Vorbild: Die Raumsonden Voyager 1 und 2 wurden 1977 als Teil des Voyager Programms gestartet. Dieses war bzw. ist ein Forschungsprogramm der National Aeronautics and Space Administration (NASA) zur Erforschung der äußeren Planeten unseres Sonnensystems und Allem was außerhalb davon liegt, bis in den interstellaren Raum. Nach den ursprünglichen Plänen der NASA sollten die Sonden nahe Vorbeiflüge am Jupiter und Saturn durchführen, um wissenschaftliche Daten über diese Gasplaneten zu sammeln, wegen der unerwartet hohen Lebesdauer der Sonden wurden aber auch Neptun und Uranus sowie der Flug aus dem Sonnensystem ins Forschungsprogramm aufgenommen. Beide Sonden erhielten die Bezeichnung des Projekts und eine fortlaufende Nummer, also Voyager 1 und Voyager 2.(Anmerkung: zu ausführlichen Missionsspezifika und den "Umbauten" an den Sonden siehe Wikipedia: Voyager 1 und Voyager 2)
Die Sonde Voyager 1 startete am 5. September 1977 und Voyager 2 am 20. August des Jahres. Eigentlich sollten beide Sonden am 20. August starten, aber die Bordsysteme von Voyager 1 zeigten Probleme, so dass sich deren Start verzögerte. Der Starttermin 1977 war sehr günstig, da sich die äußeren Planeten - einschließlich Pluto, der bis dato noch als Planet galt - zu diesem Zeitpunkt in einer Konstellation befanden, die es erlaubten, die Schwerefelder der Planeten für "swing by"- bzw. "gravitational slingshot"-Manöver zu nutzen, um eine "Grand Tour" naher Vorbeiflüge an allen äußeren Planeten zu vollführen.
Die Auslegung und Konstruktion der beiden Sonden war nahezu identisch. Beide wogen 721,9 kg und hatten eine Atombatterie mit einer Leistungsabgabe von 420 Watt an Bord. Beide Sonden worden von Launch Complex 41 in Cape Canaveral durch Titan IIIE Centaur in den Weltraum befördert. Voyager 1 sammelte wertvolle Daten von Jupiter und Saturn sowie mehrerer ihrer Monde. Voyager 2 steuerte für die Datensammlung außerdem Uranus und Neptun an und beobachtete neben den Planeten ebenfalls einige der Monde.
Die beiden Sonden sorgten mit ihrem Messgeräten und Kameras für eine beträchtliche Anzahl an Entdeckungen und neuen Erkenntnissen zum äußeren Planetensystem. Dazu gehört die Entdeckung von Ringsystemen bei Jupiter, Neptun und Uranus, wenn auch weniger hervorstechend als bei Saturn, eine Atmosphäre auf dem Neptunmond Triton und vulkanische Aktivität auf dem Jupitermond Io. Nichts davon wäre mit erdbasierten Geräten gefunden worden, ganz davon abgesehen, dass man nach vielen Dingen garnicht gesucht hätte.
Nach ihren Starts nahmen die beiden Sonden unterschiedliche Wege durch das Sonnensystem. Dabei wurde der Kurs von Voyager 1, der die Sonde eigentlich an Pluto vorbei geführt hätte, geändert, um einen nahen Vorbeiflug am Saturnmond Titan durchführen zu können. Im Juni 2012 ist Voyager 1 etwa 18 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt und bewegt sich mit einer Geschwindigkeit von 17,06km/s von ihr fort. Voyager 2 trennen etwa 14,7 Milliarden km vom Zentrum des Sonnensystems und sie entfernt sich mit 15,46km/s. Nach überholen der Pioneer 1 ist Voyager 1 das am weitesten von der Erde entfernte "menschgemachte" Objekt und wird in naher Zukunft (ca. 2015) in den interstellaren Raum eintreten.
An Bord der Voyagersonden befinden sich goldbeschichtete Kupferplatten mit dem Titel "Sounds from Earth". Auf diesen sind verschiedene Naturtöne und Grüße in 55 Sprachen der Welt festgehalten. Diese Aufahmen wurden in der Hoffnung angebracht, dass sie eines Tages von intelligentem außerirdischen Lebensformen gefunden und entschlüsselt werden.
Quelle: Bauanleitung
Bausatz: Hasegawa hat vor kurzem mit der Reihe "Science World" begonnen, in welcher Vorbilder aus Wissenschaft und Technik maßstäblich nachgebildet werden. Der erste Bausatz war das Forschungs-U-Boot SHINKAI 6500 in 1/72 und jetzt erschien die Voyager Raumsonde im Maßstab 1/48. Neben dem Bausatz gibt es eine farbige Sammelkarte (ca. A5) mit Stichpunkten zum Original. In diesem Fall wird die Reise der Sonden kurz dargestellt und auf der Rückseite werden am Modell die einzelnen Sensoren vorgestellt. Das Ganze gibt's aber leider nur in japanischen Lettern. Unglücklicherweise kam der attraktiv gestaltete Karton ziemlich zerbeult bei mir an. Auch innen sind ein paar Teile beschädigt. Ich gehe allerdings davon aus, das dies nicht der Standard für den Bausatz ist.
Im Karton befinden sich zwei schwarze, eine weißer, ein klar-blauer und ein goldener Spritzling sowie ein Stahldraht. Abziehbilder sind nicht vorhanden, aber die Bemalung ist einfach und wird deutlich erklärt. Der gesamte Bausatz ist eher auf den einfachen Zusammenbau und prinzipielle Darstellung der Sensoren der Raumsonde ausgerichtet. Beispielsweise sind die Gitterausleger des Magnetometers und Sensorenträgers auf einen "Mast" aufgeprägt. Mit entsprechender Bemalung kann man hier sicher einiges erreichen. Aber es gibt auch bereits Fotoätzteile von LVM Studios, die diese Vereinfachung beheben.
Die Bauanleitung ist klar und verständlich aufgebaut. In jeder Bauphase werden Farben angegeben. Neben der Bemalungsanleitung für den gesamten Raumflugkörper sind auch weitere Infos zum Vorbild, namentlich der Schallplatte, abgebildet.
Fazit: Hasegawa geht, wie auch Revell in Deutschland, neue Wege um Nachwuchs für unser Hobby zu gewinnen. Die Voraussetzungen in Japan sind sicher nicht ganz so schlecht wie andernorts, da das Hobby Modellbau hier gesellschaftlich geachteter oder zumindest weniger geächtet ist. Die Schulmöblierung und diese wissenschaftlichen Modelle können dort vielleicht etwas bewirken. Zumindest letztere dürften auch außerhalb Japans eine Käuferschaft finden, ich finde sie jedenfalls toll! Beim U-Boot bevorzuge ich aber eher die 1/48er Version von Bandai.
Steffen Arndt, Ettlingen (September 2012)