Chance Vought F4U-7 Corsair

Hobby Boss No. 80392 - 1/48

Vorbild: Die F4U-7 wurde speziell für die Anforderungen der Aeronavale, also der französischen Marineflieger, von der amerikanischen Firma Chance Vought entwickelt. Grundlage war die Zelle der AU-1(F4U-6) Corsair, ein für Tiefflugangriffe entwickelter Typ. Sie erhielt noch eine auf den französischen Bedarf abgestimmte Elektronik-Navigationsausrüstung. Der Jagdbomber sollte vor allen in den noch verbliebenen französischen Kolonien Indochina und Algerien zur Aufständischen Bekämpfung eingesetzt werden.

Im September 1952 wurden die ersten Maschinen den Franzosen übergeben und auf dem Flugzeugträger Lafayette stationiert. Unter Anderem kamen die Corsair im Suezkonflik zum Einsatz. Dieser begann am 26. Juli 1956, als der damalige ägyptische Staatspräsident Gamal Abd el Nasser den von den Briten und den Franzosen verwalteten Suezkanal verstaatlichte.

Die Westmächte sahen dadurch diesen Akt ihre Interessen (Profite) bedroht und beschlossen daraufhin, die Kanalzone militärisch unter Einbeziehung Israels zu besetzen. Am 29. Oktober begann die Operation „Musketier“ genannte Intervention. Der Plan sah einen israelischen Angriff auf Ägypten vor. Die beiden westeuropäischen Staaten wollten sich danach als „neutrale“ Vermittler einschalten und Nasser stürzen. Dem israelischen Angriff sollten Luftangriffe durch Frankreich und Großbritannien sowie die Landung von Bodentruppen folgen. Der internationale Druck, vor allem der USA und der >Sowjetunion, brachten das Unternehmen zum Scheitern.

Weil auch die Ägypter westliche Flugzeuge z.B. der Typen „Spitfire“ und Gloster „Meteor“ einsetzten, beschlossen die Alliierten ihre Maschinen mit den auffälligen Schwarz-Gelben Streifen zu versehen. Frankreich stellte die F4U-7 erst 1964 außer Dienst.

Bausatz: Hobbyboss aus China erweitert seine Reihe der Corsair-Modelle nun um die vor allem in der französischen Marine eingesetzte F4U-7 Variante. Mit den über 220 Einzelteilen die in einem stabilen Stülpkarton lagern, dürfte auf den ersten Blick ein überaus detailliertes Modell der Corsair möglich sein.

Bei der Betrachtung der Teile für den Rumpf und den Tragflächen fallen angenehm gestaltete Gravuren, aber auch eine etwas übertrieben reproduzierte Blechstruktur auf den Flügeln auf. Dafür ist aber das Cockpit nicht einfach eine Übernahme der vorigen Varianten, sondern mitsamt dem Sitz tatsächlich französisch.

Auch beinhaltet der Bausatz einen fast kompletten Motor, im Original ein Pratt&Whitney R-2800. Allerdings ist auch hier wieder auf einen Missstand hinzuweisen, denn die Abgasrohre entsprechen, was die Fülle anbelangt, wohl eher dem Maßstab 1:72.

Unser Marine-Jagdbomber lässt sich auch mit eingeklappten Flügeln bauen. Die Ausführung der inneren Mechanik ist in diesem Bereich hervorragend. Bei den Flügeln ist zu beachten, dass die Varianten-spezifische Beplankung plan eingeklebt wird. Diese Teile sollten schon vor der Verbindung von Ober-und Unterflügel eingebaut werden. Viel Details zeigt auch das Heckrad mit dem Landehaken. Die Motorhaube ist aus einem Stück ausgeformt und in der Form korrekt. Auch an der Materialstärke der Kühlerklappen gibt es nichts auszusetzen. Sämtliche Ruder liegen dem Bausatz separat bei. Trotzdem ist der Einbau ohne Nacharbeit nur in der neutralen Position möglich.

Auch die Landklappen können nicht in abgesenkter Position angebracht werden. Dort dürfte aber eine Umarbeitung der Zapfen keine Probleme machen. Weshalb man sich die Mühe macht, extra Teile zu fertigen, um sie dann doch nur in der 0-Stellung montieren zu können, wissen sicher die heimischen Götter des Herstellers. Was den Fahrwerksschächten und den vorderen Klappen anbelangt, erscheint mir die Form nicht ganz so fehlerhaft wie in einigen anderen Artikeln behauptet wird.

Die Kabinenhaube ist angenehm dünn und ohne Schlieren abgeformt. Natürlich lässt sich die Kanzel auch offen montieren. Neben den charakteristischen Zusatztanks bietet der Bausatz für die externe Bewaffnung nur die Halterungen die ungelenkten HVAR Raketen.Die markante äußere Antennenanlage ist etwas widersprüchlich, weil auf den meisten Originalfotos unten am Rumpf Antennen in T-Form zu erkennen sind.

Bemalung: Hobbyboss liefert Abziehbilder für eine Maschine der Flottille 14 und eine der Flottille 15 vom Einsatz im Rahmen der Sues-Krise. Die Decals für zwei Maschinen der Aeronavale beinhalten auch die typischen „Invasionsstreifen“, wie sie bei der Operation Musketier verwendet wurden. Bei deren Auftragen muss aber zu den Querrudern hin ein Schnitt erfolgen.

Wem diese Corsair zu bunt erscheint, der kann noch auf die zweite Variante zurückgreifen, eine Maschine vom Flugzeugträger „Arromanches“ die ebenfalls im Suez-Konflikt eingesetzt wurde.

 

Fazit: Trotz einiger Schwächen ist der Bausatz uneingeschränkt zu empfehlen. Einmal weil der Markt mit dieser F4U-7 Ausführung im 48er Maßstab nicht gerade überschwemmt ist, zum anderen weil den Bastler auch viele schöne Details an diesem Modell geboten werden. Last but not least.........Ein Modell mit Geschichte.

Hans-Jürgen Bauer, Berlin (April 2014)