Schlachtschiff „Kronprinz“

ICM S.003 - 1/350

Vorbild: Die S.M.S. „Kronprinz“ war das vierte und letzte Großlinienschiff der König-Klasse. Mit der Planung der Schiffe wurde bereits 1909/10 als Ersatz für die veralteten Einheiten der Brandenburg-Klasse begonnen, gedeckt wurden sie mit den Haushalten 1911/12 bzw. 1912/13 und die Baukosten sollten schließlich je 45 Millionen Goldmark betragen. Zur vorangegangenen Kaiser-Klasse (5 Schiffe) gab es nur wenige Neuerungen, so waren sie nur geringfügig größer, trugen aber die gleiche Anzahl schwerer Geschütze. Zu einer deutlichen Kalibersteigerung auf 350mm oder gar 380mm konnte man sich nicht durchringen – ein Manko das man durch die wesentlich höhere Feuergeschwindigkeit der 10x305mm-Geschütze auszugleichen versuchte deren maximale Reichweite später noch auf 20.400m erhöht wurde. Äußerlich unterscheidet man die König-Klasse von der Kaiser-Klasse sofort an der geänderten Aufstellung der Hauptartillerie denn alle 5 Doppeltürme befanden sich nun in der Schiffsmitte während die Vorgänger-Schiffe nur 3 Türme in der Schiffsmitte und je einen „Flügelturm“ auf der Backbord- bzw. Steuerbordseite hatten. 14x 150mm-Geschütze als Mittelartillerie dienten zur Unterstützung bzw. zur Abwehr von leichteren Kräften während die 6x88mm-Geschütze nur zur Abwehr von Torpedobooten und Zerstören dienten. Zusätzlich gab es auch noch 5 Torpedorohre unter der Wasserlinie. Insgesamt 7 Entfernungsmesser sorgten im Einsatz für ein recht präzises Feuer. Geplant war ursprünglich der Einbau von nur 2 Turbinensätzen und einem Marschdiesel, da letzterer aber nicht verfügbar wurde, erhielten alle 4 Schiffe der Klasse jedoch 3 Turbinensätze (insg. 12x Kohle- und 3x Öl-Kessel) welche die 3 Schiffsschrauben direkt antrieben. Trotzdem erreichten die Schiffe im Einsatz nur ca. 21kn – fast 2kn weniger als die Vorgänger der Kaiser-Klasse. Also konnten sie insgesamt weder artilleristisch noch bei der Geschwindigkeit voll auftrumpfen aber dafür war ihre Standkraft für die damalige Zeit absolute Spitze. Nicht weniger als 40,5% des Schiffsgewichts entfielen auf die Panzerung welche an einigen Stellen bis zu 350mm stark war und weitere 31,4% auf den Schiffskörper – bei ihren britischen Gegenstücken waren diese Relationen deutlich anders denn sie nutzten viel mehr Tonnage für größere und schnellere Maschinen. Insgesamt 41 Offiziere sowie bis zu 1095 Mannschaften wurden für den Betrieb des Schiffes benötigt.

Der Kiel für die S.M.S. „Kronprinz“ wurde im Juli 1912 in der Germania-Werft in Kiel (Baunummer 182) gelegt, der Stapellauf erfolgte am 12.02.1914. Wegen der sich im Sommer 1914 verschärfenden außenpolitische Lage und dem Kriegsbeginn im August des gleichen Jahres wurde die Fertigstellung der 4 Schiffe der König-Klasse forciert – bereits am 08.11.1914 wurde das Schiff in Dienst gestellt und dem III. Geschwader angegliedert. Äußerlich ist die S.M.S. „Kronprinz“ der Jahre 1914-1916 gut von ihren 3 Schwesterschiffen zu unterscheiden denn sie hatte als einzige bereits einen deutlich stärkeren Fockmast mit einem größeren Fleckerstand. Diesen breiten Mast erhielten die anderen Schiffe erst Ende 1916 - Anfang 1917, also zu der Zeit in der dann auch die Torpedonetze von Bord gingen und an den Seitenwänden der Türme große Rettungsflöße angebracht wurden. Weitere äußerliche Änderungen während ihrer Dienstzeit betrafen auch den Wegfall der 6x88mm Geschütze zwischen Turm B und der Brücke und den Einbau von 88mm-Fla-Geschützen auf den hinteren Aufbau. Das Schiff hatte keine zusätzliche Admiralsbrücke und verwendete auch keine Außenrahen für weitere Funkantennen wie z.B. die S.M.S. „König“ welche als Flaggschiff des III. Geschwaders fungierte.

