Tupolew Tu-144

ICM 14401 - 1/144

Vorbild: Die Tu-144 war das erste Überschallverkehrflugzeug der Welt und bildete das sowjetische Gegenstück zur westlichen Concorde. Erstes deshalb, weil der Prototyp am 31.12.1968, 61 Tage vor dem Erstflug des französisch-britischen Parallelentwurf, zu seinem Erstflug abhob. Spötter bezeichnen sie als „Concordski“, was aber nicht ganz zutreffend ist. Zweifelsohne gab es Industriespionage seitens der Sowjetunion, aber es gibt auch Stimmen, die auch von „Forschungen“ in der anderen Richtung sprechen.



Das sich die Entwürfe auf den ersten Blick ähneln liegt daran, dass beide Konstruktionsteams für die Lösungen der damals gewaltigen Probleme und Hindernisse einen in etwa gleichen Lösungsansatz wählten. Die Concorde ist im Detail eine höher entwickelte Konstruktion während die Tu simpler ist. Grundsätzlich muss man aber bedenken, dass das Konstruktionsbüro Tupolew verpflichtet wurde, fünf flugtaugliche Exemplare in nur viereinhalb Jahren zu bauen. Die erste Maschine sollte schon 1966 fertig sein. Dies geschah alles per Befehl des Ministers für Luftfahrtindustrie. Daher gibt es auch so einen großen Unterschied zwischen Prototyp und Serie.

Im Einsatz zeigte sich eine mangelhafte Wirtschaftlichkeit und Unausgereiftheit, so dass nur zwischen November 1977 und Mai 1978 Linieneinsätze erfolgten. Zudem ereignete sich auch ein Unfall neben dem bekannten 1973 in Le Bourget. Trotzdem muss man dieses Flugzeug als einen Meilenstein der Luftfahrt sehen.

Für eine ausführliche Geschichte lohnt sich ein Blick in den Wikipediabeitrag.



Bausatz: Angekündigt am Anfang dieses Jahres hat die Airliner-Fangemeide sehnsüchtig auf diesen Kit gewartet. In 1/144 gab es bis jetzt nur den Resinkit von BRaz. Nun liegt der erste Spritzgussbausatz im beliebten Sammlermaßstab vor. Der im auffälligen Rot gehaltene Karton ist randvoll mit Spritzlingen gefüllt. Laut Angabe sollen es 108 Teile sein.

Der erste Blick zeigt eine extrem detaillierte Oberflächengestaltung. Der Kunststoff hat eine matte Oberfläche. Die Gravuren sind sehr fein und zeigen sehr viele Details. Hier ist eine Lackierung per Airbrush wohl Pflicht. Die Aufteilung der Trag- und Stabilisierungsflächen ist so gewählt, dass sich sehr scharfe Vorder- und Hinterkanten ergeben. Seitenruder und die Flügelklappen sind separat, wobei eine Darstellung mit abgesenkten Lande- und Steuerklappen nicht so einfach geht, da die Schienenverkleidung einteilig sind und den eingefahrenen Zustand zeigen.



Die Tragflächen zeigen sehr schön die auffällige Wölbung des Profiles. Dieser Grad der feinen Darstellung aller Teile zieht sich durch den gesamten Bausatz. Hier hat ICM bei seinem ersten Kit im 144er Bereich einen wahrhaften Knaller gelandet.

Natürlich finden sich im Netz auch Leute, die schon einige Fehler ausgemacht haben. Sie beziehen sich auf die kleineren Unterschiede zwischen Tu-144D und Tu-144S Varianten, hauptsächlich im Profil und in der Spannweite(andere Flügelspitzen). Hier kann man noch mal ganz genau nachforschen, wenn man sein Vorbild wählt. Auch soll wohl ein Fehler in den Breiten der Türen sein. Da ist es wie immer, hier muss man als Modellbauer entscheiden, was man will. Fakt ist, dass das Modell aus dem Kasten heraus gebaut eine sehr gute Replik ergibt.

Kehren wir zum Bausatz zurück. Der klare Spritzling, welcher separat in Folie verpackt ist, enthält die Teile für das Cockpit, ein Teil für die klappbare Nase und die Passagierfenster. Mit einer entsprechenden Maskierung sollte dies nach der Lackierung gut aussehen. Zusätzlich ist ein großer Ständer für eine Flugdarstellung vorhanden. Die Abziehbilder sind matt gedruckt und sehen gut aus. Der Bogen enthält Decals für zwei Serienmaschinen:

Wie die Qualität der Decals ist hinsichtlich Dünne und dem Aufbringverhalten, muss der Bau zeigen. Hier habe ich noch keine Erfahrungen. Die Bauanleitung hält den Standard und zeigt in 10 Schritten den Bau. An Optionen sind einige vorhanden, je nach Konfiguration, was das Fahrwerk, die Nase und die Candardflügel betrifft. Für den Bau des Fahrwerkes ist noch mal ein einzelner Zettel vorhanden, auf dem die Stellung des Fahrwerkes im Verhältnis zum Flugzeug und Boden sehr gut gezeigt wird. Die Farbangaben beziehen sich auf das Modellmasterprogramm.

Fazit: ICM macht hier den Bau eines Meilensteines der Luftfahrtgeschichte möglich. Somit kann man seine Sammlung neben der Concorde nun auch das zweite Überschallpassagierflugzeug der Geschichte beifügen. Der Hersteller liefert ein sehr schönes Modell ab, uneingeschränkte Kaufempfehlung. Dank der Hersteller aus Russland und der Ukraine kommt richtig Fahrt in den Markt. Man darf auf die weiteren Erscheinungen gespannt sein.

Sebastian Adolf, Berlin(November 2011)