Lockheed F-16A MLU

Kinetic 4802 - 1/48

Vorbild: In den späten 1970er Jahren begannen Belgien, Dänemark, Norwegen und die Niederlande nach einem Ersatz für die F-104 Starfighter zu suchen. Diese 4 Nationen - später als European Participating Air Forces (EPAF) bezeichnet - wurden die ersten internationalen Kunden für die F-16. Zusammen mit den USA begannen sie ein einzigartiges multinationales Entwicklungsprogramm für die F-16. Die Verträge sahen vor, dass die F-16 für die EPAF Nationen in Europa produziert werden würden. Diese Maschinen sind den Blöcken 10 und 15 zuzurechnen.



Als die F-16 1979 in Dienst gestellt wurden, ging man davon aus, dass sie ab etwa 1999 durch ein neues Muster ersetzt werden würden. Aus verschiedenen ökonomischen und politischen Gründen erfolgte dieser Ersatz jedoch nicht und ist auch bisher noch nicht abzusehen. Um die Kampfkraft und allgemeine Leistungsfähigkeiten der vorhandenen Flugzeuge zu erhalten, wurde ein umfangreiches Modernisierungsprogramm entwickelt, das als Mid-Life Update (teilweise auch als Upgrade bezeichnet) oder MLU bezeichnet wird.



Das Projekt begann 1989 mit einer zweijährigen Analyse der möglichen Verbesserungen an der F-16. Im Mai 1991 begann die Entwicklungsphase des Programms, welche sich bis 1997 erstreckte. Die ersten 5 Teilnehmer an diesem Programm waren die vier europäischen Nutzer Norwegen, Belgien, Dänemark und die Niederlande, sowie die USAF. Jedes der Länder hatte eine "Lead The Fleet" (LTF) F-16 im Werk von Lockheed-Martin in Fort Worth (Texas), das als Testflugzeug für die Modifikationen diente. Die Eigentlichen Updates fanden dann in den Nutzerländern statt.



Zu Beginn des Programms wurde angenommen, das die USAF etwa 223 Flugzeuge unter dem MLU Programm aufwerten würde, jedoch wurden diese Pläne mit Ende des "Kalten Krieges" fallen gelassen und die USA zogen sich aus dem Programm zurück.

2001 kündigte Portugal an, ihre F-16 ebenfalls dem MLU zu unterziehen. Das portugiesische Programm startete Ende 2002. Das LTF wurde Anfang 2003 geliefert. Zunächst wurde 16 F-16A und 4 F-16B des "Peace Atlantis II"-Programms der Kampfwertsteigerung unterzogen. Weitere 20 folgen später.



Die genauen Details des MLU Programms kann man bei F-16.net nachlesen. Sie umfassen strukturelle Verstärkungen, Modernisierung der Rechner und des Cockpits (HUD, MFDs, Helmdisplay usw.), Verbesserung der ECM-Fähigkeiten und der Fähigkeiten zum Einsatz moderner Waffen.
Quellw: nach F-16.net

Bausatz: Der recht große Karton ist gut gefüllt und sein Inhalt hinterläßt zunächst einen sehr guten Eindruck. Die Aufteilung des Rumpfes erinnert an Tamiya und auch sonst gefällt der Bausatz zunächst. Die Oberfläche ist wie schon bei der F-84F etwas rauh, was aber bei Tarnschemen nicht so sehr ins Gewicht fallen dürfte, wie bei Nachbildung naturmetallener Flugzeuge. Erwähnt sei noch, das Kinetic recht heftige "Auswerferstöpsel" an vielen Teilen hinterlassen hat. Hier kan man sicher trefflich streiten, ob dies nicht besser sei, als Vertiefungen zuzuspachteln (eine Sichtweise, der ich mich anschließen könnte), leider befinden sich ein paar extra große aber auch im Lufteinlauf. Interessanterweise liegen auch sehr viele Abwurfwaffen und Pods bei. Diese sind aber nicht alle verwendbar, also muss hier Vorbildrecherche betrieben werden. Die norwegischen F-16A MLU können z.B. keine Penguin mehr verwenden, was eigentlich eine sehr interessante Variante wäre!



Gewöhnungsbedürftig sind die vielen kleinen und kleinsten Gießrahmen, die zum Teil zerschnitten sind. So läßt sich sicher für Kinetic eine große Anzahl Varianten produzieren, die Übersichtlichkeit geht aber leider etwas verloren. Da hilft dann normalerweise die Bauanleitung, diese ist aber für eine F-16DJ (Doppelsitzer!) gedacht und wenig hilfreich. Anscheinend ist mein Bausatz kein Einzelfall, da dies in der Besprechung bei MV ebenfalls erwähnt wird. Ich habe sowohl Kinetic (ohne Reaktion) als auch den deutschen Importeur ("die Bausätze sind gerade ausverkauft", seit dem nichts mehr) um Ersatz gebeten. Wer den Bausatz also haben möchte, sollte unbedingt überprüfen, ob die richtige Bauanleitung beiliegt!



Ich möchte mich nicht in einer Detailanalyse des Bausatzes ergehen, da dies ohnehin nur "Sekundärwissen" wäre. Schaut einfach mal in diverse Jetforen (z.B. bei Hyperscale Jet Age dieser und das ist nur einer von etlichen Diskussionsfäden). Hauptkritikpunkt ist der Verlauf des vorderen Rumpfes, der einen seltsamen Knick aufweist, das ist aber nur das Augenfälligste. Andererseits sieht das Modell gebaut ganz ordentlich aus und wahrscheinlich werden nur Spezialisten den Fehler auf den ersten Blick bemerken. Mich stört es allerdings, wenn ich so etwas weiß und daher werde ich diese F-16 wohl nicht so bald bauen.



Wie der gesamte Bausatz ist auch der Decalbogen nicht frei von Fehlern. Für die belgischen bzw. niederländischen F-16 gibt es ja ne ganze Menge von Daco/Astra und anderen. Bei den Skandinaviern sieht es nicht ganz so üppig aus (und hier sind die Hoheitszeichen leider nicht ganz korrekt). Vingtor ist einer der Anbieter, bei denen man mal nachfragen könnte.

Bemalungsvarianten:

  1. F-16AM, 678, Royal Norwegian Air Force
  2. F-16AM, FA-73, Belgian Air Force
  3. F-16AM, J-063, Royal Netherlands Air Force
  4. F-16AM, E-198, Royal Danish Air Force

Fazit: Was bleibt bei solch einem Bausatz zu sagen. Mich persönlich stinkt die Sache mit der Bauanleitung ziemlich an, und daher fällt der Bericht vielleicht nicht ganz ausgewogen aus. Letztendlich ist es aber der einzelne Modellbauer, der entscheiden muss, wem er sein begrenztes Budget zur Verfügung stellt. Kauft man ein sehr gutes aber teures Tamiya-Modell. Rüstet man den guten, aber etwas in die Jahre gekommenen Hasegawa-Bausatz mit Hilfe des Zubehörmarktes auf oder greift man einfach zur günstigen aber fehlerhaften Alternative von Kinetic. Suum cuique.

Steffen Arndt, Ettlingen (November 2009)