Historisches: Die Insellage Japans und die Abhängigkeit von Importen, insbesondere was Bodenschätze und Energieträger betrifft, machen die Überwachung und Sicherung der Seewege zu einer Hauptaufgabe der Japanischen Luftstreitkräfte. Hierzu sind Flugzeuge mit großer Reichweite und Fähigkeiten zur Bekämpfung von Seezielen erforderlich. Seit September 2000 versieht die Mitsubishi F-2 ihren Dienst in dieser Rolle.
Im Oktober 1985 suchte das japanische Verteidigungsministerium nach eiem Nachfolgemuster für den einheimischen Jagdbomber Mitsubishi F-1. Da eine Eigenentwicklung als zu teuer erschien und durch politischen Druck seitens der USA entschied man sich für eine modifizierte Version der Lockheed F-16. Das Kooperationsabkommen wurde 1988 besiegelt und sollte, aus amerikanischer Sicht, eine abgespeckte Version der F-16C/D Block 40 darstellen. Weiterhin forderte man 40% des Produktionsanteiles des Programms und erhielt aus Japan die Technologie für ein neuatiges Galvanisierungsverfahren zur Herstellung von Verbundwerkstoffen (Begründung: Verhinderung eines "einseitigen Technologietransfers"). Außerdem besteht für das Flugzeug ein striktes Exportverbot, um der F-16 keine zusätzliche Konkurrenz zu machen.
Das Programm entwickelte sich zu einem japanischen HighTech Produkt, das in seinen Fähigkeiten weit über denen der F-16C Block 40 liegt. Die relativ kleine Serie und die Hochtechnologieauslegung machten die F-2 jedoch ca. 3mal so teuer wie eine F-16. Wegen unterschiedlich guter finianzieller Ausstattung des Staates schwankten daher auch die Bestellzahlen. Zunächst waren 180 Maschinen (davon 47 F-2B) geplant, die Bestellung fiel dann jedoch deutlich geringer aus. Derzeit sind 71 Flugzeuge ausgeliefert und das derzeitige Bestellvolumen beträgt 94 Luftfahrzeuge insgesamt.(April 2007)
Aufgrund der hohen geforderten Reichweite, und damit höherer Treibstoffzuladung, stieg natürlich auch das zulässige Gesamtgewicht. Um Platz zu schaffen und einen höheren Auftrieb zu erzielen, musste die Tragfläche um 25% vergrößert werden, was durch eine Erhöhung der Spannweite um 1,7 Meter und der Flugzeuglänge um etwa einen halben Meter. Auch die Spannweite der Höhenruder und die Fläche der LEX wurden vergrößert. Angetrieben wird die maximal 25 Tonnen (F-16 21t) schwere Mitsubishi F-2 von einem GE F110-129, was sie insgesamt etwas weniger agil als die F-16 erscheinen lässt.
Ob der amerikanischen Exportbeschränkungen mussten ettliche Schlüsseltechnologien durch japanische ersetzt werden. Hardware für Missionsrechner und Trägheitsnavigation, das integrierte Selbstschutzsystem, die Flugsteuerungssoftware und RADAR-absorbierende Materialien. Ein Kernstück ist das von Mitsubishi Electric entwickelte Phasenschieberadar, das für den Einsatz über See optimiert ist und auch bei höherem Wellengang noch kleine Schiffe über große Entfernungen erfassen. Da die USA den Quellcode nicht freigeben wollten, wurde die Flugsteuerungssoftware mittels einer T-2 CCV (Controlled Configured Vehicle) erflogen.
Die Elektronische Ausstattung ist ebenfalls auf der Höhe der Zeit. Alle notwendigen Daten werden dem Piloten auf drei Monitoren (einschließlich HUD) dargeboten. Die genaue Funkausrüstung kann in Fliegerrevue (s.u.) nachgelesen werden. Markant ist sicher die Antennengruppe vor dem Cockpit für das IFF, der bei den amerikanischen F-16 Einheiten auch "bird slicer" genannt wird.
