wirksamen Radar- und Raketenschild gegen feindliche Flugzeuge ausgebaut. Leider war das Flugzeug von den Leistungsdaten beschränkter als die anderen V-Flugzeuge, daher wurde die Valiant aus der nuklearen Abschreckungsrolle verdrängt.
Die weit fortgeschrittenen sowjetischen Abwehrmöglichkeiten führten also zu einem erneuten Umdenken. Vom direkten Überflug des Ziels und einer frei fallenden Atombombe wurde nun abgesehen und Atombomben mit eigenem Antrieb, ähnlich wie die heutigen Marschflugkörper, wurden entwickelt. Es existieren Fotos von Valiants die mit diesen Flugkörpern genannt Blue-Steel ausgerüstet sind. Da diese Waffe jedoch erst 1963 einsatzbereit war ist davon auszugehen, dass es sich hier nur um Attrappen bzw. um Testmuster handelte, da man in den 60er Jahren die Bomber Rolle der Valiant längst verworfen hatte.
Die künftige Verwendung beschränkte sich daher als taktischer Bomber, Fotoaufklärung, und als Tankflugzeug. Auch eine Verwendung bzw. Weiterentwicklung als Transporter stand kurzzeitig zur Diskussion. Für die Verwendung in der taktischen Bomber Rolle wurden die Valiants mit dem herkömmlichen RAF Schema Olivgrün und Seegrau versehen und sollten im Tiefflug konventionelle Bomben abwerfen. Für ein so großes konventionell ausgelegtes Flugzeug wie die Valiant ein Todesurteil.
Nach zahlreichen Flugunfällen fand die RAF bei Untersuchungen heraus, dass die Flügel durch die erheblichen Belastungen Ermüdungsbrüche hatten. Prinzipiell konnten die Valiants weiter in der Tanker Rolle verwendet werden aber der Ersatz von Flügelteilen wurde als zu teuer befunden. Durch diese drastische Verkürzung der Verwendungszeit wird die Valiant auch oft als der vergessene V-Bomber bezeichnet. Die letzten Flugzeuge wurden im Oktober 1964 gegroundet und schon im Januar 1965 aus dem Bestand gestrichen. Damit endete die unspektakuläre und kurze Karriere der Vickers-Valiant. Die Valiant war das letzte von Vickers gebaute Kampfflugzeug und der V-Bomber mit der kürzesten Einsatzdauer. Das einzig komplett erhaltene Exemplar steht im RAF Museum in Hendon, Nord London.
Einsatz:
Mehrere Maschinen waren an Luftangriffen auf ägyptische Flugplätze während der Suez-Krise beteiligt (Operation Musketeer). Der Erfolg war allenfalls recht bescheiden, weil die Besatzungen für konventionelle Präzisionsangriffe unzureichend trainiert waren, (bei der Hauptaufgabe der Valiant, nämlich der Einsatz nuklearer Waffen, ist aufgrund der großen Zerstörungskraft ein Abwurf mit höchster Präzision nicht so wichtig und wurde deshalb in der Ausbildung anscheinend vernachlässigt).
Ein Bomber dieses Typs führte am 11. Oktober 1956 in Maralinga (Südaustralien) zum ersten Mal den Testabwurf einer britischen Atombombe durch. Eine weitere Valiant (XD-818) warf am 15. Mai 1957 die erste Wasserstoffbombe Großbritanniens auf die Malden Inseln ab (Operation Grapple). Genau dieses Flugzeug kann man auch mit den gelieferten Decals bauen.
Schlussbemerkung:
Aus heutiger Sicht mag es geradezu grotesk erscheinen für ein Einsatzziel drei völlig verschiedene Flugzeuge zu entwickeln. Man muss jedoch berücksichtigen, dass sich die britische Luftfahrtindustrie in den 50er und 60er Jahren in einer Blütezeit befand und somit auch von staatlicher Seite genügend Geld bereitgestellt wurde, um derartige Projekte zu bezahlen. Zudem bemerkte ein Luftfahrtjournalist dass es zu dieser Zeit, also zur "Dämmerung" des Jet-Zeitalters, es noch sehr günstig war Flugzeuge zu entwickeln und zu bauen. Überspitzt äußerte er, womöglich sei relativ gesehen eine Flugzeug Entwicklung damals so teuer gewesen, wie die Produktion eines Handbuchs für einen modernen Jet in der heutigen Zeit.
