Pünktlich zur Markteinführung von Eduards neuem, ultimativen Bf 110-Bausatz, gelang es mir, nach längerer Suche, endlich noch einen älteren Italeri-Kit aufzustöbern. Freilich waren meine Erwartungen daran nicht besonders hoch, kannte ich bereits den erst kürzlich wieder einmal neu aufgelegtem G-4 Nachtjäger aus selben Haus, der ja bekanntlich einen Großteil identischer Teile verwendet. Vordergründig ging es mir darum, herauszufinden ob man dem brandneuen Nobel Bausatz aus Tschechien möglicherweise eine nur halb so teure gleichzeitig aber auch halb so gute Alternative gegenüber stellen könnte? Bei diesem Vergleich, wollte ich allerdings bewusst nicht auf den neuen Airfixkit oder den immer noch guten von Fujimi zurückgreifen, da beide bereits besprochen worden sind.
Aber nun zum Baukasten, worin uns die Firma aus der Nähe von Bologna, wie bei einigen anderen ihrer Luftwaffe-Kits, einmal mehr gleich mehrfach einsetzbare Gussrahmen offeriert. Weshalb sich dann in der kompakten, gelben, Schachtel, wie bereits angedeutet, mit ihren anderen zwei Bf-110-Bausätzen weitestgehend übereinstimmende, graue Spritzlinge befinden. Allerdings wurde hier, in vorbildlicher Weise, ein etwas aufwändigeres Verfahren angewendet. Weswegen sich auch beispielsweise der Rahmen "A" von jenem des G4-Nachtjägers, da dessen spezifische Ausrüstungsgegenstände gegen solche der D-Baureihe ersetzt wurden, unterscheidet. Es liegt hier also eine Formendopplung mit anschließender Modifikation zugrunde, was sicherlich kostenintensiver, dafür aber effizienter ist, da bei jedem weiteren Guss nicht jedes mal stets sinnlos unnötige Teile mit ausgespritzt brauchen müssen. Der hier besprochene Bausatz weist deshalb also keinerlei alternative Auswahl Teile auf. Bis auf den regulären (kurzen) Hecksteiß, der aber, wie wir noch sehen werden, eine willkommene Bereicherung darstellt, ermöglicht seine Verwendung doch auch den Bau des "Zerstörers". Zu welchem ( Art.- Nr. 049) Italeri, aber komischer Weise noch vier Bomben nebst deren Aufhängungen, zur Anbringung unter den Tragflächen mitlieferte. Wodurch dann laut Bauanleitung aus dem aufgrund der mitgelieferten Decals als eine Maschine aus der "Haifischgruppe" zu bauenden Flugzeug letztlich ein fiktiver Jabo wurde!
Ach ja die Bauanleitung.
Leider zeugt sie auch hier, von dem offensichtlich bereits damals schon bei Italeri einsetzendem Trend zu einer gnadenlosen Rationalisierung des Inhalts. Das man es dort einmal mehr mit dem kurzen historischen Abriss des Vorbildes nicht ganz so ernst nimmt wäre sicherlich verzeihlich. Das die Übersetzungen in die acht Sprachen vom italienischen Original oftmals abweichen, und das es insbesondere im deutschen Text Rechtschreibfehler gibt vielleicht auch noch. Das man aber aufgrund der seinerzeit bereits verwendeten CAD-Softwaretechnologie auch offenbar unkundigen Mitarbeitern eine Möglichkeit gab Grafiken in das Layout ein oder ausblenden, ist schon bedenklich. Als direkte Folge solch mangelnder Sorgfalt entstand dann bei den, von Italeri ja stets angebotenen mindestens zwei verschiedenen, Bemalungs- und Decals-Optionen, auch bei diesem Kit ein weiteres Mal ein unnötiges, da sicherlich leicht vermeidbares, Ärgernis!