ie Einsatzgeschichte der S.M.S. „Kronprinz“ verlief relativ unspektakulär. Wegen der verfrühten Indienststellung musste das Schiff noch bis zum Frühjahr 1915 Einsatzklar gemacht werden. Die erste nennenswerte Kriegsfahrt gab es vom 29.-30.03.1915 in Richtung Tschelling der aber keine Feindberührung erbrachte. Am 08.05.1915 gab es beim Trainingsschießen ein Unfall mit Munition am Turm C der aber für das Schiff ohne schwere Folgen blieb. Das Jahr 1916 begann am 05.-06.03. mit einem Vorstoß in Richtung Hoofden und am 24.-25.04. sicherte man den Vorstoß der Großen Kreuzer zur britischen Ostküste ab. Am 31.05.- 01.06.1916 nahm das Schiff im Verband der Hochseeflotte an der Skagerrak-Schlacht teil. Das III. Geschwader fuhr hierbei – hinter dem I. Aufklärungsgeschwader mit seinen Großen Kreuzern – an der Spitze der Hochseeflotte und die S.M.S. „Kronprinz“ als N°4 in der Linie. Während die 3 vor davor fahrenden Schwesterschiffe zum Teil schwere Schäden erlitten, erhielt die S.M.S. „Kronprinz“ nicht einen einzigen Treffer, beteiligte sich aber im Gegenzug auch nicht an der Versenkung von feindlichen Einheiten. So konnten die 4 Schiffe der König-Klasse während der Skagerrak-Schlacht ihre britischen Gegner (z.B. die H.M.S. „Warspite“) durch ihr gut liegendes Feuer mehrfach treffen ohne dabei eine harte Wirkung zu erzielen da ihr Kaliber gegen schwergepanzerte Schlachtschiffe nicht mehr ausreichte. Als Kommandant von Turm E fungierte während dieser Schlacht Felix Graf von Luckner welcher später als Kommandant des Hilfskreuzers „Seeadler“ noch von sich hören lies. Am 18.-20.08-1916 folgte ein weiterer Flottenvorstoß in Richtung Sunderland aber beide Flotten wichen einer erneuten Schlacht aus nachdem die Aufklärungsverbände die Gegner erkannt hatten. Folgenreicher für die S.M.S. „Kronprinz“ verlief der nächste Vorstoß der Flotte in Richtung Horns Riff – sie und ihr Schwesterschiff S.M.S. „Großer Kurfürst“ wurden durch Torpedos des britischen U-Bootes HMS J1 nah am Turm A getroffen. Mit nur 250t Wasser im Rumpf kehrte das Schiff in den Hafen zurück und wurde dann bis zum 04.11.1916 repariert. Am 05.03.1917 rammte die S.M.S. „Großer Kurfürst“ die S.M.S. „Kronprinz“ auf Höhe von Turm B und dieses Mal drangen nur 600t Wasser in das Schiff ein – ein Hinweis darauf wie gut auch der Unterwasserschutz des Schiffes angelegt war. Dieses Mal dauerte die Reparatur vom 06.03.- 14.05.1917. Da in der Nordsee kaum Einsätze stattfanden und die Stimmung in der Flotte immer schlechter wurde (1. Meuterei 1917), verlegte man im Oktober 1917 einige Schiffe in die Ostsee um gegen das bereits zerfallende Russland noch einige Erfolge zu erzielen. Beim Angriff auf die Baltischen Inseln kam auch die S.M.S. „Kronprinz“ zwischen dem 10.-26.10.1917 zum Einsatz, so auch am 12.10. bei Küstenbeschießungen bei Kap Ninnast als russische Küstenbatterien niedergekämpft wurden. Am 16.10. entging das Schiff mit Glück 2 Torpedos des brit. U-Bootes HMS C27 und am 17.10. nahm es am Gefecht im Moon-Sund teil. Völlig überraschend wurden die dtsch. Großlinienschiffe von veralteten russischen Linienschiffen der Vor-Dreadnought-Zeit beschossen und konnten anfangs das Feuer nicht erwidern. Erst nach einer Ausweichbewegung, gefolgt von einigen Minuten Höchstfahrt, gelangten die dtsch. Schiffe in Feuerreichweite und gabelten sich schnell auf ihre Gegner ein. Während hierbei das Schwesterschiff S.M.S. „König“ das Linienschiff „Slava“ in kurzer Zeit zusammen schoss, entkam die deutlich unterlegene „Graschdanin“ der S.M.S. „Kronprinz“ mit nur 2 schw. Treffern und viel Glück, ebenso der alte Panzerkreuzer „Bajan“ welcher als nächster Gegner nur einen Treffer erhielt. Der weitere Einsatz der S.M.S. „Kronprinz“ vor den Baltischen Inseln verlief dann auch nicht viel erfolgreicher – am 18.10. hatte das Schiff eine erste leichte Grundberührung und am 26.10. eine zweite, schwere. Die Notreparatur erfolgte vom 28.10. - 02.11.1917, die Werftüberholung dann vom 24.11.1917 – 08.01.1918. Im Jahr 1918 gab es dann nur noch einen größeren Flottenvorstoß vom 23.-25.04. aber auch dieser brachte keine zählbaren Ergebnisse. Am 15.06.1918 wurde das Schiff noch in S.M.S. „Kronprinz Wilhelm“ umbenannt aber eine weitere Schlacht musste es unter diesem Namen nicht mehr schlagen. Als Ende Oktober 1918 die Matrosen der Hochseeflotte den Auslaufbefehl verweigerten (2. Meuterei), verlegte auch die S.M.S. „Kronprinz Wilhelm“ wegen der unruhigen Lage nach Kiel wo der Einsatz für sie dann fast 4 Jahre nach ihrer Indienststellung auch endete. Das Schiff musste, wie fast die ganze Flotte, an Großbritannien als Faustpfand für einen Waffenstillstand ausgeliefert werden und gelangte so vom 19.-26.11.1918 schließlich nach Scapa Flow. Dort wurde es am 21.06.1919 von ihrer kleinen Restbesatzung versenkt da der Waffenstillstand mittlerweile auslief.