An 13 Waffenstationen kann eine Vielzahl von gelenkten und ungelenkten Waffen mit geführt werden. Hauptwaffen sind die von Mitsubischi entwickelten und gebauten Anti-Schiffs-Raketen ASM-1 und -2. Hier eine Aufstellung (die Belademöglichkeiten für die hard points werden in der Bauanleitung grafisch dargestellt):
Weitere technische Daten sind der Fliegerrevue 6/2004 oder bei Wikipedia: Mitsubishi F-2 nachzulesen.
Der Bausatz der Mitsubishi F-2 ist schon seit einiger Zeit auf dem Markt, in Europa aber anscheinend nicht sehr bekannt. Der Artikel in der Fliegerrevue hat mich bereits vor einigen Jahren auf diesen Flugzeugtyp aufmerksam gemacht, aber zu jener Zeit interessierte ich mich modellbauerisch eher für Luftfahrzeuge aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das kürzliche erscheinen von Tamiyas F-16 hat jedoch die Faszination für Jets in mir geweckt und mich auch an diesen Bausatz erinnert. Eines gleich vorweg: dieser Hasegawa Bausatz braucht den Vergleich mit dem neueren Tamiya Kit nicht zu scheuen!
Auf 9 grauen und zwei klaren Spritzrahmen verteilen sich über 180 Teile, aus denen das Flugzeugmodell entsteht. Dabei fehlt noch ein Großteil der Bewaffnung, die - wie bei Hasegawa üblich - zusätzlich erworben werden kann. Beigefügt sind 4 Zusatztanks und zwei Mitsubishi AAM-3. Die Detaillierung der Teile ist hervorragend und entspricht dem heutigen Topniveau. Der Rumpf ist horizontal geteilt und hat Passzapfen, die die beiden Bauteile schon bei der Probepassung sauber miteinander verbinden (sogar besser als Tamiya!). Die Flügel sind dafür nicht bereits Teil des Oberrumpfes, sondern sind "klassisch" mittels Nuten und Schlitzen am Rumpf zu befestigen. Vorflügel und Steuerflächen liegen separat bei! Höhen- und Seitenruder sind ebenfalls einzeln am Rumpf anzubringen, wobei die Steuerfläche am Seitenruder nicht ausgelenkt zu befestigen ist.
Das Cockpit ist sehr schön dargestellt, wobei hier (wie auch beim beiliegenden Piloten) die neueren Tamiyateile eine gewisse Finesse aufweisen. Die Fahrwerksschächte haben wesentlich weniger Auswerferstellen als im Tamiya Kit. Diese befinden sich dafür im Lufteinlauf zum Triebwerk, sollten sich aber recht einfach beseitigen lassen. Die Kabinenhaube ist klar und ohne Kratzer, hat aber die übliche Naht, die man entweder hin nimmt oder auspoliert. Die Naht entsteht durch eine mehrteilige Spritzform, mit der die gewolbte Form der Haube hergestellt wird. (Auch bei Tamiya ist diese vorhanden)
Die Abziehbilder sind Hasegawa-typisch ziemlich gelblich ausgefallen und leider auch etwas verdruckt, was insbesondere bei den Hinomarus sichtbar ist. Zwei Bemalungsvarianten können direkt aus dem Kasten dargestellt werden. Es liegen aber die Ziffern 0-9 dreifach groß für die taktische Nummer und ebenso dreimal klein für die "Werknummer" am Leitwerk bei.
Fazit: Mal eine etwas andere "F-16". Ein hervorragender Bausatz, der völlig zu unrecht bisher vernachlässigt wurde. Außerdem ist der Preis mit unter 30 Euro sehr in Ordnung. Das interessante maritime Tarnschema dürfte darüberhinaus eine Bereicherung in jeder Jet Sammlung sein. Sehr Empfehlenswert!
Steffen Arndt, Schwerin (Juni 2007)
Literatur:
Fliegerrevue Ausgabe 6/2004 |