Eigentlich hätte die Bauanleitung ja den Bau zweier Versionen, (im Italeri-Jargon stets nur als "A" und "B" bezeichnet), dokumentieren sollen. Die hier einen Langstreckenjäger bzw. einen frühen Nachtjäger aus dem Mittelmeerraum repräsentieren. Wie nicht gerade selten unterscheiden sich die gewählten Vorbildmaschinen außer der Bemalung auch hier, nur noch aufgrund mitgeführter optionaler Bomben nebst den dafür notwendigen Aufhängungen voneinander Italeri schreibt deren Montage allerdings ostentativ vor. Wodurch dieser lediglich nur für für das Modell "A" korrekte Bauabschnitt aber letztlich als ein weiterer notwendiger Schritt zur finalen Fertigstellung beider Varianten interpretiert werden muss! Das selbe trifft ebenfalls auch auf die Verwendung der zwei großen 900 l Zusatztanks zu. Versions-Angaben tauchen nämlich viel später auf, d.h. konkret erst innerhalb den Bemalungs- und Abziehbild-Hinweisskizzen am Ende der Bauanleitung!
Italeri suggeriert hier also, die Ausrüstung mit Außenlasten sei für beide Vorbilder zutreffend, außerdem war man dann noch so sparsam, bei den Zeichnungen, auf die Darstellung der Unterseiten zu verzichten. Eigentlich nicht zwingend erforderlich, da ja die Position der Balkenkreuze mittels Bild-Fragmenten angezeigt wurde. Aufgrund der wuchtigen Außentanks lässt sich aber aus der Seitenansicht die Existenz von mitgeführten Etc 500/IX-b Bombenschloss oder gar Bomben nicht klar ausschließen, womit eine Abbildungen der gesamten Unterseite hier also äußerst wichtig wäre. Schwer nachvollziehbar das man hier nicht mehr an Qualitätskontrolle erwarten durfte.Es ist daher als wahrer Glücksfall zu bezeichnen das auf der Schachtelrückseite ein profile nebst Ober- und Unterseite des Nachtjägers aufgedruckt wurde, daß in diesem Punkt für die nötige Klarheit sorgt.
Um die Mängelliste der Bauanleitung abschließen zu können wäre eigentlich nur noch die Tatsache anzuführen das neben den hier ausnahmsweise einmal für den Innenbereich, zutreffenden, angegebenen Reseda-Grünton. Diese korrekterweise "RLM-Grau" heißende Farbe auch für die Felgen des Hauptfahrwerks vorgeschrieben wird, die bei der Bf 110 allerdings genau wie bei der Bf 109 stets aber in einem seidenmatten Schwarz gestrichen waren.
Die Begutachtung der auf zwei Gussrahmen angeordneten Einzelteile fällt hingegen etwas positiver aus, da die Gussqualität, wie nicht anders von Italeri gewohnt, recht gut ist. Obgleich, dessen ungeachtet, immer noch einiges zu Entgraten bleibt. Genauso wie es auch ein paar lästige Auswerfermarkierungen nebst Sinkstellen zu entdecken gibt.
Wie bei diesem Hersteller eigentlich immer, wurden auch hier alle erhabenen Oberflächendetails ausreichend fein und unaufdringlich dargestellt. Wenn auch, ein neuer Raised-Panel-Kit, im Jahre 2000, mit Sicherheit bereits schon einen auffälligen Anachronismus bedeutete!
Ferner darf man bei diesem Modell auch nicht von einer vollkommen authentischen Umsetzung aller am Original vorhandenen Details ausgehen! Hier liegt Italeri, bedauerlicherweise, partiell einige Male hinter dem Revell-Monogram- und Matchboxkit zurück.
Insgesamt betrachtet wäre der Rumpf noch durchaus stimmig ausgestaltet worden. Während die Tragflächen qualitativ bereits leicht abfallen und die Motorengondeln schon recht detailarm wirken, da insbesondere an den Cowlings einige Details fehlen.Letztlich stören dort auch noch die erhabenen kreisförmigen Begrenzungslinien die bei dem G4-Nachtjäger-Bausatz diejenigen Stellen an den Triebwerksabdeckungen anzeigen wo man die zwei separat ausgeformten Ausbuchtungen für die Ölkühler jener Baureihe ankleben soll. Ferner bemerken Kenner gleich das hier die die Anordnung der Tankdeckel auf der Tragflächenoberseite sowie das Loch für den Pitot-Stab in der Flügel-Vorderkante eigentlich der G-Baureihe entsprechen. Womit dann, zu guter Letzt, schließlich doch noch einige Hinweise auf einen kombinierten Bausatz-Ursprung offenbar werden.
