Vorbild: Zunächst jedoch einiges zum Flugzeug. Die MiG-25 ist eine Entwicklung aus den frühen 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen für das Entstehen eines so extremen Flugzeugs sind Objekt propagandistischer bzw. ideologischer Weltsicht. Im amerikanisch beeinflußten Gebiet herrscht die Sichtweise, das Flugzeug sei als Reaktion auf die XB-71 Valkyrie entstanden, vor. Dieser Schnellstbomber war offensichtlich eine Sackgasse und kam nie zum Einsatz. Als eine Art Rechtfertigung für die immensen Kosten passt hier sehr gut das Argument, den Gegner zu einer teuren Jagdflugzeug-Neuentwicklung gezwungen zu haben. Im sowjetische Raum wird von der Entwicklung aufgrund der Einflüge von Spionageflügzeugen in das Gebiet des Warschauer Vertrages und der Unfähigkeit der damaligen Jagdflugzeuge diese abzufangen (wegen Höhenvorteilen und der kurzen Zeit die nach der Erfassung zum Abfangen zur Verfügung steht vgl. hierzu Fliegerrevue extra Ausgabe 4).
Wie dem auch sei, das Konstruktionsbüro MiG entwarf auf Grundlage eines Regierungsauftrages vom Februar 1961, der die Erstellung eines Jagd- und eines Aufklärungsflugzeuges vorsah, die Prototypen Je-155 R (Aufklärer) und Je-155 P (Jäger), welche beide 1964 erstmals flogen. Die Erprobung war bis anfang 1970 abgeschlossen und die MiG-25 ging in Serienproduktion, welche bis 1983 lief. Im Gegensatz zu den USA, die bei ihrem A-12/SR-71/.. - Programm dem bei hohen Geschwindigkeiten auftretenden Hitzeproblemen mit High-Tech in Form von Legierungen mit Titan begegneten, verfolgte man bei MiG einen Low-Tech-Ansatz, indem ca 80% der Kostruktion aus Stahl bestehen, zu weiteren technischen Einzelheiten verweise ich auf das Aerofax Heft (1). Die Bewaffnung besteht aus 4 R-40 Raketen, wobei meistens eine Mischung aus 2 IR- und 2 radargelenkten (R-40 T bzw R) Flugkörpern mitgeführt wurde. Später wurde zur Verbesserung der Kurzstreckenkampfkraft auch eine Beladung mit 2 R-40 und 4 R-60 vorgenommen. Wahrscheinlich war aber einem Nahkampf das "Verreisen" unter Ausnutzung des Geschwindigkeitsvorteils vorzuziehen.
Eigentlich nicht für den Export vorgesehen, brachte die Desertation von Viktor Belenko am 6.September 1976 nach Japan den Westen in die unerwartete Gelegenheit, die MiG-25 P ausgibig zu studieren und dann zelegt zurückzugeben. Damit war die UdSSR gezwungen eine verbesserte Version (MiG-25 PD) für die Heimatverteidigung zu schaffen und konnte gleichzeitig auch eine abgespeckte Baureihe an verbündete Staaten abgeben. Diese Änderungen umfassten neben der bereits erwähnten Alternativbewaffnung auch die Möglichkeit der Mitnahme eines zentralen Zusatztanks, welcher aufgrund des großen Durstes der beiden Triebwerke auch dringend nötig war.
Nutznießer der neue Exportmöglichkeit waren Algerien, Irak, Lybien und Syrien. Einige Maschinen waren auch im Sudan zu sehen, aber hierbei handelt es sich wohl um ein mit einheimischen Markierungen versehenes lybisches Kontingent (vgl. http://www.acig.org und African Migs von Tom Cooper). Bei diesen Staaten erfolgten auch die wenigen wirklich scharfen Einsätze dieses Flugzeugtyps. So soll Syrien einen Luftsieg gegen eine israelische F-15 erzielt haben.
