Vorbild: Die Saab J-32 war ebenso ein Projekt ihrer Zeit, wie die J-29 Tunnan. Sogar die Entwicklung lief parallel und beide Jets wurden Spitzenprodukte der schwedischen Luftfahrtindustrie Anfang der 1950er Jahre. Die Lansen war von Anfang an als Mehrzweckkampfflugzeug konzipiert, und sollte den veralteten Propellerbomber Saab B 18 ablösen. Schweden setzte also sehr früh auf strahlgetriebene Kampfflugzeuge. Die Arbeit an der J-32 begann 1948 und die ersten Maschinen wurden mit einem Dovern Triebwerk der Svenska Turbinenfabrik AB Ljungström Werke ausgerüstet. Kurz danach ersetzte es das AB-5 mit Nachbrenner, eine Lizenzausgabe des Rolls-Royce Avon.
Im Gegensatz zu der Saab-29 war ihre große Schwester ein sehr elegantes Flugzeug mit einer Flügelpfeilung von 35 Grad. Auch das Höhenleitwerk war gepfeilt und der Rumpf sehr schlank. Der hintere Teil konnte zu Wartungszwecken entfernt werden. Die "Lansen" war für eine zweiköpfige Besatzung ausgelegt, die auf Saab MKIII Schleudersitzen saß.
Die große Beule unter dem Rumpf, war kein Zusatztank, sondern beherbergte ein nach vorne gerichtetes Zielradar, mit dem man alle Serienmaschinen ab Mitte der 1950er Jahre ausgestattete. Dieses wurde für den Einsatz über der schwedischen Küstenlinie benötigt, um die von Schweden neu entwickelten Rb04 Anti-Schiffslenkwaffen ins Ziel zu bringen. Ansonsten bestand die Bewaffnung u.a. aus 30-mm-Aden Kanonen. Als externe Bewaffnung waren auch Freifallbomben vorgesehen.
Die Saab 32E, ein Störflugzeug, wurde dafür auch mit den entsprechenden Systemen versehen. Das war auch das am längsten im Dienst befindliche Flugzeug. Die Systeme bestanden aus Stör-und Aufzeichnungsbehältern. Außerdem wurden unter den äußeren Tragflächen Täuschkörperwerfer befestigt.
Produziert wurden die Maschinen von 1955 bis 1960. Die Einsatzzeit ging aber noch weit über die 1990er Jahre hinaus. Das spricht auch für die Robustheit und Zuverlässigkeit dieses schwedischen Waffensystems. Im Gegensatz zur Saab J-29 wurde die Lansen nur von der schwedischen Luftwaffe (Flygvapnet) verwendet. Die Hauptvarianten waren ab 1957 die J-32A, B, E und der unbewaffnete Aufklärer S-32C.
Bausatz: Was bietet nun die Firma Hobbyboss mit dem neuen Bausatz der "Lansen"? Gleich zu Anfang eine gute Nachricht, der Maßstab 1:48 ist bei dem Bausatz der "Lansen" (Lanze) durchaus stimmig. Der große Stülpkarton ist gefüllt mit insgesamt 145 Einzelteilen sowie einer kleinen Messingplatine. Die besteht vor allem aus den kleinen spiralförmigen Leitflächen der Dispenser/ Täuschkörper.
Die Teile sind in dem üblichen sauberen Standard der Firma hergestellt. Das bedeutet: Schöne versenkte Gravuren, viel Details für die einsehbaren Bereiche wie Cockpit und Fahrwerksschächte. Die Saab eigenen Schleudersitze sind stimmig den Originalen entsprechend, sollten aber mit Gurtzeug versehen werden. Das macht sich immer gut, ist selbst leicht herzustellen und somit wird der Geldbeutel nicht allzu arg durch den Kauf von Zurüstteilen strapaziert. Denn dieser kleine Kunstgriff reicht oftmals schon aus, um ein Cockpit in eine Augenweide zu verwandeln. Für die Instrumentenbretter sind Decals vorgesehen. Den Steuerknüppel für den zweiten Mann braucht man nicht zu vermissen, er hatte keine Ausrüstung für die Kontrolle über die Maschine.
Ein wenig dürftig erscheint die Detaillierung des Triebwerks. Das zweiteilige Rohr ist innen völlig glatt und außer dem Endstück des Nachbrenners ist der Bereich völlig kahl. Das ist schade, weil der Durchmesser des Schubrohres ziemlich groß ist.
Die Fahrwerksschächte, wie auch das Fahrwerk selbst, sind gut reproduziert. Dort gibt es keine Kritik. Besondere Mühe haben sich die Chinesen auch mit den vier seltsamen Bremsklappen gegeben. Für deren Verfeinerung in ausgefahrener Position sind auch wieder kleine Messingteile vorgesehen. Die Kabinenhauben sind glasklar. Auch die Positionsleuchten sind aus Klarsichtmaterial gefertigt.
So weit, so gut. Nun geht es aber um die Ausrüstung der Maschine. Hobbyboss schlägt den Jagdbomber Saab J-32 B, sowie das Flugzeug für Störeinsätze J-32 E vor. Für den Störer sind alle erforderlichen Teile für die Bestückung der unteren Tragflächen vorhanden. Von innen nach außen sind dies: Ein Störbehälter, der wie ein Zusatztank aussieht, in seiner Ausführung aber nicht ganz stimmig ist. Ihm fehlen einfach ein paar seitliche Sensoren. Diese können aber einfach nach Recherchen im Internet ergänzt werden. Dann folgt der schmale Aufzeichnungsbehälter und ganz außen hängt der Täuschkörperwerfer (Dispenser). Für den Jagdbomber liegt keine externe Bewaffnung bei. Baut man nun die J-32B unbewaffnet, wie auf Kartondeckel und farbigen Faltblatt abgebildet, ist alles o.k.
Bemalung: Mit dem Rautenmuster flog diese Lansen 2012 auf einer Luftfahrtaustellung in Schweden.
Für die Lansen E allerdings können aus dem Bausatz heraus nur die diesmal authentischen schwedischen Kronen und die roten Abstandsmarkierungen auf den oberen Flügelenden verwendet werden. Die passende taktische Nummer muss man sich selbst beschaffen oder herstellen.
Ein Hinweis noch, einige Maschinen dieser Variante flogen mit geschlossenen Kanonenöffnungen. Diese tropfenförmigen kleinen Verkleidungen können leicht z.B. aus Druckerpapier ausgeschnitten und aufgeklebt werden. Im Original waren das ziemlich dicke Platten. Auf alle Fälle ist auch hierbei eine Recherche nötig.
Fazit: Trotz der Unstimmigkeiten geht der Daumen für das Lansen-Modell hoch, ist es doch einzigartig in diesem Maßstab. Die gesamte Erscheinung dieses eleganten schwedischen Jet-Klassikers ist gut getroffen. Auch preislich liegt Hobbyboss auch vorn.
Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fach- bzw. Versandhandel oder für Händler bei Glow2b.
Jürgen Bauer, Berlin (April 2016)