Grumman F-14B Tomcat

Hobby Boss No. 80367 - 1/48

Vorbild: Die Navy suchte zum Ende der 1960er-Jahre nach einem Ersatz für ihre in die Jahre gekommenen trägergestützten Jäger, vor allem die F-4 Phantom II. Zugleich sollte das neue Flugzeug auch als langsam fliegende Raketenstartbasis zur Flottenverteidigung und somit als Ersatz für die geplante und aus Kostengründen wieder verworfene F6D Missileer dienen. Als auch das Programm General Dynamics F-111B zu scheitern drohte (das Flugzeug war für Trägerlandungen zu groß und zu schnell), bot Grumman im Oktober 1967 den Entwurf G303, die spätere Tomcat, an. Die Frage, ob das Flugzeug starre Tragflächen oder wie die F-111 Schwenkflügel besitzen sollte, ließ man zunächst offen. Die Navy ging anfangs nicht auf das Angebot ein, da man noch letzte Versuche unternehmen wollte, die F-111B zu retten.



Erst nachdem im Juli 1968 das Projekt F-111B mit Sicherheit aufgegeben worden war, schrieb die Navy wieder einen Flotten-Abfangjäger unter dem Titel VFX aus. Grumman bot die G303 gegen Entwürfe von Northrop American, LTV, General Dynamics und McDonnell-Douglas an. Schließlich erhielt Grumman, die seit drei Jahrzehnten immer wieder erfolgreiche Flugzeugmuster für die Navy gebaut hatten, im Januar 1969 den Zuschlag. Das Projekt erhielt hohe Priorität, da man durch die gescheiterten Missileer- und F-111-Projekte viel Zeit verloren hatte und sich die Navy Sorgen wegen neuer sowjetischer Hochleistungsflugzeuge wie der MiG-25 machte.



Im Frühjahr 1969 war die Entscheidung für die Schwenkflügel gefallen, und man kam überein, dass zunächst sechs Prototypen YF-14A Tomcat gebaut und intensiv getestet werden sollten. Später wurde der Vertrag auf zwölf Flugzeuge ausgedehnt. Der erste flugfähige Prototyp hob am 21. Dezember 1970 mit den beiden Grumman-Werkspiloten William Miller und Robert Smythe zu einem ersten kurzen Flug mit voll ausgeschwenkten Flügeln vom Boden ab. Beim zweiten Testflug neun Tage später ging die Maschine durch einen Hydraulik- und Triebwerksschaden verloren. Miller und Smythe konnten sich knapp über Baumwipfelhöhe aus dem abstürzenden Flugzeug schießen.

Das Testprogramm hätte kaum einen ungünstigeren Verlauf nehmen können. Bis zum Mai 1971 wurde deshalb zunächst weiter an der F-14 entwickelt, bevor die Erprobung mit dem Erstflug des zweiten Prototyps am 24. Mai 1971 fortgesetzt wurde. Dabei gingen nochmals zwei Maschinen verloren. Am 20. Juni 1973 kollidierte bei Waffentests eine AIM-7 Sparrow-Rakete kurz nach dem Abfeuern mit dem Prototyp Nr. 5. Die Jetbesatzung konnte sich mit dem Schleudersitz retten und bekam später den humorvollen Titel „Die Tomcat-Piloten, die sich selbst abgeschossen haben“ verliehen. Als Konsequenz aus diesem Unfall wurden die pyrotechnischen Ladungen an den Raketenpylonen verstärkt. Der Waffentest hatte somit seinen Zweck erfüllt. Am 29. Juli 1973 starb William Miller, als er – allein fliegend – mit dem Prototyp Nr. 10 abstürzte.



Die ersten in Serie gebauten Tomcats wurden bereits ab Oktober 1972 an die Naval Air Station (NAS) Miramar in Kalifornien ausgeliefert.

Ab 14. November 1987 wurde die Version F-14A (Plus) eingeführt. Hauptunterschied sind die neuen Triebwerke F110-GE-400 von General Electric. Dieser Ersatz wurde notwendig, da die ursprünglich eingebauten TF30-Triebwerke von P&W zu keinem Zeitpunkt befriedigen konnten. Sie waren leistungsschwach, schwer wartbar, und überdies unzuverlässig und unfallträchtig. Häufigste Ursache für den Verlust von Tomcats war, dass Turbinenschaufeln abbrachen, durchs Triebwerk flogen und es dabei zerstörten. 1991 wurde die F-14A (Plus) in F-14B umbenannt. (Neu gebaut: 38 Stück, umgebaute F-14A: 47 Stück, insgesamt: 85 Stück)



Kurzer(!) Auszug aus dem umfangreichen Wiki: Grumman F-14 Tomcat. Zu den Versionsunterschieden findet sich dort auch noch etwas mehr, sowie bei Zone5: Tomcats 101 . Allerdings gibt es so viele Ausrüstungsstadien und Rüstzustände, dass einem dabei ganz schwindeling werden kann .. andererseits mein Schwerpunkt eher Propellerflugzeugen und (z.B.) bei der Bf 109 war's ja ähnlich.

