Die Aero C-3A, die nebenbei der ersten Nachkriegstyp des traditionsreichen tschechoslowakischen Flugzeugbauers war, hat eine recht interessante Entstehungsgeschichte, die ich hier gerne nochmals nachzeichnen möchte.
Dieser Entwurf, der im Wesentlichen identisch mit dem deutschen Klein-Verkehrsflugzeug Siebel Si 204 ist, hatte das Glück auch nach der deutschen Kapitulation weiter produziert zu werden. Somit konnte diese formschöne Maschine, zumindest zeitweise, auch rein zivil genutzt werden, was ja eigentlich ihre Bestimmung gewesen war.
Allerdings suchte das hallensische Flugzeugwerk, daß zu Beginn der vierziger Jahre lediglich einen etwas größeren Nachfolger des zweimotorigen Reiseflugzeugs FH 104 plante, bereits von Anfang an Möglichkeiten, die eher zivilen Flugzeugkonstruktionen auch an die Luftwaffe liefern zu können. Einerseits schränkte der Krieg die Produktion ziviler Flugzeuge stark ein, andererseits war der Verkauf eigener Produkte immer noch lukrativer als eine Lizenzproduktion.
Erst kurz vor Kriegsbeginn hatten die braunen Machthaber aus "wehrwirtschaftlichen Gründen" angeordnet, den Betrieb des traditionsreichen Sportflugzeug-Herstellers Hans Klemm in die Stadt Halle an der Saale umzusiedeln. Somit hatte sein neuster Typ, der noch in Böblingen begonnene, bereits erwähnte zweimotorige 104-er Tiefdecker, nun das neu eingeführte Typenkürzel Fh für "Flugzeugbau Halle" zu tragen. Auch dieses änderte sich bald wieder, als die neu entstandene Firma kurze Zeit später von Gerhard Siebel gekauft wurde.
Die zivilen Aufträge wurden erwartungsgemäß weniger, aber es wurden Aufträge seitens der Luftwaffe erteilt, welche die Fh 104 als Stabsflugzeug und Kuriermaschine bzw. Privatmaschine hochrangiger Militärs orderte. Daher wundert es nicht, daß die Betriebsleitung auch noch eine weitere, voluminösere, Maschine für bis zu acht Passagiere entwerfen ließ, welche sich aber von Anfang an in ähnlicher Weise militärisch nutzen lassen sollte. Zusätzliche Rollen waren ebenfalls machbar, etwa die als Trainer für Bomberbesatzungen oder leichtes Transportflugzeug. Zu diesem Zweck entwarf man nunmehr ein doppeltes Seitenleitwerk, allein schon um den Bordschützen - deren Ausbildung ebenfalls zu den Einsatzaufgaben zählte - ein besseres Schussfeld zu ermöglichen, und stattete den Bug mit einer Vollsichtkanzel aus, die stark jener der He 111 glich.
Aufgrund der ausreichend hohen Leistungsparameter des in Ganzmetall-Bauweise hergestellten Flugzeugs entschloss man sich, die erste, rein zivile Version 204 a weiterhin nur mit den bewährten schwächeren Argus Triebwerken auszustatten während das militärische Mehrzweck- und Ausbildungsflugzeug die stärker Variante AS 411 jener in großer Stückzahl hergestellten deutschen Flugmotoren erhielt. Schon bald wurden die Produktion der mit einem herkömmlichen abgestuften Rumpfbug gefertigten Maschinen der A-Baureihe heruntergefahren, da die Lufthansa aufgrund der Kriegslage ohnehin nur wenige übernehmen durfte. Der Ausstoß der D-Reihe sollte im Gegenzug hochgefahren werden, da dieser Typ die ältere Focke Wulf FW 58 "Weihe" ersetzen sollte.
Freilich waren dazu die Fertigungskapazitäten Nazideutschlands zur Kriegsmitte längst nicht mehr in der Lage. Weshalb die Fertigung zunehmend in die besetzten Gebiete ausgelagert wurde. Die Produktion in Frankreich wurde noch vor der deutschen Kapitulation aufgrund des Kriegsverlaufs eingestellt. Unmittelbar nach Kriegsende begann man dort aber genauso wie in der CSSR umgehend mit dem Weiterproduktion. Vorwiegend sollte diesen gelungen Typ jetzt zivil eingesetzt werden, allerdings leisteten die militärischen Versionen, die ebenfalls ununterbrochen vom Band liefen, auch weiterhin noch sehr nützliche Dienste für die Luftstreitkräfte der Tschechoslowakei und Frankreichs.