Natürlich bietet sich ein Flugzeug wie die Bf 110 aufgrund der wenig auffallenden äußerlichen Veränderungen innerhalb der Baureihen sicherlich hochgradig an, als modularer Bausatz umgesetzt zu werden. Allerdings sollte man dies aber etwas cleverer anfangen, wenn man ein akkurates Ergebnis anstreben will. Hier hat Italeri offensichtlich seine Hausaufgaben nicht gemacht, finde ich. Wofür ja auch schon allein die Tatsache spricht das jene zwei Bf 110-Baukästen der Firma aus der Region um die Hauptstadt der Emilia Romagna bislang niemals wieder neu aufgelegt wurden, obgleich es allerdings aber bis vor kurzem noch einen baugleichen Tamiya Bf 110 e-Kit gab. Weshalb man also durchaus davon ausgehen kann das, dass Experiment "Bf 110 a lá Italeri" für die Firma wohl nicht ganz so erfolgreich verlief. Da offensichtlich lediglich der Nachtjägerbausatz, den es übrigens auch von Bilek gibt, entsprechend nachgefragt wurde um neu aufgelegt zu werden, obwohl auch er nicht fehlerfrei ist!
Doch nun wieder zurück zu den Mängeln des Bf 110 d-Kits. Vielleicht fange ich am Besten beim Cockpit an. Dies wirkt im ersten Augenblick recht imposant und vollständig. Aber dies ist bestenfalls nur vorne im Bereich des Piloten der Fall. Die Trennwand zum Bordfunker/Heckschützen ist zwar noch in Ordnung, weil die entsprechenden Instrumente, korrekt nachgebildet worden sind. Die dahinter installierte Fahrradsattelartige Sitzfläche die auf dem, in der Mitte der Bf 110-Kabine durchgehendem, Holm befestigt war fehlt allerdings völlig! Der weiter hinten platzierte kleine, drehbare, vor dem rückwärtigen MG, angebrachte Hocker ragt dann nur als recht flaches Relief aus dem Fußoden. Während es dazwischen eine Art Trennwand gibt welche möglicherweise vielleicht eine fiktive Rückenlehne für den Heckschützen darstellen soll? Meiner Meinung kann es sich dabei eventuell bestenfalls nur um den hier blödsinnigerweise hochgeklappt dargestellten, allerdings erst ab später Baureihen verwendeten, durchflochtenem. "Leichtbausitz" handeln. Somit findet sich im hinterem Kabinenraum ein Sammelsurium an zwar letztlich authentischen Bf 110-Ausrüstunggegenstänen, die aber aus verschieden Baureihen stammen.
Lediglich das MG 15 ist recht detailliert ausgestaltet, da hier, wie bei Italeri üblich, selbst das Trommelmagazin als separates Bauteil vorhanden ist. Wenn es auch, strenggenommen,wie es in diesem Maßstab gebräuchlich ist, und auch bei anderen Herstellern praktiziert wird, etwas vergrößert dargestellt worden ist. Munitionstrommeln und eine Ladevorrichtung für die Bugbewaffnung im Cockpitboden gibt es dann aber nicht.
