Vorbild: Die Luftwaffe war der Meinung, dass ein einmotoriger Jäger nie in der Lage sein werde, die Bomber während ihrer Angriffe zu begleite. Der schwerer Jäger Messerschmitt Bf 110 - Zerstörer genannt - sollte diese Lücke schließen. Im Krieg gegen Polen und am Anfang des Feldzuges gegen Frankreich hatte die C-Version der 110 keine Gegner. Entsprechend hoch handelte sie die Propaganda: das Haimaul des ZG 76 war omnipresent. Doch bald kam die Ernüchterung. In der Luftschlacht um England scheiterte das Konzept vollständig.
Bausatz: Ein Jahr nach Revells erstem Rebox von Monograms klassischer Bf 110E-1, versuchte sich 1995 auch die Firma aus der Emilia Romagna an dem legendären Messerschmitt-Zerstörer. Eigentlich keine schlechte Idee möchte man meinen, war dieser Typ im Standardmaßstab doch arg vernachlässigt worden. Der anfänglichen Freude folgte jedoch bald die Ernüchterung, wenn man diesen Bausatz etwas kritischer unter die Lupe nahm. Besprechungen gab es bislang aber nur auf Englisch, wobei die äußerst ausführliche review eines irländischen Modellbauers herausstach. Allerdings gelang es dem Kollegen nicht, das größte Rätsel des Kits aufzulösen, obwohl er ansonsten wirklich hervorragend recherchiert hat! Nun ja, es ist eben manchmal gar nicht so einfach den Italienern auf die Schliche zu kommen, dazu später mehr. Wenden wir uns jetzt aber erst mal dem Bausatz zu.
Hatte man gerade die Enttäuschung darüber verdaut, dass der ein Jahr vorher herausgekommene Nachtjäger-Bausatz unbegreiflicherweise noch erhabene Gravuren hatte, bemerkte man nun, dass es sich dabei auch noch um eine Form handelte die gleich für mehrere Bf 110-Baureihen Rümpfe und Tragflächen liefern sollte. Ein Teilbereich an einem der zwei taubengrauen Gussrahmen variabel gehalten woran man diverse Bauteile der verschiedenen Varianten platziert hatte. Deren Anordnung war recht rationell durchdacht und zwar so, dass unnötige Teile des einen Modells nicht noch am Spritzling des andern geisterten.
Die hierin enthaltenen sechs Bomben nebst ETC ließen den Käufer ebenfalls ins Grübeln geraten. War auf der Schachtel nicht extra das Wort "Zerstörer" aufgedruckt?! Ergaben die beiden Decaloptionen ebenfalls nicht reine Zerstörer-Varianten wie man es ja auch anhand der Boxart und dem Bild auf der Unterseite ersehen konnte? Wozu also noch die Jabo-Ausstattung?. Zudem sind hier die kleineren Bomben in Relation zu den Großen entschieden zu groß geraten, um authentische SD 50 sein zu können!
Bis auf das Cockpitinnere und die Fahrwerksschächte sind alle Teile inklusive Kanzelverglasung mehr oder minder passabel. Der hintere Bereich d.h. der Platz des Funkers/Bordschützen stimmt aber aufgrund von Vereinfachungen nicht mit dem Original überein, was Schade ist, da beim Pilot noch alles ganz akkurat umgesetzt wurde. Die Verstrebung des Fahrwerks ist ebenfalls nur zur Hälfte realisiert, da die Reliefs im Schacht fehlende Streben natürlich nicht ersetzen.
Ein weiteres Problem dieses mittelmäßigen und heute bereits veralteten Baukastens dürfte jedoch der Fehler des Grafikers gewesen sein, das er die Unterschriften der Bemalungsvorschläge vertauscht hatte. Dies war auch der Knackpunkt an dem die bislang einzigen Besprechungen eines australischen Forums scheiterten. Unglücklicherweise orientierte sich der Eine auch noch an David Donalds Standardwerk "Warplanes of the Luftwaffe", worin man just bei einer Bildunterschrift das ZG 26 mit dem der im Bild gezeigten Maschine der Haifischgruppe des ZG 76 verwechselte.
N. (Februar 2017)