Messerschmitt Me 262 A-1a

Hobby Boss No. 80372 - 1/48

Vorbild: Die Me 262 war das erste voll einsatzfähige strahlgetriebene Militärflugzeug der Luftfahrtgeschichte. Zwar flog in Großbritannien die Gloster Meteor und in den USA die Bell Airacomet, jedoch vereinte keine dieser Maschinen den Strahlantrieb mit der aerodynamischen Finesse der Messerschmitt, die neben einem Laminarprofil auch gepfeilte Trag- und Leitwerksflächen aufwies, was ihr eine Spitzengeschwindigkeit von 869 Stundenkilometern, im Sturzflug sogar über 1000 Stundenkilometer ermöglichte.

Die Entwurfsarbeiten gehen auf eine Ausschreibung aus dem Jahr 1938 zurück, der Erstflug allein mit Strahlantrieb fand am 18.Juli 1942 statt. Die weitere Entwicklung wurde jedoch durch die anhaltenden Schwierigkeiten mit den Junkers Jumo 004-Triebwerken gehemmt. Die Bewaffnung bestand in der Jäger-Konfiguration aus vier im Bug eingebauten Rheinmetall-Borsig Mk 108 30 mm Kanonen. Schon wenige Treffer reichten aus, einen viermotorigen Bomber zu vernichten, aber die relativ geringe Mündungsgeschwindigkeit der Waffe erforderte eine kurze Distanz zum Ziel und führte in Kombination mit der hohen Geschwindigkeit der Waffenplattform zu Problemen. Daher begann man schon bald, die Me 262 mit ungelenkten Raketen vom Typ R4M auszurüsten. Diese Maschinen stellten somit die ersten Exemplare einer neuen Generation dar, der des strahlgetriebenen, raketenbewaffneten Abfangjägers!

Erste Fronteinsätze in sehr geringem Umfang erfolgten im Sommer 1944 durch das Erprobungskommando 262, mit dessen Aufstellung schon Ende Dezember 1943 begonnen worden war. Ab Frühjahr 1944 erprobte das Einsatzkommando Schenk erstmals den Bombeneinsatz mit der Me 262. Im Sommer 1944 folgte die Aufstellung weiterer Kampf-, Jagd-, Aufklärungs- und Nachtjagd-Einheiten. 1945 wurden auch die mit mäßigem Erfolg operierenden Jagdbomberverbände zunehmend zu Jagdeinsätzen herangezogen.

Zwischen 1941 und 1945 wurden 1433 Exemplare der zweistrahligen Maschinen gebaut, von denen im Zweiten Weltkrieg etwa 800 Stück bei der deutschen Luftwaffe zum Einsatz kamen. Die Me 262 beeinflusste nach dem Zweiten Weltkrieg die Weiterentwicklung der strahlgetriebenen Kampfflugzeuge maßgeblich und wird allgemein als eines der fortschrittlichsten Flugzeuge seiner Zeit angesehen.
Quellen: Bausatzbericht Utz Schißau Me 262A-1a/U5 und Wiki zur Me 262

Bausatz: Nach verschiedenen mehr oder weniger einmaligen Prototypen bringt HobbyBoss nun endlich die hauptserienversion der Me 262, die Me 262 A-1a, heraus. Der stabile Stülp-Karton enthält 9 graue und zwei klare Spritzlinge mit sehr schön gravierten und detaillierten Teilen zum Bau einer Me 262A-1a. Die Gravur wird einigen etwas zu stark erscheinen, aber mir gefällt sie so ganz gut und sie ist randscharf ausgeführt. Einige Details sind etwas übermäßig hervorgehoben (z.B. die je 4 erhabenen Produktionshilfen rechts und links am Rumpf). Auch die Nietenreihen werden wohl nicht jeden begeistern können, ich finde sie allerdings noch im Rahmen. Der Rumpf ist auch von innen strukturiert und die Wartungsklappe ist geöffnet und liegt separat bei.

Der Hauptfahrwerksschacht mit Cockpitwanne ist toll detailliert und begeistert durch filigrane Teile und gute Kostruktionsideen … teilweise sogar besser als bei Tamiya. Das Teil des Bugfahrwerksschachtes liegt alternativ als Plastik- und Metallteil bei. Letzteres passt einwandfrei! Auch bei diesem Modell gibt es wieder keine separaten Vorflügel, aber das hat ja noch keiner der Me 262 Modelleure hinbekommen…

Im ersten Anschein erinnert das Modell an die Tamiyaform, wobei mir von einem befreundeten Modellbauer versichert worden ist, dass das Modell eher vom 1/32er Trumpeterkit abstammt. Hier ist auch die Kabinenhaube wesentlich besser getroffen als von Japans Premiummarke. Die einzige seltsame Formgebung betrifft den Rumpf vor und hinter dem Fahrwerksschacht. Nicht nur nach meiner Meinung sollte der Rumpf hier eher flach und nicht so stark konkav sein. Dies ist aber schwer auf den Vorbildfotos zu erkennen und auch am Modell werden die Triebwerksgondeln meist den Blick verwehren.

Die Abziehbilder sind typisch chinesisch und lassen optisch nichts zu wünschen übrig… die Verarbeitung war aber bisher bei meinen Versuchen immer anspruchsvoll. Die Hoheitszeichen liegen geteilt bei. Zwei Bemalungsvarianten ist angegeben (die Zeichnungen sind allerdings zu den Beschriftungen vertauscht):

Die Angaben sind mit Vorsicht zu genießen. Die WNr. 110838 wurde offensichtlich dem JG 7 zugeteilt und ist dort auch verlorengegangen (Siehe Me 262 Production Log Seite 115). Zum Glück gibt es unzählige interessante und gut dokumentierte Vorbilder und zu vielen von diesen auch Decals im Handel.

Fazit: Dies ist mal wieder ein guter HobbyBoss Bausatz. Meine bereits seit längerem gebaute Me 262A-1a/U4 bereitete wenige Probleme! Die Detaillierung ist toll und der Bausatzpreis dürfte hierzulande deutlich unter der japanischen Konkurrenz liegen. Die Formgebung der Rumpfunterseite fällt hoffentlich am fertigen Modell nicht zu sehr auf bzw. ins Gewicht. Alles in allem: Empfehlenswert!

Bezug: Erhältlich sind die Bausätze im gut sortierten Fachhandel. Verschiedene Distributeure importieren die HobbyBoss-Bausätze.

Steffen Arndt,Barsinghausen (November 2013)

Literatur

Me 262 2 Bde.
J. R. Smith, Eddie J. Creek,
Heel 2001
sowie auch dieselben "Me 262" 4Bde. erschienen in englisch bei Classic Publications
Messerschmitt Me 262: The Production Log 1941-1945
Dan O'Connell
Classic Publication 2005
ISBN 1903223598