Die französische "Martinet", welche sowohl mit Glasbug als auch vorne abgestuft gefertigt wurden, setzte man sogar noch im Vietnamkrieg ein. In Prag begnügte man sich hingegen mit der Produktion von Maschinen mit der Vollsichtkanzel, die stets auch nur mit den originalen, ehemaligen deutschen, Triebwerken ausgeliefert wurden, während die Franzosen überwiegend eigene Renault-Flugmotoren mit Dreiblatt-Luftschrauben einbauten.
Ab 1945 wurde in der Tschechoslowakei zunächst noch mit militärische Frachtmaschinen dieses Typs mit ihren Armee-Besatzungen aushilfsweise ein provisorischer Flugdienst betrieben. Am ersten März 1946 fand dann der erste reguläre Linienflug der wieder neu auferstandenen Fluggesellschaft CSA statt, welche ihre Aero C-3A bis zu Beginn der fünfziger Jahre zu Innlandsflügen einsetzte. Später standen dann immer mehr zu diesem Zweck demilitarisierte und vor allen Dingen größere DC 3 “Dakota” zur Verfügung, weshalb die Aero wieder den Streitkräften übergeben wurden, welche sie aber bald an nationale Luftsportvereine weitereichten. 1960 wurden schließlich die letzen zwei Exemplare endgültig ausgemustert.
Bausatz Der insbesondere in Osteuropa äußerst populäre tschechoslowakische Hersteller Kovozavody Prostejov aus Mähren, dessen eigentliches Kerngeschäft die Herstellung von Kunststoff-Gebrauchsgegenständen aller Art war, begann ab 1969 Plastikmodelle anzubieten und der hier besprochen Baukasten war erst der neunte Bausatz überhaupt. Das Sortiment war hauptsächlich auf nationale Flugzeuge begrenzt. Es gelang den Formenbauern auf Anhieb einige hervorragende Modelle zu erschaffen, die im 1/72er Maßstab ihres Gleichen suchten. Eine anerkennungswürdige Leistung, insbesondere wenn man bedenkt, dass dies zu einer Zeit stattfand, als Tschechien längst noch nicht die “Weltmacht im Flugzeug-Plastikmodellbau” war, die sie jetzt ist und es in damaliger Zeit dort wie überall im Osten an Vielem mangelte.
Somit erstaunt es wenig, daß auch dieser betagte Raised-Panel-Kit, wenn auch in einer neuern, etwas erweitern Ausführung, immer noch angeboten wird. Schließlich ist er ein ausgezeichnetes Modell der zweimotorigen Aero. Es zeichnet sich durch sehr feine Panellines, Nieten und sonstige hervorstehende Oberflächendetails aus, die auch noch vollkommen stimmig angeordnet sind. Darüber hinaus hat der Bausatz bereits eine -für die damalige Zeit- überdurchschnittlich gute Cockpitinneneinrichtung zu bieten. Wie übrigens alle anderen KP oder Kopro-Baukästen auch.
Trotzdem bereitet der Zusammenbau aufgrund nicht übermäßig vieler Teile und guter Passgenauigkeit auch Beginnern keinerlei Probleme. Ursprünglich war sogar nur eine einzige Explosionszeichnung nötig, um den Zusammenbau zu illustrieren. Eine weitere zeigte die Montage des Fahrwerks im ausgefahrenen Zustand. Sicher war das einer der Gründe, weshalb viele Modelbauer diesen Bausatz in ihrer Jugend schon einmal gebaut haben, vor allem Jene, die ihre Wurzeln in der ehemaligen DDR haben, denn im Westen wurde er zunächst nicht angeboten.
Selbst heute, wo er nicht mehr die erste Wahl ist, wird er noch oft in Internet-Auktionshäusern angeboten. Kopro bietet mittlerweile auch Versionen deutscher Siebel 204 an, sowohl mit vollverglaster Kanzel als auch die Baureihe Si 204A. Selbst die leidlich durchsichtigen Glasteile besitzen Nietenachbildungen innerhalb der der flach angedeuteten Streben und es gibt beispielsweise auch Zylindernachbildungen der ersten Reihe innerhalb der Cowlings. Insgesamt ist Alles recht aufwändig ausgeformt, wenn es allerdings aber beim Fahrwerk erfahrungsgemäß weniger akkurat zugeht, da es hier keine größeren Details an den Felgen usw. Gibt.
Dieses, meiner Meinung nach, sehr schön gestylte Flugzeug sollte, schon wegen seines einmaligen halb zivilen, halb militärischen Aussehens in keiner Sammlung fehlen. Der Bausatz ist ein Klassiker, der auch in der farbenfrohen Farbgebung des Airliners besticht und somit für Liebhaber aller Sparten seinen Reiz hat.
Fazit: Ein absolutes Muss für alle 1/72er-Modeller da sowohl neu als auch "gebraucht" stets etwas Besonders und dadurch sicher auch sein Geld wert.
N.(August 2011)