Focke-Wulf Fw 190 A-4/ F-1 'Tunesien'

Hasegawa (09720) - Spritzguss - 1/48

Historisches: Auch zu dieser Variante einige versionsspezifische Informationen aus der unten genannten Quelle. Zur Einleitung sei noch auf den Abschnitt zur Fw 190 A-4 im Artikel zum Hasegawa-Bausatz dieser Variante verwiesen.

Leider beschäftigt sich Peter Rodeike in seinem Buch nur mit den Jagdflugzeugen der Fw 190, so dass der Vorbildteil etwas dünner wird. Im Gegensatz zu den Flugzeugen der anderen Serien wurden die Fw 190 F nur teilweise neu gebaut. Ein großer Teil dieser Flugzeuge entstand durch den Umbau von Flugzeugen der A-Serie. Zum Beispiel wenn Flugzeuge vom Fronteinsatz zur Werksinstandsetzung kamen, aber auch direkt aus der Serienproduktion. Die Baureihe F-1 waren etwa 30 aus der A-4 abgeleitete Jagdbomber.

Noch einiges zur Focke Wulf 190 auf dem Kriegsschauplatz Nordafrika. Zunächst sei das Buch "Focke Wulf Fw 190 in North Africa" von Andrew Arthy und Morten Jessen empfohlen. Obwohl beide Autoren recht jung sind, profitierte das Werk von einer großen Unterstützung einschlägig bekannter Autoren und Histokiker die über das Internet aquiriert worden ist (diverse Diskussionsforen wie LEMB, LWAG oder 12 o'clock high). Weil eine der Bemalungsvarianten dies anbietet und Bodenangriffseinheiten eher unterrepräsentiert sind, möchte ich mich hier auf die III./SKG 10 beschränken.

Im Spätsommer 1942 wurde die III/ ZG 2 (Zerstörergeschwader) in Parndorf (Ostmark) aufgefrischt und auf Fw 190 umgerüstet. Bis Ende Oktober konnten sich die Piloten auf dem neuen Muster einfliegen. Anfang Oktober sah man die Verlegung nach Sizilien vor, um gegen Malta eingesetzt zu werden. Diese Pläne wurden durch die Alliierte Landung in Nordafrika umgeworfen und die III./ZG 2 über Bari und Catania nach Tunesien verlegt. Sidhi Ahmed (bei Bizerta) wurde der Heimatplatz der Einheit, den sie auch nach der Umbenennung behielt. Sofort begannen die Angriffe gegen die anlandenden Truppen und Schiffe. Unter schwierigen Einsatzbedingungen erwies sich die Gruppe als sehr erfolgreich gegen alle Arten von Bodenzielen. Sie verlor im November/Dezember 1942 4 Piloten im Einsatz und beanspruchte den Abschuss 6 gegnerischer Flugzeuge.

Um den 20. Dezember 1942 wurde die III./ZG 2 in III./SKG 10 (Schnellkampfgeschwader) umbenannt. Hauptaufgabe für die Einheit blieb jedoch die Jagdbomberrolle. Auch die Ziele blieben: Schiffe, Hafenanlagen Flugplätze und operative Unterstützung des Heeres. Es wurden fast ausschließlich 250kg und 500kg Bomben der Typen SD und SC verwandt. Lediglich die die III./SKG 10 ablösende II./Sch.G.2 (Schlachtgeschwader) benutzte gegen Ende der Kämpfe in Nordafrika "E 4" Träger für 4x50kg Bomben. Während ihrer Zeit in Tunesien verlor die Gruppe relativ wenige Flugzeuge und Piloten im Kampfeinsatz. Dies lag zum einen an der Begleitung durch Jagdfliegereinheiten und an der vorsichtigen Einsatzführung, die den Luftkampf vermied und nur in vorteilhafter Ausgangslage freiwillig annahm.

Am 30.04.1943 flog die III./SKG 10 ihren letzten Einsatz in Tunesien. Danach übergab sie ihre verbliebenen Fw 190 an die II./Sch.G 2 und verließ den Kriegsschauplatz. In Tunesien hat die III./SKG 10 434 Missionen durchgeführt und dabei 2396 Einsätze geflogen. Im Ergebnis wurden einge hundert Fahrzeuge und diverse Bodenziele zerstört, 12 Schiffe versenkt oder beschädigt und 13 feindliche Flugzeuge abgeschossen.
(Quelle: Arthy/Jessen: Focke Wulf Fw 190 in North Africa und Rodeike, Focke Wulf Jagdflugzeug, siehe Literaturhinweis)

Der Bausatz: ist eine "limited edition" des Fw 190A-4 kits. Ich hatte gehofft, dass sich ein paar "Goodies", wie zum Beispiel einige Bomben oder etwas ähnliches, finden würden, aber der Inhalt des Kartons unterscheidet sich nicht von der normalen Fw 190 A-4. Da ich dazu bereits einen Bericht geschrieben habe, erübrigen sich eigentlich viele Kommentare. Hasegawa "schlachtet" eben die Formen sehr effizient aus.

Hier noch einmal einige Kritikpunkte: Der Absatz am Flügel-Rumpf Übergang ist (ähnlich wie bei Dragon) recht ausgeprägt und es bleibt auch ein Spalt (siehe Baubericht der Fw 190 A-3). An den Teilen für die unterschiedlichen Seitenflossenspitzen (für die Antennenaufnahme) sind leichte Sinkstellen zu erkennen. Ebenso am Rumpfheck, wo sich innen die Aufnahme für das Spornrad befindet. Der meiner Ansicht nach schwächste Punkt ist das einteilige Spornradfederbeinkonglomerat. Puristen sollten hier für Ersatz sorgen. Versionsspezifisch ist einzig die andere Abdeckung für die Außenflügelwaffen (bei der F ist keine eingebaut) und die Anbringung des ETC 501 mit 250 kg Bombe.

Aus diesem Bausatz kann man wegen der fehlenden Kiemenspalten lediglich eine Fw 190 A-4 /F-1 bauen (falls das Vorbild Kühlklappen hatte), wobei man aber Vorbildfotos zu der gewählten Bemalung konsultieren sollte. Auch dieser Ausgabe des Bausatzes liegen nur 2 Decalvarianten bei (s.u.). beide sind fotografisch bei Arthy belegt, wobei es aber durchaus Spielraum für Interpretationen gibt. Das Wappen der III./SKG 10 ist im Bausatz rot und im Buch blau. Das Profile des Flugzeugs von Oblt. Schröter in diesem Buch stellt fälschlicherweise eine A-5 dar (die angegebene Wnr. 0142372 ist nach Rodeike eine bei Ago gebaute A-4).

Bemalungen:

Meine Prognose, dass sich Hasegawa nicht der späten Varianten annähme, hat sich inzwischen als falsch erwiesen. Zunächst ist eine Fw 190 A-5 "Special Edition" mit BMW Cabrio angekündigt. Man darf also gespannt sein ...

Fazit: Ein sehr schöner Bausatz mit leichten Schwächen. Ich hätte mich über eine beigefügte SC 500 gefreut.

Steffen Arndt, Schwerin

Literatur:

Peter Rodeike
Jagdflugzeug Focke Wulf
Fw 190 A, Fw 190 "Dora", Ta 152 H
Struve Druck, ISBN: 3-923 457-44-8
Morton Jessen, Andrew Arthy
Focke-Wulf Fw 190 in North Africa
Classic Publications, ISBN: 1903223458