Der Bausatz kommt in einer großen, sehr gut gefüllten Box. So gut gefüllt, dass ich nach dem Fotografieren Schwierigkeiten hatte, alles wieder hinein zu bekommen. Die beiden zentralen Rumpfschalen (Ober- und Unterseite) sind separat in einem Karton verpackt, genauso Kleinteile und die beiden Lufteinlaufkanäle. Insgesamt sind das 26 graue Gussäste, 1 klarer Gießrahmen, Ober- und Unterschale, Radom, Gummiräder und ein kleiner Ätzteilbogen… wenn ich mich nicht irgendwo verzählt habe.

Der Guss ist wie von Hobbyboss gewohnt und die Teile verfügen über eine ordentliche Gravur. Die Nietenreihen werde wahrscheinlich einige Modellbauer stören, bei mir verschwinden die unter ein paar Schichten Farbe. Der Bausatz stammt ganz klar vom 1/32er Trumpeterkit ab und enthält z.B. auch zwei Triebwerke. Die Detaillierung ist insgesamt ordentlich, wenn ich auch leider nicht das Wissen habe, alles genauestens einzuordnen. Die Spezialisten in diversen Foren werden dazu sicher schon vieles Zusammengetragen haben.

Allerdings muss man bei amerikanischen Quellen einerseits die „ChiCom“-Haltung gegenüber dem Hersteller berücksichtigen, andererseits scheint der dortige Importeur (Stevens Intl.) ganz gut draufzuschlagen, was dann natürlich in Erwartung an das Produkt umgemünzt wird. Bei IBG liegt der Preis dieses Bausatzes bei ca. 50 Euro (Stand: 07.10.2011), was weit unterhalb der z.B. bei Cybermodeler genannten 100+US$ ist und auch unter dem Preis für eine Hasegawa F-14 hier in Deutschland liegt (Preisliste Faller Stand 11/2011).



Doch zurück zum Modell. Das Cockpit ist ebenfalls recht ansprechend wiedergegeben. Außerdem liegen reichlich Abwurfwaffen und Raketen bei. Sicher ist nicht jede Kombination möglich und auch nicht jede reale Kombination darstellbar, aber man erhält eine gute Basis, um sein Modell geschäftig aussehen zu lassen. Diverse Klappen können offen dargestellt werden. Auch der Flügel kann mit allen Steuerflächen und Vorflügeln ausgefahren gebaut werden. Allerdings sollte man dann die Möglichkeit die Flügel anzulegen nicht wahrnehmen – also besser Festkleben. Der Klappmechanismus ist nicht synchronisiert (also jeder Flügel ist einzeln klappbar).



Die Decals sind typisch chinesisch und werden ziemlich brüchig sein Das heißt, wenn es über kompliziertere Formen geht kann man diese auch nicht mit Daco Rot zum Anlegen überreden, sondern wird drücken müssen und dabei brechen die Anziehbilder. Auf ebeneren Flächen und in Gravuren ziehen sich die Abziehbilder aber meistens trotzdem.

Es sind zwei Bemalungsvarianten möglich:

  1. Grumman F-14B BuNo.161435, „103“ „Christmas Bird“ - VF-103 „Sluggers“; USS George Washington 2000 (ein Foto findet sich bei Wikipedia)
  2. Grumman F-14B BuNo.162919, „101“ VF-74 „Bedevilers“ USS Saratoga 1992

Fazit: Extrem umfangreicher und hochkomplexer Bausatz, das ist nichts für zwischendurch. Dafür erhält man ein sehr detailliertes und mit vielen Optionen darstellbares Modell. Empfehlenswert.

Bezug: Erhältlich sind die Bausätze von HobbyBoss im gut sortierten Fachhandel oder direkt bei I.B.G. Modellbau ibgmodellbau.de

Steffen Arndt, Barsinghausen (November 2011)