Sopwith F.1 Camel

Hasegawa MU01 - Museums Linie - 1/16

Vorbild: Die Sopwith F.1 Camel zählt zu den bekanntesten britischen Flugzeugen des ersten Weltkriegs. Mit ihrem Auftauchen 1917 über den Schlachtfeldern Europas trug sie wesentlich zur Erlangung der Lufthoheit der Alliierten gegen die Mittelmächte bei. Die Camel konnte dank unterschiedlicher Motorisierung vielfältig eingesetzt werden. So gab es Versionen als Jäger, Beobachter, Marine-Flugzeug und leichter Bomber. Sogar die Amerikaner bestellten mehrere Maschinen für ihr Expeditionskorps. Die Camel wurde auch zum Angriff auf Zeppeline eingesetzt, und konnte drei davon zerstören. Insgesamt gehen 1294 Abschüsse auf ihr Konto. Berühmt wurde sie auch durch den angeblichen Abschuss Manfred von Richthofens (allerdings stellte sich erst vor gar nicht so langer Zeit heraus, das der rote Baron durch einen MG-Schützen am Boden abgeschossen wurde), 5490 Camels wurden während des Krieges gebaut, und sie war damit das meistproduzierte Flugzeug Englands. Ihren Spitznamen Camel erhielt das Flugzeug durch die Abdeckung über den Maschinengewehren, die an einen Kamelhöcker erinnerte. Die Bewaffnung bestand aus zwei 7,7 Inch Lewis Maschinengewehren und bis zu vier 11 Kg Bomben unter dem Rumpf.

Bausatz: Dieser Bausatz hat es wirklich in sich. Hasegawa selbst bezeichnet das Modell als Museumsqualität. Wer schon immer mal sehen wollte, wie diese Drahtverhaue ohne Stoff aussehen, kommt hier voll auf seine Kosten. Nun aber zum Bausatz. In einem großen Stülpkarton mit einer schönen Zeichnung des Modells auf der Vorderseite (die Rückseite zeigt Bilder des fertigen Flugzeuges) gibt es zwei große Plastiktüten mit den Bauteilen, eine kleine Schachtel mit Material für die Verspannung, Abziehbilder, und zwei Reifen aus Gummi), drei beidseitig bedruckte A3 Blätter (einer davon in Farbe mit Farbangaben), sowie die Bauanleitung. Insgesamt gibt es 293 Bauteile, verteilt auf 16 Gußästen. Während 15 Gußästen in Braun, Schwarz und Klar gehalten sind, ist ein Spritzling silberfarben (schon fast Chrom) gefärbt.

Die Teile sind sauber gespritzt. Der Eine oder Andere wird möglicherweise die fehlende Holzmaserung vermissen, die selbst bei historischen Segelschiffen oder Schiffsdecks mit kleinerem Maßstab vorhanden ist. Da das Holz der Flieger jedoch extrem glatt war (damit der Bespannstoff nicht beschädigt wird), wäre eine gravierte Maserung fehl am Platz. Hier erreicht man mit einer guten Lackierung bedeutend mehr. Die Detailierung ist sehr hoch, obwohl in einigen Bereichen sicher noch mehr drin gewesen wäre. Sinkstellen konnte ich keine entdecken. Vorhandene Grate (Fertigungstechnisch nicht immer zu vermeiden) müssen natürlich beseitigt werden, da sie gerade bei diesem Maßstab sofort ins Auge fallen würden. Einige wenige Auswerfermarken lassen sich leicht verspachteln, ohne Gravuren etc. zu zerstören. Lobenswert, hier wurde wirklich mal nachgedacht!

Der Motor ist eigentlich schon fast ein Bausatz für sich. Mit ihm beginnt dann auch laut Bauplan der Bau der Camel, und die erste Herausforderung. In sechs Bauabschnitte unterteilt, werden 44 Bauteile zu einem Motor zusammengebaut. Selbst die Zündkerzen sind separat, und werden nach der Montage mittels des beiliegenden Kupferdrahts verkabelt. Nach Fertigstellung des Motors geht es mit dem Zusammenbau des Flugzeugs erst richtig los. Da ja alle Bauteile bis zur Fertigstellung sichtbar sind, ist ein sauberes, präzises Arbeiten unumgänglich.