Bausatz: Der Kit ist MACH 2 typisch: große Teile sind ganz ordentlich abgeformt, während kleine Teile das Hauptmanko darstellen und häufig ersetzt werden müssen. Da der Valiant Kit hauptsächlich aus nur großen Teilen besteht, kann der Bausatz noch als einer der Besseren angesehen werden. Was mich jedoch sehr gestört hat, sind starke Versatzlinien auf den Rumpfhälften und dass die Flügelflächen an den Enden nicht richtig ausgeformt sind. Soll man hier nun aufspachteln?
Die Auswerferstellen liegen an den Innenseiten der Bauteile, allerdings sind manche Auswurfzähne so lang, dass man sie für einen Zusammenbau zeitraubend absägen oder abschleifen muss.
Der Bausatz hat versenkte Gravuren, die jedoch aufgrund der Short-Run Machart des Bausatzes nicht besonders fein sind. Andreas Beck legte mir schon nahe auch die Wirbelerzeuger auf den Tragflächen, (kleine aufgestellte "Zähne"), abzuschleifen und zu ersetzen. Da kann ich ihm leider nur Recht geben.
Positiv überrascht wurde ich durch die passable Detaillierung der Fahrwerksschächte, mehr als so mancher angegrauter Hasegawa Bausatz zu bieten hat. Natürlich kann man sich auch hier mit Draht oder sheet-styrene austoben und mehr Details betonen.
Auch bei den kleinen "Goodies" die das Modellbauerleben einfacher machen, gibt es allenfalls ein Ausreichend. Die Klarsichtteile sind trübe und müssen ordentlich poliert werden. Der Decalsatz hat so gut wie keine Wartungshinweise sondern nur große Markierungen wie Roundels, Serials und ein paar Staffelzeichen. Durch geschicktes Austauschen der Nummern kann man immerhin 6 verschiedene Versionen bauen. Dies umfasst die frühen Versionen in Naturaluminium, Anti-Flash weiß und das spätere Tiefflugschema Olivgrün- Medium Sea Grey mit weißer Unterseite.
Die Bauanleitung besteht aus einem doppelseitig bedruckten A4 Blatt, zusätzliche Informationen für Details muss der Modellbauer selbst geschaffen.
Ansonsten sieht der Bausatz in der Box recht gut aus. Als kleines Schmankerl liegt der Atomsprengkopf "blaue Donau" auf einem Wägelchen bei. Richtig benutzen kann man den leider nicht (außer auf einer Dioramen-Platte), der Bombenschacht ist nämlich geschlossen.
Fazit: Man sollte bedenken, dass durch die Gussqualität jedes Bauteil nachbearbeitet werden muss. Im Prinzip hat man es mit einem Resinbausatz aus Plastik zutun, zu entschärften Konditionen. Dennoch ist es der beste Valiant Bausatz den es gibt, wer unbedingt eine Valiant haben möchte, der kommt nicht daran vorbei. Wer einen Bausatz einfach mal so anfangen möchte und vorhat in zwei Wochen fertig zu werden, der sollte sich ein anderes Projekt suchen.
Für den erfahrenen Modellbauer empfohlen
Till Huber, Berlin / Bilder: Volker Helms, Godern
Quellen:
http://www.thunder-and-lightnings.co.uk/valiant/history.html | |
http://en.wikipedia.org/wiki/Vickers_Valiant | |
V-Bombers Valiant, Vulcan and Victor von Barry Jones, The Crowood Press 2000 ISBN 1-86126-385-6 | |
Vickers Valiant - The First of the V-Bombers, Eric B. Morgan, Midland Publishing 2002, ISBN 1-85780-134-2 |