Die Kabinenverglasung wäre soweit in Ordnung, ist aber mit Vorsicht zu genießen. Die von der Materialstärke korrekt aufgedickte Frontscheibe, die hier das ab der Baureihe E verstärkte Panzerglas nachbilden soll geht hier nämlich ausnahmsweise in Ordnung. Allerdings liegen die gleichen Klarsichtteile ebenfalls in dem Bausatz des "Zerstörers" und des G4-"Nachtjägers" bei! Für Letzteren freilich ein absolutes No-Go, beim Zerstörer vielleicht noch erduldbar weil ja viele, genau wie Baureihe-D-Maschinen auch, später mit dem zusätzlichen Panzerglas nachgerüstet wurden. Erfreulicherweise ist die Haube auch geöffnet darstellbar, was zweifellos als ein zeitgemäßes Feature zu werten ist. Doch was ist mit dem Rest, der Maschine? Dieser ist ebenfalls mit dem Kit der Baureihe C3/-C-4 identisch, was in diesem Falle aber richtig wäre, da es zur D-Serie von außen nahezu keine spezifischen Baureihen-Unterscheidungsmerkmale innerhalb der Flugzeugzelle gab.
Kommen wir nun zu den etwas schlichten Cowlings, was jetzt eigentlich doch ein recht großes Ärgernis bedeutet, da auch der neue Airfixkit bekanntlich ausgerechnet bei den Triebwerksverkleidungen patzt. Wohingegen der bewährte Monogram-Revellbausatz in diesem Bereich generell weitestgehend stimmig umgesetzt worden war, wenn er auch insgesamt etwas zu zierlich ausgefallene Motorengondeln aufweist. Somit kann man bei den Raised-Panels- Kits in diesem Punkt fast nur den alten Matchbox-Baukasten als Maß aller Dinge ansehen, obgleich seine Ölkühler-Lufteintritte nicht durchbrochen ausgegossen worden, und außerdem noch die gleichermaßen massiv abgegossene Luftansaughutze auf der rechten Seite innbords, etwas zu klein geraten ist. Bei Italeri vermisst man dagegen bereits die deltaförmig angeordneten äußeren Messinstrument-Anzeigen, während das hervorstehende Blech, welches Behinderungen durch die Abgasflamen mindern sollte hier zwar vorhanden ist aber wie die Hutze ebenfalls, unangebracht winzig ausgeformt worden ist! Die Auspuffrohrstutzen hingegen hat man in Italien aber äußerst präzise nachgebildet.
Der unterhalb des Rumpfbauches zu montierende doppelte ETC 500/IXb Bombenträger, wirkt dagegen bereits regelrecht armselig da er nicht einmal das Niveau des alten Frog-Kits erreicht.Was aber nicht zu stören braucht wenn man denn die im Baukasten einliegenden Bomben nicht montieren will. Des Weiteren wirken bei diesem Bausatz auch noch die Propeller vom Durchmesser etwas zu klein geraten, wofür sicherlich auch die leicht überdimmensionierten Spinner schuld sind.
Alle anderen Teile wären dann aber recht authentisch gestaltet, was insbesondere an der filigranen Antenne, der Einstiegsleiter oder dem Pitotstab und den Ausgleichsgewichten der Querruder deutlich wird. Lediglich das Hauptfahrwerk das, bis zum Auftauchen des Airfix- bzw. Eduard-Bausatzes, dass bislang beste in 1/72 war, wartet mit fiktiven Oberflächendetails in den Radschächten auf. Auch fehlen die Bf 110-typischen Ausbuchtungen für die Räder in den Tragflächenunterseiten, während die zwei rückwärtige Streben, nur reliefartig an der Schacht-Decke angedeutet worden sind!
Details wie Filtereinsatzmatten und ausgebildete Bowdenzüge an den Trimmflächen der Seitenruder hingegen, wurden erfreulicherweise nicht vergessen. Während man ein Klarsichtteil für den Landescheinwerfer vergeblich sucht.
Zusammenfassend besehen kann dennoch gesagt werden das auch dieser Bausatz nicht allzu sehr aus dem Italeri-Qualitäts-Rahmen fällt, insbesondere weil dieser Hersteller ja bekanntlich selbst heute immer noch einige in Raised-Panels-Machart konzipierte Kits anbietet. Welche in einigen seltenen Fällen, mangels neueren Alternativen, sogar immer noch das Prädikat "ordentlicher Standard" verdienen. Zu dieser Gruppe zählt dies Modell allerdings nicht da es ja diesbezüglich schon vor Auftauchen des neue Airfix-Baukasten, bereits auch schon den Fujimi-Kit gab, der darüber hinaus sogar noch den Bau der ursprünglichen "Dackelbauch-Variante" ermöglichte.
