Vorbild: Der Renault R-35 war ein zu Anfang bis Mitte der 1930er Jahre in Frankreich entwickelter Panzer, der den veralteten Renault FT aus dem Ersten Weltkrieg ersetzte. Mit etwa 1700 gebauten Exemplaren war der R-35 der am häufigsten eingesetzte französische Panzer im Zweiten Weltkrieg. Nach dem Sieg über die Französischen Streitkräfte ließ die Wehrmacht die R-35 von Alkett umbauen und setzte sie als Artillerie- und Munitionsschlepper oder Selbstfahrlafetten/Panzerjäger ein. Grundsätzlich kann man sagen, dass von der Deutschen Wehrmacht so ziemlich alles einsetzbare Beutegerät übernommen wurde und bei den jeweiligen Waffengattungen Verwendung fand. Eine Vielzahl der Renault R-35 wurden mit der tschechischen 4,7 cm Pak ausgerüstet.
So gut wie unbekannt hingegen steht die heute hier als Bausatz vorgestellte Variante da. Trotz intensiver Suche im Internet bin ich gerade mal auf zwei Fotoaufnahmen gestoßen, wobei die eine Aufnahme nur eine gewisse Ähnlichkeit aufwies. Ob hier große Firmen wie Alkettt oder Frontwerkstätten für den Umbau verantwortlich waren, vermag ich nicht zu sagen. Fakt jedoch ist, dass es sich hier um einen absoluten Exoten handelt.
Bausatz: Der Renault R-35 von Hobby Boss (83806) erschien als leichter Infanteriepanzer erstmals 2014. Die Qualitätsstandards wussten damals schon zu überzeugen. Nach seiner jetzigen "Enthauptung" und der Einpflanzung der 3,7 cm Pak ist doch ein sehr interessantes, neues Fahrzeug entstanden. Der Karton enthält neun Spritzlinge, das Wannenoberteil, einen Bogen PE-Teile und die Abziehbilder.
Sämtliche Bauteile sind sauber gespritzt. Nacharbeiten dürften nicht anfallen. Wenige Auswerfermarkierungen verstecken sich an später nicht sichtbaren Bereichen. Der Bausatz verfügt über eine Inneneinrichtung einschließlich nachgebildetem Motor. Das Laufwerk ist sehr detailliert dargestellt. Die Ketten kommen in gewohnter Segmentbauweise daher.
Gänzlich neu ist der Spritzling mit der 3,7 cm Pak. Erfreulicher Weise findet das Slidemold-Verfahren Anwendung. So besteht u. a. das Geschützrohr aus einem Teil. Ebenfalls sehr gut gelungen ist der auf beiden Seiten verlängerte Splitterschutz. So weist dieser eine realistische Materialstärke auf.
Der beiliegende PE-Teilebogen versorgt das Fahrzeug mit zusätzlichen Abdeckungen, Beschlägen und Halterung.
Anleitung/Bemalung: Der Decalbogen ist sauber ohne Versatz gedruckt. Es gibt allerdings außer den Balkenkreuzen, dem "Erwin"-Schriftzug und einem Nummernkreis von 0 bis 10 keine Variationsmöglichkeiten. Den Nummernkreis stufe ich eher als fiktiv ein. Der Marking und Painting Guide liefert nur eine graue Variante ohne Angaben irgendeiner Truppenzugehörigkeit, Jahreszahl oder Einsatzgebiet. Die Farbangaben beziehen sich auf die Farben aus dem Hause Mr. Hobby, Acrysion, Vallejo, Model Master, Tamiya und Humbrol.
Der 16-seitige Bauplan ist sehr übersichtlich gestaltet und führt durch 16 Bauabschnitte zum Ziel. Er sollte jedoch genau studiert werden, damit der Bau ohne Schwierigkeiten von der Hand geht. Hier kann sonst schnell mal was übersehen werden und in einer Katastrophe enden.
Fazit: Empfehlenswert. Ein Interessanter Bausatz mit Exotenstatus.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern oder für Händler bei Glow2B.
Alexander Hilbig, Berlin (Dezember 2020)