Vorbild: Die Hawker Siddeley Harrier ist ein einstrahliges senkrechtstartendes und -landendes Kampfflugzeug aus britischer Produktion. Benannt wurde die Maschine nach der Greifvogelgattung Weihen (englisch harrier) und ihrem Entwickler Hawker Siddeley. Der Erstflug des ersten von sechs Vorserienmustern fand im August 1966, der des ersten Serienflugzeuges GR.1 im Dezember 1967 statt. Mitte 1969 wurde die erste Staffel (No. 1 Squadron der Royal Air Force in RAF Wittering) aufgestellt. Die Harrier verfügt über ein Düsentriebwerk im Flugzeugrumpf, dessen Abgasstrahl durch Schubvektorsteuerung nach unten bzw. nach hinten geleitet wird. In der Regel startet das Flugzeug nicht senkrecht, sondern mit einer kurzen Anlaufstrecke (STOVL) oder auf Flugzeugträgern über eine Rampe, jedoch ohne Katapulthilfe – so kann erheblich mehr zugeladen werden. Die Landung – mit dann in der Regel nur noch halbem Startgewicht – kann dagegen wieder senkrecht ablaufen.
Drei der vier Harrier-Einsatzstaffeln der Royal Air Force gehörten zur RAF Germany. Die No. 3, 4 und 20 Squadron lagen bis 1977 in RAF Wildenrath und anschließend bis 1992 in RAF Gütersloh. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wurden die nominell 36 Flugzeuge dort auf nur zwei Staffeln verteilt, die No. 3 und 4 Squadron. Die No. 3 und 4 Squadron wurden von 1992 bis 1999 in RAF Laarbruch (Weeze) stationiert, anschließend nach England verlegt und einige Jahre später außer Dienst gestellt. Während des Falklandkrieges erwies sich die Harrier den reinen Jagdflugzeugen, wie der von den argentinischen Streitkräften eingesetzten Dassault Mirage III, im Luftkampf als ebenbürtig. Dies teils wegen der von den Vereinigten Staaten gelieferten AIM-9L Sidewinder-Luft-Luft-Raketen, hauptsächlich aber, weil das so nie vorgesehene Schwenken der Schubdüsen während des Fluges bisher nicht für möglich gehaltene Manöver gestattete. Für den anfangs geplanten Einsatzzweck als Jagdbomber zur Luftnahunterstützung war die Harrier jedoch zu schwach gepanzert.
Die erste Generation der Harrier (GR.1/T.2/GR.3/T.4/T.8), zu der auch die Sea Harrier (FRS.1, FA.2, FRS.51) zählen, fliegt, nachdem Indien seine Sea Harrier FRS.1 2016 außer Dienst gestellt hat, nur noch die thailändische Marine.[9] Alle übrigen Nutzer verwenden die von der US-Firma McDonnell Douglas weiterentwickelte Version AV-8B Harrier II. Am 15. Dezember 2010 starteten von der RAF Cottesmore Air Station 16 Harrier zu einem letzten Flug in einer Diamant-Formation; damit endete die Ära der Hawker Siddeley Harrier in Großbritannien.
Zweisitzige Harrier wurden für Trainingszwecke entwickelt und angeschafft, Für die RAF wurden elf Harrier T.2 als bewaffnete Trainervariante gebaut. Die erste Maschine hatte im April 1969 ihren Erstflug und wurde im Jahr 1970 ausgeliefert. Der Harrier T.2A war eine verbesserte Version der T.2 mit Pegasus-Mk-102-Triebwerk für die RAF. Vier Stück wurden neugebaut und 1972/1973 geliefert, der Rest waren umgerüstete T.2. Der Harrier T.4/T4.A war eine Trainerversion für die RAF ähnlich dem GR.3-Standard der Einsitzer. Die RAF erhielt zwischen 1976 und 1983 zwölf neugebaute sowie modernisierte T.2 und T.2A.
Die Royal Navy erhielt ab 1983 je zwei neue und zwei T.4/T.4A aus Beständen der RAF. Diese wurden als Harrier T.4N bezeichnet. Schließlich Zweisitzige Trainerversion wurden fünf T.4 und T.4N modernisierte und als Harrier T.8 in den dienst übernommen. (Nach Wiki: Hawker Siddeley Harrier )
Bausatz: Kinetic hat vor einiger zeit zwei frühe Varianten des Sea Harriers herausgebracht, die Baureihe FA.2 und den FRS.1, die wir bereits hier vorgestellt haben. Insgesamt sind dies recht brauchbare Bausätze, die aber beim Bau durchaus herausfordernd sind. Mit einigen Jahren Abstand folgt nun eine Box mit den Trainingsvarianten des Harrier.