Nachdem jetzt auch das Plastik einige Mängel offenbarte, verbliebe diesem Baukasten, quasi als letzter Trumpf, um den bislang bestenfalls eher mittelmäßigen Gesamteindruck etwas aufzuwerten, noch der Decalbogen. Welcher auf den ersten Blick zumindest durchaus, qualitativ sowie quantitativ, einen ordentlichen Eindruck erweckt.
Leider ist aber auch dieser wichtige Bausatz-Bestandteil mit vermeidbaren Fehlern behaftet! So hat der verantwortliche Grafiker hier unbegreiflicher weise die zwei charakteristischen, weißen, Runen innerhalb des ZG 26-Geschwaderwappens (dem auch noch die abgerundete linke Ecke fehlt) vergessen, und ferner bei einem Stencil "Preffmut" statt Pressluft geschrieben, was man allerdings nur unter der Lupe erkennen kann.
Zu guter Letzt gelte es nun noch die zwei Bemalungsvorschläge nachzuprüfen. Hier gibt es bedauerlicherweise ebenfalls einige Ungereimtheiten. Denn so plausibel, bzw. für Manchen vielleicht auch attraktiv die hier suggerierte Wüstentarnung wirken mag, ist sie aber dennoch unzutreffend!
Allerdings kann man hierbei einmal Italeri nicht allein die Schuld geben. Vielmehr existiert wirklich ein altes Original-Farbbild (falls es denn kein colorisiertes Foto war) das tatsächlich eine mittels bräunlichen Flecken getarnte, mit dem Code "3U + KT" gekennzeichnet Maschine mit gelben Triebwerksabdeckungen, Spinnern und Seitenrudern zeigt. Das für jene Zeit typische Finish jener Aufnahme mit dem obligatorischen Farbstich würde ohne weiteres durchaus auch den Eindruck einer Art bräunlich-gelblicher "Hyänen-Camo" erlauben. Der dann offenbar selbst den angesehenen Grafiker Keith Fertwell zu seinem bekannten profile genau jener Bf 110C-4b inspiriert haben dürfte, die in Wirklichkeit aber einen Jabo aus der E-Baureihe darstellt.
Tatsächlich waren deutsche Zerstörer aber seinerzeit bekanntlich obenrum mithilfe grüngrauer und dunkelgrüner Farbe getarnt. Welche auf SW-Aufnahmen freilich nicht von eventuellen Braun- und Sand-Tönen zu unterscheiden ist, während sich mögliche gelb gespritzte Bereich vielleicht gerade noch erahnen lassen.
Leider tauchen die von Italeri vorgegebenen gelben Motorgondeln sowie Seitenruder, die erwiesenermaßen auch auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz anzutreffen waren, stets nur auf Maschinen der 9. Gruppe des ZG 26 auf. Diese hatte aber ein eigenes Staffel-Emblem, nämlich den Leghorn-Hahn vor zwei schwarzen "Kommandeurs-Winkeln" im Hintergrund. Somit bleibt dem auf größtmögliche Authentizität bedachten Modellbauer nur die Möglichkeit besser auf eine, andere, eindeutig belegbare Maschine auszuweichen, da die zwei, zumindest mir bekannten Fotos, des hier vorbestimmten, "3U-DT" gekennzeichneten Vorbilds definitiv keine gelben Bereiche zeigen.
Allerdings kann man die hier besprochene Bf 110 aber ohne weiteres auch ohne Zusatztanks fertigstellen. Für solcherlei Flugzeuge lassen sich nämlich schon mehrere Beleg-Fotos finden, für welche dann erfreulicherweise auch Teile aus auf dem Markierungscode des Decalbogens verwendet werden können.