Auch der Irak setzte dieses Flugzeug erfolgreich gegen seine Widersacher ein. Bekannt sind einige Abschüsse im 1. Golfkrieg (Iran-Irak) (vgl. z.B. Osprey Combat Aircraft Heft 44 Seite 82). Der Verlust der F-18 C (VFA-81, AA 403, BuNo. 163484) mit Scott Speicher als Piloten in der Nacht vom 16. zum 17. Januar 1991 wird ebenfalls einer MiG-25 zugesprochen. Außerdem gelang einer MiG-25 noch der Abschuß einer Aufklärungs-Drohne im Dezember 2002, zumindestens wird dies als Grund für den dareauffolgenden Vergeltungsschlag angegeben. Im Zeitraum zwischen den beiden amerikanisch-irakischen Golf-Kriegen gab es weitere kleine Scharmützel durch (angebliche?) irakische Einflüge in die Flugverbotszonen bei denen jedoch offensichtlich keine Ergebnisse erzielt wurden. Beispielsweise wird davon berichtet, dass zwei irakische MiG-25 den beiden auf sie abgefeuerten Raketen durch "gasgeben" entkamen. Mit ca. 3000 km/h Spitzengeschwindigkeit ist die MiG nicht gerade langsam. Außerdem hält die MiG-25 noch heute einige Rekorde. Darunter den absoluten Höhenweltrekord für Düsenflugzeuge mit 37.650 m oder den Rekord für die schnellste Steigleistung auf 30.000 m mit sagenhaften 3 Minuten und 10 Sekunden.
Bausatz: KittyHawk tut sich als einer der Hersteller hervor, lange gehegte Wünsche der Modellbauer zu erfüllen. Auch bei diesem Modell ist dies so. Das auf Grundlage der Fotos von Belenkos MiG-25 entstandene Revell Modell bedurfte schon seit langem einem modernen Ersatz. Diese Maschine kann übrigens mit den Bonusdecals dargestellt werden. Leider zeigt der chinesische Hersteller auch immer die Tendenz, seine Bausätze nicht bis ins letzte Detail zu recherchieren und den einen oder anderen Fehler einzubauen. Das ist leider auch hier der Fall.
Ich möchte mich hier nicht mit fremden Federn schmücken, sondern verweise lieber auf einen sehr interessanten Thread bei Britmodeler: MiG 25 Detailing and Corrections. Dabei sind wohl die von den Aufklärer- und Bomberversionen stammende zu langen Schubdüsen am augenfälligsten. Der etwas daneben liegende Rumpfquerschnitt dürfte schwer zu korrigieren sein und ist ein typisches Produkt des ausschließlichen Designs anhand von Zeichnungen. Von den vielen kleinen Korrekturen kann dann jeder umsetzen, was er für richtig hält. Der starke Verzug der Rumpfteile ist auch bei meinem Exemplar vorhanden.
Ansonsten ist der Karton gut gefüllt und erfreut mit einer ansprechenden Oberflächengestaltung (wenn auch nicht immer richtig, s.o.). Insgesamt entspricht der Bausatz dem, was man heute erwartet. Zumindest im Karton. Beim Bau der Gripen haben sich einige Passungenauigkeiten und Fehler gezeigt. Dies ist auch hier zu erwarten, wenn man z.B. den Verzug der Rumpfhälften betrachtet.
Trotz zweier großer Spritzlinge für die Bewaffnung kann man hier nur die R-40 in den Varianten infrarot- und radargesteuert sowie für spätere Vorbilder die R-60 für diese Jagdflugzeugvariante verwenden. Zusätzlich kann man optional auch den externen Rumpftank anbauen, denn die beiden Triebwerke sind sehr durstig...
Die Decals sind typisch chinesisch: gut gedruckt aber in einigen Farben nicht ganz getroffen. Nicht immer habe ich gute Erfahrungen gemacht, aber meistens kann man die Bausatzdecals mit etwas Arbeit verwenden. Folgende Bemalungsvarianten werden angeboten:
Fazit: Das Modell ist deutlich besser als das Revellmodell und somit eine begrüßenswerte Alternative. Um ein halbwegs korrektes Modell zu erhalten ist aber etwas Arbeit erforderlich. Dies ist schade, da inzwischen mehrere Flugzeuge öffentlich zugänglich und vermessbar sind. Wer hier tätig werden möchte findet im oben angegebenen Thread von Britmodeler einen guten Einstieg.
Steffen Arndt, Barsinghausen (Juni 2014)
Literaturtipps:
Aerofax: MiG-25 Foxbat/ MiG-31 Foxhound; Gordon, Yefim; ISBN 185 780 064 8 | |
Mir Aviazii 3/98 |