Die Box ist Randvoll mit Spritzlingen, denn es sollen ja alle Versionen gebaut werden können, so dass nach Abschluss der Arbeiten eine gute Anzahl teile für die Restekiste verbleiben. Wie immer hat diese Vielfalt nicht nur Vorteile. Von Anfang an sollte man sich für eine Version festlegen und dann die Bauanleitung unter dieser Maßgabe studieren und gegebenenfalls auch markieren. Nicht immer ist sofort klar welche Variante gemeint ist, vor allem da teilweise auch die Seriennummern falsch angegeben sind, z.B. bei der ZB605, die in der Bemalungsanleitung ZD605 heißt. Ab Baustufe 17 wird es dann leicht unübersichtlich, so das man nicht benötigtes durchaus vorher markieren kann…
Der Aufbau folgt ansonsten den bereits erschienenen Harrier Varianten und der Zusammenbau ist nicht wirklich kompliziert. Etwas enttäuscht bin ich vom Cockpit. Hier sind die Details meist nur angedeutet und es gibt nur eine Bemalungsanleitung (keine Decals). Daher ist der Bau meines Modells auch ins Stocken geraten, da ich erst noch auf das Zubehör von Eduard warte. Wenn das Cockpit erst einmal eingebaut ist, geht es zügig vorwärts. Die Steuerflächen am Flügel liegen separat bei, sollen aber in neutraler Position montiert werden. Die Pendelruder ebenfalls, wobei ich mir hier vorstellen kann, dass die runde Steckverbindung zum Rumpf der Drehachse entspricht. Der hintere Fahrwerks- und Bremsklappenschacht ist „fliegend“ in den Rumpf zu montieren. Hier muss man beim schließen der Rumpfhälften aufpassen. Als Außenlasten liegen Gunpods und Tanks bei. Aus ästhetischen Gründen würde ich aber auf erstere verzichten. Zum Schluss dieses Abschnitts nochmal der Hinweis immer auf die Optionsteile zu achten!
Die Farbangaben beziehen sich in der Bauanleitung übrigens nur auf „Ammo of Mig“ Farben, was etwas nervig ist, da man permanent die Tabelle zu Rate ziehen muss. Hier sind Vallejo, Gunze Mr. Color (nicht Aqueous!!) Tamiya und Humbrol genannt. Allerdings nicht für alle Farben, was ich beim umfangreichen Programm von Gunze (insbesondere Aqueous) und Humbrol nicht wirklich nachvollziehen kann. Also ein schöner Marketing-Gag, den ich allerdings nicht so toll finde … für Revell gibt’s wenigstens brauchbare Übersetzungstabellen.
Kommen wir zu den Bemalungsvarianten. Kinetic hat hier wieder mit den Spezialisten Crossdelta für das Design und Cartograf für den Druck zusammengearbeitet. Der resultierende Bogen ist etwas größer als A4 und randvoll mit Markierungen und Wartungshinweisen. Durch die Beigabe von Nummern und Buchstaben lassen sich aber weitere Vorbilder darstellen.
Die Bemalungsvarianten sind jeweils in Schwarz-Weiß auf einer A4 Seite dargestellt. Zusätzlich gibt es eine Seite mit der Positionierung der Wartungshinweise. Auch hier ist auf die gewählte Bemalungsoption zu achten!
BTW zum Thema Vorbildtreue gibt es im Review von Brett Green auf Hyperscale einen Abschnitt. Die Seite der Harrier SIG der IPMS UK hat da leider noch keinen eigenen Artikel.
Fazit: Kinetic liefert hiermit den ersten frühen Harrier-Trainer in Spritzguss in 1/48. Die Ausführung entspricht der von dem Hersteller gewohnten Qualität, d.h. gut, aber nicht überragend. Der Bau war bisher gut machbar, aber hier und da muss ich etwas nacharbeiten. Die Bauableitung wird zum Ende hin unübersichtlich und die darstellbare Typenvielfalt erfordert gute Vorbereitung und Konzentration. Wer schon immer mal einen T-Harrier bauen wollte, kann hier aber getrost zugreifen.
Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2017)