Vorbild: Mitte der 30er Jahre sahen die sowjetischen Militärs angesichts der weiten Ausdehnung der Sowjetunion, in einem Kriegsfalle vor allen heftige Panzerschlachten als unvermeidlich an. Der Schwerpunkt der Luftrüstung lag dementsprechend damals auch hauptsächlich in Konstruktionen von Kampfflugzeugen, zur Unterstützung von bei den Kämpfen beteiligten Bodenverbänden.
So bot der Flugzeugkonstrukteur Sergej Iljuschin 1938 ein Konzept für ein schwer gepanzertes Tiefangriffsflugzeug an: Die TsKB-55, welche um eine stark gepanzerte Kabine aus Nickel-Molybdän-Stahl herum konstruiert wurde. Der erste Prototyp mit der Bezeichnung TsKB-35 flog im Oktober 1939, noch mit einer Zweimann-Besatzung.
Der MG-Schütze wurde aber als überflüssig angesehen, man vertraute darauf, das die Panzerung und die schwere Bewaffnung von 2X23 mm ShVak Kanonen und 2X7,62mmMg in den Tragflächen den Piloten ausreichend Schutz bot.
Das erwies sich bei der zuerst in Serie gefertigten, inzwischen Il-2 Stormowik, genannten Maschine, als fataler Irrtum. Die Verluste durch Abschuss von deutschen Jägern war so hoch, dass beschlossen wurde, die ansonsten sehr erfolgreiche Il-2 wieder zu einem Doppelsitzer mit Schützenplatz zurückzubauen. Wegen der Schwerpunktverlagerung mussten allerdings auch die Tragflächen neu konstruiert werden, und bekamen eine rückwärtige Pfeilung von 15 Grad. Das neue ,inzwischen zu einem Symbol des sogenannten „Großen vaterländischen Krieges“ gewordene Flugzeug, bekam letztendlich die Bezeichnung Il-2 M-3.
Bausatz: Nachdem sich die chinesische Modellbaufirma HobbyBoss schon der einsitzigen Varianten der Sturmowik mit Skiern sowie Fahrwerk gewidmet hat, stellt das neue Modell die wohl bekannteste Variante Il-2 M-3 vor. Wie schon seine Vorgänger lässt der 32er Maßstab eine Fülle von Details zu, welche Hobbyboss gekonnt umgesetzt hat.
Der große, stabile Stülpkarton beinhaltet neben 375 Plastikteilen auch eine Platine mit Ätzteilen aus Messing, sowie flexible Munitionsgurte für die interne Bewaffnung. Auch wurde daran gedacht, dem hier vorgestellten Modell neue Flügel zu spendieren. Diese haben der Variante entsprechend auch die korrekte Pfeilung. Ebenfalls hat sich die Auswahl der Bewaffnung diesem Il-2 Modell angepasst.
Die Fertigung der Bausatzteile ist ausgezeichnet und meine persönliche Erfahrung mit dem Zusammenbau des Einsitzers war eine durchweg gute Passgenauigkeit. Einzig der Einbau des großen Lufteinlaufes auf bzw. in den vorderen Rumpf war etwas „tricky“. Für den Bug gibt es auch Klarsichtteile, um die Nachbildung des Mikulin-AM Motor nicht ganz im Inneren der Maschine verschwinden zu lassen.
Da wäre allerdings noch der Hinweis auf die vielen Nieten an dem hinteren Rumpf, sowie den äußeren Flügeln gestattet. Nach vielen historischen Hinweisen sollen an der Sturmowik Materialien aus Holz verwendet worden sein, wegen der knappen Ressourcen an Duralaluminium. Diese lassen sich, wenn gewünscht, mit der Nass-Schleifmethode einigermaßen neutralisieren, weil sie nicht allzu tief in das Plastik geprägt sind. Flüssigspachtel wäre dazu auch eine große Hilfe.
Doch selbst ohne diese Korrekturen steht nach dem Zusammenbau und der Farbgebung ein beeindruckend großes Modell der „wilden“ gepanzerten Il-2 auf dem heimischen Basteltisch.
Für die Bemalung sind zwei sehr attraktive Varianten von Helden der Sowjetunion vorgesehen. Dafür gibt es ein Farbblatt mit ausführlichen Farbangaben. Und selbstverständlich sind auch die kyrillischen Schriftzüge auf den Decalbogen enthalten.
Fazit: Ein guter, reichhaltig ausgestatteter Bausatz des sogenannten fliegenden Panzers. Und trotz der Unstimmigkeit was die Nietenstruktur anbelangt, sehr zu empfehlen.
Hans-Jürgen Bauer, Berlin (November 2011)