Das gekenterte Schiff liegt auf 35m Tiefe und wurde in der Folge nicht als Ganzes gehoben sondern nur Teile davon abgesprengt und geborgen. Die Bergungsrechte liegen seit 1962 bei einer schottischen Firma aber der Gewinn einer Bergung wäre mittlerweile zu gering um die Kosten zu decken. Somit ist das Wrack heute nur noch ein beliebtes Ziel für Taucher. Zusammenfassend kann man sagen, dass die 4 Schiffe der König-Klasse gute Schiffe waren. Sie erlitten im Krieg schwere Artillerietreffer (bis Kaliber 380mm!), wurden von Torpedos und Minen getroffen, liefen auf Grund und rammten bzw. wurden gerammt – keines erlitt dabei spürbare Beeinträchtigungen der Kampfkraft bzw. Standfestigkeit. Aber ihre geringe Geschwindigkeit engte ihre taktischen Möglichkeiten ebenso ein wie das nicht mehr ausreichende Kaliber von 305mm und die etwas zu geringe Reichweite der Geschütze.



Bausatz: Der Kit ist schon gute zehn Jahre alt und es gibt natürlich auch die Schwesterschiffe der „Kronprinz“ von ICM. Leider hat man in der Ukraine mit diesem Thema nicht weitergemacht. Im praktischen Stülpkarton befinden sich gut verpackt 475 Teile, die sich auf neun graue Spritzlinge verteilen. Dazu kommt ein kleiner Decalbogen und die Bauanleitung.



Die Details gehen für diesen Maßstab in Ordnung. So gibt es schöne Strukturen bei den Decks und auch bei den Aufbauten. Der Rumpf besteht aus einem Stück und auch hier sieht die Form sehr stimmig. Wenn man die Hauptbewaffnung aufbohrt oder durch entsprechende Rohre ersetzt verbessert man die Detailtreue enorm.

Das Hauptdeck muss sorgfältig in den Rumpf eingepasst werden und das Gleiche gilt auch für die folgenden Aufbauten. Hier ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich. Die beiden Masten sind sehr filigran und müssen anhand des Bausatzcovers oder von Vorbildmaterial mit Verspannung versehen werden.

Der kleine Decalbogen enthält die notwendigen Flaggen und Fliegersichtmarkierungen.

Fazit: Ein sehr interessanter Bausatz für den fortgeschrittenen Modellbauer. Fertiggestellt ergibt es einen Hingucker!

Vorbildteil: Holger Schimpf, Erfurt

Volker Helms, Godern(Dezember 2011)