Mit dem mitgelieferten silberfarbenen Garn sollen die Spanndrähte realisiert werden. Optisch sieht dieses Garn tatsächlich wie richtiges Metallseil aus, und kann damit ohne Bedenken verwendet werden. Lediglich bei den Hauptspanndrähten zu den Tragflächen sollte man dieses Garn nicht verwenden. Diese Drähte waren, wie bei allen britischen Flugzeugen, aus starrem Flachstahl hergestellt! Hier helfen Recherchen im Internet oder Fachliteratur auf jeden Fall weiter. Man könnte zum Beispiel rechteckige Messingprofile verwenden. Es ist alles nur eine Frage des Geldes. Die restlichen Spanndrähte werden an die dafür vorgesehen, angespritzten Ösen verknotet. Hier hat es sich Hasegawa etwas zu einfach gemacht! Diese Drähte hatten im Original auf je einer Seite des Drahtes ein Spannschloss! Aber mit etwas Geschick kann der Modellbauer diese selber ergänzen. Schon mit einem Stück Messingrundrohr kann man diese imitieren. Oder man nimmt Spannschlösser aus dem Zubehörhandel (die es allerdings nur bis 1/32 gibt, aber dennoch für die inneren Verspannungen des Rumpfes und der Tragflächen geeignet sind). Um gerade die Verspannung der einzelnen Bereiche vorzunehmen, liegen wie schon weiter Oben beschrieben, drei beidseitig bedruckte Din A3 Blätter bei. Auf sie können die Bauteile 1:1 gelegt werden, um nicht die Orientierung zu verlieren.)

Ein besonderes Gimmick ist die volle Funktionalität der Ruder (Höhen-, Seiten- und Querruder). Wird der Steuerknüppel zum Beispiel vor oder zurück bewegt, werden über die Steuerseile die Höhenruder ausgelenkt. Das Seitenruder kann entweder als unbespanntes oder als bespanntes Ruder gebaut werden.

Einige Teile sind von Hause aus schon in einer Art Chrom eingefärbt. Auf jeden Fall muss natürlich die Chromschicht an den Klebestellen runter, sonst haftet der Kleber nicht. Problematisch kann es an einigen Nahtstellen (z. Bsp. Tank) werden. Entweder man lebt mit diesen Stellen, oder man kommt um eine Neulackierung nach dem Verspachteln nicht rum.

Als letztes noch etwas zu den mitgelieferten Reifen. Zwei schwarze Gummireifen werden über die zusammengeklebten Felgen gezogen, und mit beigelegten Schriftzügen beklebt. Leider ist die Reifenfarbe nicht korrekt! Zur damaligen Zeit waren die Gummireifen eher grau bis beige. Ruß für die Schwarzfärbung wurde erst nach dem Krieg verwendet. Man sollte sich also überlegen, ob man umlackiert, oder mit spezieller Farbe den Gummi einfärbt. Die Farbangaben für die Bemalung bezieht sich auf das Hobby/Mr. Color Farbsystem)

Bauanleitung: Die Bauanleitung ist auf 10 Din A4 Blättern in Schwarz/Weiß, beidseitig gedruckt. Anders als auf dem Karton beschrieben, liegt sie allerdings nur in Japanisch und Englisch vor. Lediglich die Erklärungen für die verwendeten Verarbeitungshinweise sind auch in Deutsch vorhanden. Da die Zeichnungen aber sehr gut sind, sollte es keine Probleme geben. Der gesamte Bauplan gliedert sich in 36 Bauabschnitte (teilweise noch mal unterteilt). Hier ist es ratsam, die Reihenfolge auch einzuhalten, um nicht bei einem späteren Bauabschnitt unliebsame Überraschungen zu erleben. Für die bespannte Version liegen die passenden Decals bei. Womit wir bei den Decals wären. Hauptsächlich findet man hier die Instrumente für das Cockpit, welche auch sauber gedruckt sind. Die Instrumententafel hat schon erhaben gespritzte Scalen. Man muss nun nur noch entscheiden, ob man selber malt, oder die Decals anbringt. Bei Verwendung der Decals sollte man auf jeden Fall mit Weichmacher arbeiten, um mehr Dreidimensionalität zu erreichen. Die Instrumente werden im Abschluss noch mit Klarglasabdeckungen versehen.

Fazit: Wer bereit ist, den Preis von rund 170 Euro zu zahlen, erhält ein Modell, das ein absoluter Hingucker im Regal oder auf Ausstellungen ist. Dieser Bausatz ist aber ganz sicher nicht für Anfänger geeignet, und genügend Platz sollte auch vorhanden sein! Selbst Profis werden die eine oder andere Herausforderung entdecken. Dennoch eine klare Empfehlung für Liebhaber der Drahtverhaue.

Der Bausatz kann im Fachhandel (Online oder Geschäft) bezogen werden.

Jürgen Bellenbaum, Dallgow-Döberitz (Januar 2020)

Literatur:

Sopwith Aircraft, Mick Davis
Crowood Aviation Series
ISBN 1-86126-217-5