Mit etwas Eigeninitiative ließe sich ebenso aber auch der kleine viereckige Lufteinlass zwischen den Bug-MGs scratchbuilden, wodurch sich die Auswahl an auf dem nordafrikanischem Kriegsschauplatz mittels Fotos eindeutig belegbaren ZG 26-Maschinen noch erheblich steigern lässt. Womit dann schließlich also doch noch die Freunde einer Wüstentarnung (allerdings aber "nur" in einem einheitlichen Sandgelb) zufriedengestellt werden könnten.
Der zweite Bemalungsvorschlag ist dann nicht ganz so heikel, obwohl aber auch er nicht vollkommen unproblematisch ist. Zu aller erst ist bereits die bei dieser Empfehlung angegebene Baureihe in Frage zu stellen. Originalphotos zeigen nämlich stets eine Maschine ohne verlängerten Hecksteiß, womit es sich daher bei dem Original weit mehr um eine Bf 110C anstatt einer D-Version gehandelt haben dürfte. Auch ist der angegebene Einsatz-Zeitraum, also 1943, nicht korrekt da seinerzeit bereits Nachtjäger der G-Baureihen verwendet wurden. Da die betreffenden Bildunterschriften stets Catania und 1941 angeben, dürfte hier also Italeri mit "Sicily 1943" definitiv falsch liegen.
Es gibt auch Aufnahmen von einem "L1- DH"-Nachtjäger welcher partiell auch noch einen Tages-Sichtschutz trägt, was aber, zumindest meiner Meinung nach, nicht so schlimm wiegt, da es gleichzeitig auch Fotos gibt die eine vollständig schwarz gespritzte Maschine zeigen. Allerdings liefert man keinerlei Gruppenembleme mit. In diesem Fall will ich aber ein Auge zudrücken da die auf einer Mondsichel sitzende Eule nicht auf jedem Bild zu erkennen ist, was ebenfalls für die fehlenden Buchstaben "D" auf den Flügelenden und die weiß beringten Spinnerfronten gilt. Abschließend sollte aber noch die Fotografie der "L1-CH" erwähnt werden die eine Bf 110 mit Rumpfverlängerung zeigt, womit dann auch der Derjenige zufriedengestellt werden kann der Italeris Bauanleitung eventuell etwas mehr Vertrauen schenken möchte. Zusatztanks oder gar Bomben, sind hier aber, wie bereits anfänglich erwähnt, allerdings in jedem Falle unzutreffend!
Bei diesem Bausatz ein positives Fazit fällen zu wollen ist, wie wir gesehen haben, nahezu unmöglich. Wobei es meines Erachtens eigentlich egal ist ob die Mängel vermeidbar gewesen wären oder nicht. Ich persönlich halte die Bauanleitung für eine regelrechte Zumutung. Derart verantwortungslos sollte heute kein Hersteller mehr Bausätze anbieten dürfen! Gerade im Falle der so vernachlässigten Bf 110 ärgert es mich besonders das man bei Italeri hier so gepfuscht hat, da dieser Bausatz mit ein klein wenig mehr Gewissenhaftigkeit durchaus eine ernstzunehmende Alternative zum neuen Airfix-und dem Fujimikit darstellen hätte können. Selbst mein ursprünglicher Beweggrund ihn als eine zumindest preislich angemessen d.h. faire Alternative zum Eduard-Baukasten anzusehen hätte mit etwas Sorgfalt vielleicht erreicht werden können. So aber sollte es sich jeder Interessierte besser dreimal überlegen ob er doch nicht lieber zu Revell/Monogram greift oder aber irgendwo im Internet den Matchbox-Bausatz zu ersteigern versucht. Da aber die Chance antiquarisch günstig an Italeri-BF 110 C oder D-Modelle zu gelangen ohnehin nicht gerade hoch ist dürfte dieser Kit sowieso stets nur etwas für ausgesprochenen Liebhaber ältere Bausätze sein. Was meiner Meinung nach Schade ist, da man daraus auch heute immer noch ein ansprechendes Modell bauen kann, wie es beispielsweise nicht zuletzt auch Peter Hochstrasser auf Modellversium bewiesen hat.
N. (November 2012)