Vorbild: Alles begann 1936 mit einem von der US Army herausgegebenen Auftrag für ein schnelles, leicht gepanzertes Scout-Fahrzeug, das in der Lage war, die damals üblichen 37-mm-Geschütze ziehen zu können. Die White Motor Company aus Cleveland entschied sich für eines der stabilsten Modelle als Grundlage, um möglichst viel Übereinstimmung mit bereits vorhandenen Fahrzeugen zu haben. Sie montierten größere Räder, die eher für durchschnittliches bis schlechtes Gelände geeignet waren. Folglich war der erste T7-Prototyp ein Kompromiss mit vielen zivilen Funktionen. Die Kosten waren jedoch niedrig und bewährte technische Teile gewährleisteten Zuverlässigkeit. 1938 wurde das militärische Standardmodell M3 Scout Car an die Armee übergeben. Die Produktion begann bald darauf und führte zu insgesamt 20.918 Fahrzeugen.
1940 folgte die verbesserte Hauptproduktionsvariante M3A1. Das Fahrgestell wurde nochmals verlängert, und um ein Festfahren zu verhindern, vor dem Stoßfänger eine Abkopplungsrolle montiert, die später für alle Militärfahrzeuge blieb. Es wurden drei Maschinengewehre auf eine umlaufende Schiene montiert, ein vorderes schweres M2 50 cal (12,7 mm) und zwei 30 Cals (7,62 mm) hinten. Die Produktion von ca. 20.900 Scout lief vom Juni 1939 bis Anfang 1944.
Die 3340 M3A1E1 wurden alle in die Sowjetunion verschickt, umgebaut und dienten als Aufklärungswagen und Artilleriezugtraktor. Sie waren bis 1947 im Einsatz und inspirierten zu späteren sowjetischen Entwürfen wie dem BTR-40. Weitere Versionen waren der M3A1E2 mit Panzerdach und der in Nordafrika und von den Alliierten weit verbreitete Einsatzwagen M3A1 mit verbesserter Seitenpanzerung. Britische, polnische, belgische, tschechoslowakische und freie französische Truppen setzten ihn ebenfalls bis 1945 ein.
Nach dem Krieg wurden M3A1 der US-Armee in großen Mengen ins Ausland geschickt, hauptsächlich nach Südamerika, aber auch in viele afrikanische und asiatische postkoloniale Republiken. Sie dienten auch im arabisch-israelischen Krieg von 1948. Die letzten wurden 1990 in der Dominikanischen Republik gefunden.
Die M-30 Haubitze war eine sowjetische Konstruktion die auf einer Entwicklung von Fjodor Petrow basierte. Von diesem Divisionsgeschütz mit einem Kaliber von 122mm wurden insgesamt 19.266 Exemplare gefertigt. Die in der UdSSR erbeuteten Haubitzen setzte die deutsche Wehrmacht als "Schwere Feldhaubitze 396(r)" (r= russisch) an der Ostfront sowie am Atlantikwall ein.
Bausatz: Der Karton enthält somit zwei vollwertige Bausätze, den hauseigenen Scout Car und die von Trumpeter übernommene Haubitze. Der sehr stabile Stülpkarton mit seinem etwas langweilig gestalteten Titelbild lässt erst einmal nichts Herausragendes erwarten. Hat man ihn jedoch geöffnet wandelt sich dieser Eindruck sofort ins Gegenteil. Mit großer Sorgfalt, einzeln verpackter, Spritzlinge, die teilweise auch noch zusätzlich mit Schaumfolie gesichert sind, befinden sich hier im Inneren. Die Spritzlinge sind nicht nur mit einem Einleger voneinander getrennt, sondern sogar in verschiedenen Farben gegossen: Die Teile für den M3A1 sandfarben und die Kanonenteile mausgrau. Für beide Bausätze findet man sogar zwei einzelne s/w Bauanleitungen in Heftform sowie eine separate Bemalungstafel in Farbe gedruckt.
