Sd.Kfz. 7 8 ton Halbkette

Hasegawa 31111 - 1/72

Vorbild: Zur Beförderung ihrer zahlreichen Geschütze erdachte die ehemalige deutsche Wehrmacht ein klar umrissenes Zugwagen-Konzept. Die allesamt als Halbketten-Fahrzeuge realisierten Schlepper sollten, in Gewichtsklassen gegliedert, eine individuell angepasste Nutzung der konkreten Transportaufgaben gewährleisten. Den Anfang der Reihe repräsentierte das Sd.Kfz. 10, das 1 Tonne wog, diesem folgte das Sd.Kfz. 11 mit 3 Tonnen. Die Fortsetzung stellte dann der (allerdings nicht so häufig verwendete) 5-Tonnen-Schlepper Sd.Kfz. 6 dar. Als nächste Stufe fungierte das Sd.Kfz. 7 mit acht Tonnen Gesamtgewicht, welches neben verschiedenen deutschen Herstellern auch noch bei den österreichischen Saurer-Werken und bei Breda in Italien gefertigt worden war. Es wurde z. B. für 10 cm-Kanonen, sowie die schwere 15 cm-Feldhaubitze verwendet, daneben aber auch für die Acht-Acht-Flak, welche sich, bekanntermaßen, sehr gut als Panzerabwehrkanone bewährte.

Bausatz: In den frühen Siebzigern beschloss auch die Firma Hasegawa, in das seinerzeit boomende Marktsegment der kleinen AFV-Bausätze einzusteigen. Sicherlich keine falsche Entscheidung, zumal dies kurz zuvor bereits anderen Mitbewerbern aus dem Land der aufgehenden Sonne, wie Bandai, Eidai, Fujimi oder Nitto, recht erfolgreich gelungen war. In puncto Verkleinerungsfaktor entschied sich Hasegawa jedoch für 1/72, anstelle des damals noch vorherrschenden 1/76er Maßstabes, der ab Ende der Fünfziger von Airfix für seine neu geschaffene Serie von HO-AFVs auserkoren worden war. Da Militärfahrzeuge im Standardmaßstab hingegen auch heute noch Käufer finden, hatte die Top-Firma aus Japan offenbar eine gute Voraussicht bewiesen, insbesondere da gerade diese Sparte, nach einer längeren Pause, seit einiger Zeit durchaus so etwas wie ein Revival erlebt.

Damals, 1973, war dieser Bausatz noch unangefochten das beste Modell, was man von diesem Vorbild kriegen konnte, weshalb es nicht groß wundern sollte, dass es anschließend noch zwei weitere Varianten gab. Diese mit angebauten Flak-Geschützen ausgerüsteten Sonder-Kraftfahrzeuge 7/1 sowie 7/2 konnte man sogar bald im Angebot von u. a. Lindberg und später Revell finden. Übrigens packte Hasegawa selbst ebenfalls fremde Bausätze (von Esci) in seine Schachteln, wies allerdings, wie es fairerweise stets sein sollte, mittels eines Aufdruckes auf der Schachteloberseite darauf hin.

Doch zurück zum 8 ton Halftrack-Ursprungsbausatz mit seinen für Hasegawa typischen, grau eingefärbten drei Gussrahmen, woran sich sauber abgegossene 71 Teile befinden. Deren Konzeption folgt zwar überwiegend der aus dem Airfix-Kit bereits bekannten, jedoch gibt es im vorderen Bereich eine merkliche Abweichung, da man hier das Führerhaus mit der Motorhaube zu einer Einheit zusammenfasste. Dieses Konstrukt hilft den Bau etwas zu vereinfachen und wäre deshalb willkommen. Leider entsteht dabei aber ein Problem vor dem Fahrersitz, da es keine Barriere zum Motorraum gibt - bedeckt das hinreichend detaillierte Armaturenbrett doch nur einen schmalen Streifen unterhalb der Windschutzscheibe. Letztere gilt es noch selbst aus Cellophan auszuschneiden. Der englische Traditionshersteller ist hier mit seiner existierenden Trennwand authentischer und formte im linken Fußraum gleich noch Pedalnachbildungen aus. Zudem vergaß die Nobelmarke aus Shizuoka auch noch den Schraubverschlussdeckel am Kühler! Eine weitere Abweichung zu Airfix ist der variabel gehaltene Boden des "Fahrgastraumes", der durch die Flak-Varianten des Kits erforderlich wird. Das für die Grundversion benötigte Teil weist jedoch an seiner Unterseite produktionsbedingt, aufgrund der daran schon angebrachten Sitzbänke, Hohlräume auf! Diese, als auch den durch die fehlende Trennwand zum Motorraum entstandenen Hohlraum würde ich in jedem Fall mittels dünner Plastikkarte verblenden. Das Schachtellaufwerk besteht, ebenso wie bei Airfix, aus einzelnen Laufrollen und dem klassischen, gummiartigen Kunststoffband für die Gleisketten.

