Schlachtschiff "Dunkerque"

Hobby Boss 86506 - 1/350

Vorbild: Die "Dunkerque" war eine Antwort auf die Schiffe der Deutschland Klasse. Sie war das erste Großkampfschiff der Französischen Marine seit dem Bau der "Lorraine" 1912. Siehe Wiki

Bausatz: Dieser Bausatz in Maßstab 1:350 von HobbyBoss ist einer der besten Schiffsbausätze, den ich gesehen habe. Der Rumpf ist einteilig gegossen, was viel besser ist als die sogenannte ,,Waterline Option''. Wer ein Vollrumpfmodell bauen will, muss keine Fuge entlang der Wasserlinie stundenlang verspachteln und verschleifen. Ein kleiner Kritikpunkt ist, dass es im Bausatz keine inneren Verstärkungen für den Rumpf beiliegen. Die Rumpfseiten sind schön graviert, mit u.a. sehr fein dargestellten ,,Augenbrauen'' über den Bullaugen.

EDie Teile für die Decks sind logisch eingeteilt, sodass keine sichtbaren Fugen beim Zusammenkleben entstehen. Die Decksplanken und andere Oberflächendetails sind schön dargestellt. Es gibt keine im Backborddeck eingegossener Ankerketten. Stattdessen liegt ein Stückchen Ankerkette aus Messing bei, was sehr gut ist. Die Passgenauigkeit zwischen den Decks und dem Rumpf ist hervorragend.

Die Hauptteile der Aufbauten sind sehr schön mittels beweglicher Form (Slide molded) gegossen und passen sehr gut zusammen. Weniger gelungen sind die grob gegossenen äußeren Wiegen für die Beiboote. Ein ehrgeiziger Modellbauer wird sie ausbohren und zuschneiden, um sie realistischer aussehend zu lassen. Die inneren sieht man nicht, wenn alle Boote und die Aufbauten auf ihren Plätzen sind.

Spritzrahmen A enthält Teile für die Aufbauten, u.a. für die Entfernungsmesser und den Wellenbrecher.

Rahmen B enthält Teile für die Kimmkeile, schön gegossene Entfernungsmesser und die besten Propellerlagergehäuse die ich bis jetzt in einem Bausatz gesehen habe. Sehr gut, dass man die Kimmkeile als separate Teile bekommt.

Gussast C, zweimal vorhanden, enthält Teile für die Hauptgeschütztürme. Die Propeller sind die am besten gegossenen, die ich bis jetzt gesehen habe.

An den vier Rahmen D befinden sich die Geschützrohre für die Hauptartillerie und die Sekundärartillerie, die Beiboote und andere Details. Die Rohre sind schön gegossen, aber die Mündungsöffnungen sind leider nicht perfekt zentriert. Die Motorboote sind sogar mit Propellern ausgerüstet Die Kutter sind leider einteilig und grob gegossen. Die Duchten sehen wie große Kisten aus, und die Wegerungen sind nur primitiv angedeutet. Das ist meiner Meinung nach, die größte Schwäche des Bausatzes. Ein ehrgeiziger Modellbauer muss hier ziemlich viel Arbeit leisten, um sie besser aussehend zu lassen.

Spritzrahm M und N enthalten neben weiteren Details die Aufbauten. Die Plattformen der Brücke haben schön gegossene Schanzkleider mit Aufwertungspotential. Die Unterseiten der Plattformen haben sowohl angegossenen Verstrebungen als auch solche aus fotogeätztem Messing.

Spritzrahm Q enthält weitere Teile für die Aufbauten wobei die Schornsteinkappe ziemlich dicke Wände hat. Die Teile für das Loire 130 Bordflugzeug sind aus Klarplastik. Damit zu arbeiten ist immer ein wenig heikel, da es schwierig ist, die Fuge zwischen den beiden Rumpfteilen zu verstecken.

Die sechs Fotoätzplatinen enthalten Teile für das Katapult, die Ausleger für den Hauptturm, Leitern und andere Details. Außer Teilen für die Reling des Hauptdecks gibt es hier praktisch alles was man braucht.

Die Bauanleitung ist klar und deutlich, aber die vorgeschlagene Baureihenfolge ist völlig unrealistisch. Das ist aber der Normalfall bei Schiffsbausätzen. Hier muss sich der Modellbauer auf seinen Vernunft und seine Erfahrung verlassen.

Die Bauanleitung ist klar und deutlich, aber die vorgeschlagene Baureihenfolge ist völlig unrealistisch. Das ist aber der Normalfall bei Schiffsbausätzen. Hier muss sich der Modellbauer auf seinen Vernunft und seine Erfahrung verlassen.

Bemalung: Die Bemalungsanweisung ist in Farbe gedruckt und verweist auf Farben von Mr Hobby-, Vallejo-, Model Master-, Tamiya- und Humbrol.(Bild 34) Sie hat einen lustigen Fehler der öfters auf Bemalungsanweisungen auftaucht: Die Propellerwellen erscheinen unbemalt. Tatsächlich waren sie wie der Rest des Unterwasserrumpfes gestrichen. Man will natürlich nicht, dass Algen und Schnecken an ihnen wachsen. Das würde Turbulenz verursachen, die die Effizienz der Propeller verringern würde.

Die in der Bemalungsanweisung angegebene graue Farbe für die Seiten des Rumpfes und der Aufbauten ist viel zu dunkel, wenn man das Schiff so bemalen will, wie sie vor dem Kriegsausbruch aussah.

Der kleine Abziehbilderbogen enthält die Kennzeichen für die Flugzeuge und zwei Flaggen.

Fazit: M.E. ist die "Dunkerque" vielleicht der beste Bausatz bisher. Das Niveau der Details ist ausgezeichnet und meistens konsequent durchgeführt. Außer Garn für die Takelage, fotogeätzten Teile für die Reling des Hauptdecks und Farben enthält der Bausatz alles was man braucht, um sich ein schön detailliertes Modell zu bauen. Die wenigen Schwächen dürften für einen erfahrenen Modellbauer behebbar sein.

Ulf Lundberg , Berlin (Juli 2017)

Literaturhinweise: