Vorbild: Die Mitsubishi G4M Hamaki (Zigarre) war der bekannteste japanische Ganzmetall-Bomber im Zweiten Weltkrieg. Er flog die meisten Einsätze während des Pazifikkriegs und bekam von den Alliierten den Codenamen Betty. Die G4M wurde auch als Torpedobomber eingesetzt.
Bausatz: Hätte Lindberg seinen Mitsubishi G4M2-Bausatz vor Jahrzehnten aus dem Lieferprogramm, genommen, wäre er sicher längst zu einem gesuchtem Sammlerstück oder einer veritablen Rarität avanciert. Stattdessen, geriet dieses simple Plastikmodell heute nur zu einer unbedeutenden Randerscheinung mit bestenfalls nostalgischem Flair. Der geringe Bekanntheitsgrad ist dennoch Grund genug es hier einmal vorzustellen.
Nachdem sich 1966 auch die Firma Lindberg für 1/72 als "Standardmaßstab" entschieden hatte, wurden extra ein paar recht interessante Vorbildmaschinen auserkoren, die es als Plastikmodell bis dato noch nicht gegeben hatte. Diverse Mitbewerber setzten sie jedoch bald besser um. Im Falle dieses Baukastens sollte es aber mehr als ein Vierteljahrhundert dauern! Was schon außergewöhnlich ist und gleichzeitig veranschaulicht wie ignorant doch Hersteller sein können.
Die wenigen Teile befinden sich, wie immer bei Lindberg, lediglich an Mittelästen. Rumpf- sowie Tragflächenhälften wurden lose in die Schachtel gepackt. Die Höhenleitwerksflächen bestehen auch hier nur aus je einem durchgehenden Unter- und Oberteil. Sie werden nach dem Zusammenkleben einfach durch einen Schlitz in den Rumpf gesteckt. Gratbildung gibt es erfreulicherweise nur minimal, was auch für Auswerfermarken gilt. Allerdings sind einige Sinkstellen zu verspachteln, wobei zum Glück keine der erhaben abgegossenen Nietenreihen in Mitleidenschaft gezogen werden. Erwartungsgemäß bilden diese ohnehin nur ein symmetrisches Raster. Eine Korrektur dürfte eher schwierig werden, blieb doch kein einziges Exemplar des Originals erhalten, weshalb der korrekte Verlauf schwer nachzuprüfen ist.
Angesichts des Entstehungsalters ist die Detaillierung als gerade noch ausreichend einzustufen. Etliches wurde erheblich vereinfacht bzw. fehlt sogar ganz! Dies trifft insbesondere auf das Cockpit zu sowie die Abwehrwaffenstände mit unzutreffenden Browning-MG. Wie man weiß, legt Lindberg diese Waffennachbildung jedem seiner 1/72 (als auch 1/64) WK II-Bombenflugzeuge bei. Die Triebwerksfronten besitzen hingegen zumindest schon, primitive, reliefartig angedeutete Zylindersternnachbildungen. Selbst an Radschächte wurde bereits gedacht, wenngleich sie recht simpel nachgebildet sind.
Die beiden Triebwerksgondeln sind viel zu wuchtig geraten, weil sie offenbar noch in 1/64 dimensioniert wurden. Außerdem waren an der konkret gewählten Baureihe vierblättrige VDM-Propeller montiert, die zudem einen größeren Durchmesser als die mittgelieferten Luftschrauben mit drei Blättern aufwiesen!
Bemalung: Die Nassschiebebilder beinhalten bedauerlicherweise lediglich Hinomarus und einen Ziffern-Code. Als absolute Besonderheit gibt es noch Fensternachbildungen (sic!) für den Rumpf. Zumindest lassen sich in der Fachliteratur für die einzig vorhandene Bemalungsoption übereinstimmende Seitenrisse finden.
Fazit: Das Gesamtresultat repräsentiert mit viel Wohlwollen ein realitätsnah anmutendes Modell. Hasegawas genau 30 Jahre jüngeres Modell ist erwartungsgemäß um Klassen besser, zumal Faller für die Lindbergs noch beinahe einen gleich hohen Preis verlangt!
N. (Februar 2017)