Nichtsdestotrotz können die Asiaten hinsichtlich der Detailfülle insgesamt öfter punkten. Das fängt schon bei den für den Zugkraftwagen 7 charakteristischen vorderen Speichenrädern an, die hier mehr dem Original ähneln. Darüber hinaus wurde in Japan sogar an die die links neben dem Fahrersitz montierte Starterbatterie gedacht. Zudem wurden die Rückseiten der Sitzbanklehnen in Form von diagonalen Streben etwas besser als bei Airfix detailliert. Ein weiteres Plus dürfte sicherlich noch das Vorhandensein eines zusätzlichen, zusammengefalteten Verdecks darstellen. Schlussendlich gibt es sogar Nietenreihen, die dem Modell ein irgendwie technisch authentischeres Aussehen verleihen. Freilich sind sie seinerzeit noch etwas zu groß geraten und oftmals nur fiktiv, aber immerhin!

Die interessanterweise eher in 1/76 verkleinerten Figuren erreichen hingegen nur mit Mühe den Standard des britischen Herstellers. Deren Stahlhelme sind hier nämlich zu hoch oder aber die Gesichter zu klein ausgefallen, während die im Landser-Jargon "Keksdosen" genannten Gasmaskenbüchsen durchweg zu kurz geraten sind. Auch sonst gibt es an den Uniformen nur wenige Details. Zwei völlig identisch geformte Landser besitzen unsinnigerweise jeweils einen separaten Arm, in dem sie einen Karabiner 98k halten. Mit einem echten Multi-Pose Feature hat sowas eher wenig zu tun, es sei denn, dass sie damit völlig unnatürlich verrenkt nach hinten ausholen wollten! Die dritte, ebenfalls mit den zweien übereinstimmende Figur, welche den Fahrer darstellt, hat dann schon einen sinnvolleren, variabel gestalteten linken Arm. Die restlichen vier, die ihre Gewehre schon geschultert haben, entstammen hingegen genauso einer einzigen Gussform!

Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung erwähnt eine zu den Nassschiebebildern konforme Besatzung mit Wehrmachts- bzw. Luftwaffe- oder SS-Soldaten, welche es wegen der verschiedenfarbigen Uniformen jeweils anders zu bemalen gilt. Das dazu verwendete Bild zeigt (nicht enthaltene) stehende Soldaten. Was aber weit wichtiger wäre, ist, dass sich darauf die Waffenröcke merklich unterscheiden. Man hätte deshalb eigentlich verschieden gravierte Figuren beilegen müssen, um ganz authentisch zu sein.

Die Decals weisen, wie von Hasegawa nicht anders gekannt, eine akkurate Qualität auf. Die Hakenkreuze innerhalb der DAK-Palme wurden klarerweise unkenntlich gemacht bzw. nicht mitgedruckt, wohingegen man die Sieg-Runen für die Bemalungsoption eines Fahrzeugs der Waffen-SS, mit einem Permanent-Marker von Hand ausschwärzte. Interessanterweise ist der Inhalt des Abziehbilderbogens für alle drei Kits, welche Hasegawa anbietet, ausgelegt. Somit bleibt dann jeweils auch bei den Sd.Kfz. 7/1- und 7/2-Bausätzen etwas übrig.

Fazit: Unbestritten sind die weit jüngeren Revell-/Maco-Bausätze des Sd.Kfz. 7 detailreicher. Ich selbst jedoch halte auch diesen Bausatz immer noch für empfehlenswert, allein schon aufgrund der mitgelieferten Figuren sowie des moderaten Preises.

N. (März 2021)

Literatur:

Walter E. Seifert
Die Zugkraftwagen der deutschen Wehrmacht 8-12 t, (Waffen Arsenal SPECIAL Band 40)
Podzun-Pallas-Verlag, 2005