Die Gussqualität der einzelnen Teile ist wirklich hervorragend und genial umgesetzt worden. Die Teile sind überwiegend sogar hohlgegossen, im sogenannten Slidemode Verfahren. So sind z.B. Benzinkanister, Türen, Frontblenden oder die Anfahrrolle vor dem Kühler bereits vollständig gegossen und müssen nicht mehr aus zwei oder mehr Teilen zusammengefügt werden. Somit gibt es natürlich auch keine Nähte die dann noch verschliffen werden müssen. Sinkstellen sind hier überhaupt nicht zu finden und Auswerfer sind so platziert, dass diese nach der Montage nicht mehr sichtbar sind.
Da Hobby Boss die Aufbauteile des Fahrzeuges bereits hohlgegossen hat ist eine maßstabsgerechte Dicke dieser Teile gegeben. Für den Scout Car sind vierundzwanzig Baustufen zu bewältigen, die gut strukturiert, nicht überladen, und sehr übersichtlich gestaltet sind. Somit lässt sich bei der Verarbeitung der zehn Spritzlinge sowie des kleinen Ätzteilebogens großer Bastelspaß erwarten. Sehr gut finde ich, dass die Reifen hier nicht in Vinyl, sondern ebenfalls hohlgegossen vorhanden sind. Somit bietet sich hier sogar die Möglichkeit auch das Gewicht des Fahrzeuges darzustellen, indem man diese vorsichtig über eine Kerze erwärmt und etwas eindrückt. Da sogar auch der Motor komplett vorhanden ist und die Hauben auch von beiden Seiten detailliert sind, bietet sich auch die Möglichkeit diesen Bereich offen darzustellen. Selbst kleinste Details auf dem Armaturenbrett, den Waffen und Zurüstteilen sind vorhanden. Die sinnvollen Ätzteile steigern diese Detaillierung sogar noch und der Kauf von Zurüstteilen wird so komplett überflüssig.
Die Haubitze mit dem Zugwagen ist hier ein eigenständiger Bausatz, mit ebenfalls sehr hoher Qualität. Die Holme und viele kleinere Teile wie die Granatenhülsen sind ebenfalls hohlgegossen. Die Haubitze besteht aus sechs Spritzlingen, zwei Ätzbögen, Metallschild, Alurohr, unterschiedlichen Vinylreifen und den Slidemode Holmen, wo nur noch das obere Teil montiert werden muss. Somit ist ein Verzug der Holme unmöglich und erleichtert die Montage enorm. Die Bauanleitung führt hier in sechsundzwanzig Baustufen zum Ziel. Sehr schön ist hier auch die Umsetzung der Munition gelungen, die in zwei Sorten mit ihren Transportkisten beiliegen. Auch die Umsetzung der Handräder, die beidseitig gegossen sind und authentisch dünn gefertigt worden, sorgt für Begeisterung.
Bemalung: Die Farbangaben beziehen sich hier auf das Sortiment von sechs Herstellern. Es ist hier zwar nur eine olivfarbene Ausführung dargestellt, jedoch finden sich auf dem beiliegenden Decalbogen neben einer sowjetischen auch eine US sowie französische Version des Scout Cars.
Fazit: Was Hobby Boss hier abliefert ist wirklich ganz großes Kino. Die Teilequalität und Detaillierung ist hervorragend umgesetzt worden. Besonders die sinnvolle Aufteilung der Bauteile, ohne diese in viele Kleinstteile aufzusplittern, ist sehr gut gelungen und überfordert auch den ungeübten Bastler nicht. Der Zusammenbau der insgesamt 549 Kunststoff- sowie zweiundsiebzig Ätzteile lässt großen Bastelspaß erwarten. Der Preis für den Bausatz ist völlig berechtigt und nicht übertrieben. Wer noch keinen Scout Car in seiner Sammlung besitzt, sollte sich diesen Bausatz unbedingt zulegen. Wer bisher nur den Scout Car von Zvezda oder Tamiya kennt, sollte hier mal unbedingt einen Blick drauf werfen. Das keine Figuren beiliegen, würde ich auch nicht als Manko sehen sondern das so, vielmehr, eine individuelle Präsentation in einem Diorama ermöglicht wird. Sehr empfehlenswert.
Zu beziehen ist dieser Bausatz im gut sortierten Fachhandel oder für Händler bei glow2b.
Reiner Janick (Mai 2019)