Jürgen Bauer hat kürzlich bereits die in der französischen Marine eingesetzte F4U-7 Variante aus demselben Hause beschrieben und mir freundlicherweise erlaubt, auf seinen Text zurückzugreifen. Die F4U-5, die es jetzt zu beschreiben gilt, stellte einen recht großen Schritt in der Entwicklung der Corsair dar. Diese Reihe war die erste mit komplett metallbeplankten Flügeln und hatte eine deutlich veränderte Motorhaube für den P&W 2800-32W Motor mit zwei Lufteinläufen im unteren Bereich auf 4 und 8 Uhr. Die Birnenform der Motorhaube war bis in Höhe der Kabine in den Rumpf eingestrakt. Die Corsair 5 flog erstmals im April 1946.
Die Bewaffnung bestand aus 4 20mm-M3-Kanonen, Startschienen für 8 HVAR-Raketen und zwei Bomben an Racks unter dem Rumpf. 568 Einheiten wurden gebaut, davon 214 5N-Nachtjäger, 30 5P-Langstrecken Fotoaufklärer und 101 5NL (winterfeste Maschinen die extra für den Einsatz in Korea konzipiert waren). Um letztere frostsicher zu machen, wurden die äußeren Flügel, die Leitwerke und die Propellerblätter mit Enteiser-Boots versehen, dies war das erste Mal, dass ein einmotoriges Jagdflugzeug mit dieser Technik ausgerüstet wurde. Als Jagdflugzeug wurde die "5" allerdings nicht mehr eingesetzt (obwohl Berichte von Abschüssen existieren), sondern hauptsächlich als Jabo und Aufklärer.
Jürgen schreibt nach einem ersten Blick in die Schachtel: "Mit den über 220 Einzelteilen die in einem stabilen Stülpkarton lagern, dürfte auf den ersten Blick ein überaus detailliertes Modell der Corsair möglich sein. Bei der Betrachtung der Teile für den Rumpf und den Tragflächen fallen einem angenehm gestaltete Gravuren auf, aber auch eine etwas übertrieben reproduzierte Blechstruktur auf den Flügeln fällt einem ins Auge. "(…)" Auch beinhaltet der Bausatz einen fast kompletten Motor, im Original ein Pratt & Whitney R-2800. Allerdings ist auch hier wieder auf einen Missstand hinzuweisen, denn die Abgasrohre entsprechen, was die Fülle anbelangt, wohl eher dem Maßstab 1:72."
"Unser "(…)" Jagdbomber lässt sich auch mit eingeklappten Flügeln bauen. Die Ausführung der inneren Mechanik ist in diesem Bereich hervorragend. Bei den Flügeln ist zu beachten, dass die Varianten-spezifische Beplankung plan eingeklebt wird. Diese Teile sollten schon eingesetzt werden bevor Ober-und Unterflügel miteinander verbunden werden. Viel Details zeigt auch das Heckrad mit dem Landehaken. Die Motorhaube ist aus einem Stück ausgeformt und in der Form korrekt. Auch an der Materialstärke der Kühlerklappen gibt es nichts auszusetzen. Sämtliche Ruder liegen dem Bausatz separat bei. Trotzdem ist der Einbau ohne Nacharbeit nur in der neutralen Position möglich."
"Auch die Landeklappen bieten von Hause aus nicht die Möglichkeit, diese in abgesenkter Position anzubringen. Dort dürfte aber eine Umarbeitung der Zapfen keine Probleme machen. Weshalb man sich die Mühe macht, solche Teile extra zu fertigen, um sie dann doch nur in der 0-Stellung montieren zu können, wissen sicher die heimischen Götter des Herstellers. "(…)" Die Kabine ist angenehm dünn und ohne Schlieren abgeformt. Natürlich lässt sich die Kanzel auch offen montieren."
Soweit Jürgens erster Eindruck und was er sagt, lässt sich 1:1 auf den F4U-5-Kit übertragen. Zusätzlich finden sich im Kit auch noch ein Radom für den linken Flügel und zwei Zusatztanks. Von Bomben oder Raketen fehlt jedoch jede Spur. Ein dicker Wermutstropfen für diese Version sind außerdem, die leider stoffbeplankt dargestellten äußeren Flügel, die doch, wie bereits oben erwähnt, bei der F4U-5 blechverkleidet waren! Hier hat man bei HobbyBoss wahrscheinlich die Kosten für Extra-Gussrahmen mit neuen Flügeln gescheut oder den Unterschied schlicht übersehen. Schade, dieser Fehler ist für mich ein No-Go, da er nur mit beträchtlichem Aufwand an Spachteln, Schleifen und Nachgravieren zu korrigieren sein dürfte.
Einen weiteren Kritikpunkt stellt für mich der sehr spartanische Decalbogen dar, der nur eine Variante bietet, auch wenn es sich dabei um die wohl bekannteste Corsair des Korea-Krieges handelt, die NP 21 "Annie Mo" von Lt. Guy Bordelon. Mit diesem Flugzeug wurde er das einzige Navy-Ass und zugleich Nachjäger-Ass des Korea-Konfliktes auf einer propellergetriebenen Maschine. Die hellen Farben der Abzeichen sind durch Originalfotos der Maschine belegt und der Druck der semimatten Decals wirkt sehr gelungen..
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die die Chinesen hier einen Qualitätsbausatz eines bisher etwas stiefmütterlich behandelten Vorbildes auf den Markt gebracht haben. Typisch ist leider wie schon bei anderen Kits auch die mangelhafte Recherche, hier was die Auspuffrohre und vor allem die äußeren Flügel angeht und eine gewisse Tendenz zum Over-engineering.
Für mich wären die falschen Tragflächen ein Ausschlussgrund, diesen Kit zu kaufen, da es aber wenig akzeptable Alternativen gibt kann, wer eine ansonsten gute U5 oder U5N haben möchte, diese Hürde sicher mit etwas Mühe und vielleicht der Hilfe des Zubehörmarktes überwinden.
Empfehlenswert für Modellbauer mit etwas Erfahrung.
Utz Schißau, Berlin (Oktober 2015)
Literatur/Quellen (Auswahl)