Vorbild: Die Seydlitz war ein Großer Kreuzer (Schlachtkreuzer) der deutschen Kaiserlichen Marine. Das Schiff war nach dem preußischen General Friedrich Wilhelm von Seydlitz benannt. Sie war ein Einzelschiff und hatte keine Schwesterschiffe. Sie war von der Anordnung und Kaliberstärke der schweren Artillerie her eine Kopie ihrer beiden Vorgänger der Moltke-Klasse. Sie unterschied sich von diesen dadurch, dass sie im Vorschiffbereich ein Deck höher gebaut war, um ein Überspülen bei hoher See zu verhindern. Daher gliederte sich das Schiff vom Bug bis zum Heck über drei Ebenen.
Am 31. Mai 1916 nahm die Seydlitz als zweites Schiff in Hippers 1. Aufklärungsgruppe an der Skagerrakschlacht teil. Hierbei konnte sie zusammen mit der Derfflinger den britischen Schlachtkreuzer Queen Mary versenken. In der Schlacht erhielt die Seydlitz 21 schwere Treffer sowie zwei Treffer mittleren Kalibers und außerdem einen Torpedotreffer im Vorschiff. Mit ca. 5.300 t Wasser an Bord und schwer beschädigt konnte sie am 1. Juni 1916 nur unter großen Schwierigkeiten nach Wilhelmshaven zurückkehren. Dabei musste zeitweise sogar rückwärts gefahren werden, weil das Vorschiff bereits so weit unter Wasser lag, dass das Deck überspült wurde.
Gemäß den Waffenstillstandsbedingungen musste sich der größte Teil der deutschen Hochseeflotte von den Alliierten internieren lassen. Am 19. November 1918 wurde das Schiff mit dem deutschen Internierungsverband in den britischen Flottenstützpunkt Scapa Flow verlegt. Als die Siegermächte in Versailles die endgültige Auslieferung der Flotte beschlossen, wurde die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte beschlossen, um sie nicht in die Hand der Gegner fallen zu lassen. Die Besatzung der Seydlitz versenkte das Schiff am 21. Juni 1919 durch Öffnen der Seeventile. Es kenterte nach Steuerbord, wobei der Rumpf wegen der geringen Tiefe teilweise über Wasser blieb. (Wikipedia)
Bausatz: Hobby Boss liefert mit der Seydlitz wieder einen hervorragenden Bausatz eines Kriegsschiffs des ersten Weltkrieges ab. Der praktische Stülpkarton mit einem nicht zu aufdringlichen Bild beinhaltet 13 Spritzlinge in Grau mit über 520 Einzelteilen, vier PE-Platinen, eine Ankerkette aus Metall, einen kleinen Abziehbilderbogenbogen und die Bauanleitung. Allein die Anzahl der Bauteile und PE-Teile lässt schon ahnen, dass dieses kein einfaches und schnell zu bauendes Modell ist.
Bei genauer Betrachtung fällt der hohe Detaillierungsgrad angenehm auf, und ist, was die Formentechnik angeht, voll auf der Höhe der Zeit. Die Teile sind sauber gespritzt und ohne sichtbare Sinkstellen etc. Was sehr oft bei diesem Maßstab unangenehm auffällt, sind die übertriebenen Decksbeplankungen. Hier hat Hobby Boss zur Freude der "Nietenzähler" nach dem Motto "weniger ist mehr" gehandelt!
Auch an anderen Teilen lässt sich der hohe Stand dieses Bausatzes erkennen. Die vier PE-Platinen und die Ankerketten bestehen aus Messing (mit Folie geschützt). Sie geben dem Bausatz den letzten Schliff. Da der Bausatz gerade erst erschienen ist, bietet der Zubehörhandel leider noch keine Erweiterungen (Ätzteile oder gedrehte Geschützrohre). Dies ist aber sicher nur eine Frage der Zeit.
Bemalungsvarianten: Auf dem kleinen Bogen sind die nötigen Decals für die Türme und Wappen sauber ohne Versatz gedruckt. Die 20seitige Bauanleitung ist in Schwarz/Weiß gedruckt. Sie zeigt anschaulich die einzelnen Bauabschnitte incl. der Ätzteile. Des Weiteren liegt ein farbig gedrucktes Blatt mit Farbvorschlag bei. Angegeben sind die Farben für Mr. Hobby, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.
Literatur: Hier wird es schwierig. Es gibt so gut wie keine Literatur über die Seydlitz, und wenn nur fremdsprachige im Zusammenhang mit anderen Schiffen der deutschen Kaiserlichen Marine. Auch das Bildmaterial ist eher dürftig (hauptsächlich Bilder der beschädigten Seydlitz nach der Skagerrak-Schlacht).
Fazit: Ein Bausatz, der mit Sicherheit viel Freude macht, aber auf jeden Fall nicht für Anfänger geeignet ist. Der geübte Modellbauer wird aber ein Modell erstellen das den Betrachter begeistern wird. Der Preis ist auf G rund des mitgelieferten Zubehörs mehr als gerechtfertigt. Für mich eine ganz klare Empfehlung für Liebhaber der Marine.
Erhältlich im Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Dezember 2017)