Vergleicht man die verschiedenen Bausätze des berühmten STUKA im 1/72er Maßstab untereinander gelangt man, wie bei jedem anderen Modell auch, zu einem Hersteller, welcher den gelungensten Kit anbietet. In diesem Falle ist dies die japanische Firma Fujimi Mokei. Der hier besprochene - seit nahezu einem viertel Jahrhundert unverändert produzierte - Bausatz besitzt selbst heute noch die größte Authentizität und Detailtreue und ist somit das Maß aller Dinge bei den Junkers Ju 87-Kits in 1/72.
Mit Sicherheit ist aber auch dieser, äußerlich eigentlich eher unscheinbare, Baukasten mittlerweile verbesserungswürdig. Anders gesagt, ist die Plastikmodellgemeinde mittlerweile reif für einen noch besseren Bausatz. Solange allerdings kein Hersteller bereit ist diesen Schritt zu tun, kann ich hier also nur die wenigen Schwächen dieses Produkts aufzuzeigen. Das Meiste an diesen aus drei hellgrauen Gussrahmen bestehenden Kit ist nahezu perfekt umgesetzt worden und braucht nach meiner Meinung nicht im Detail aufgeführt werden.
Zum Beispiel ist die Anzahl der Teile mit unter Hundert geradezu optimalen. Damit haben auch Beginner eine reelle Chance, in absehbarer Zeit und mit nicht allzu großem Aufwand „out of the box“ ein passables Modell zu bauen. Während die erfahrenenen Modelbauer, die ja meist mehrere angefangene "Projekte" auf ihrem Tisch liegen haben, ebenso froh sein dürften.
Selbstverständlich findet jeder Experte auch an diesem Bausatz noch genügend, wenn auch sehr feinen Gussgrat, welchen es vorher arbeitsintensiv von jedem Teil zu entfernen gilt. Sinkstellen oder Auswerfer-Markierungen hingegen, wurden glücklicherweise bereits von den Formenbauern auf ein Minimum begrenzt. Bliebe abschließend also nun noch die Einzelteile-Konzeption zu bewerten. Fujimi beschreitet in dieser Hinsicht den Königsweg, da die untere Tragfläche als ein Teil ausgebildet ist, wobei in ihr auch gleich schon die typischen Junkersflügel integriert worden sind. Somit entfällt die mühselige, sehr akkurat auszuführende Montage dieser, wie sie beispielsweise bei den Bausätzen von Frog und Matchbox notwendig ist.
Die separat zu montierende Triebwerksverkleidung, die das gesamte Rumpfvorderteil darstellt, wäre eigentlich nicht zwingend notwendig gewesen. Der restliche Aufbau ist dann aber vollkommen konventionell konzipiert worden. Der Bausatz besitzt ein äußerst authentisch gestaltetes Cockpitinnere und daneben auch alle weiteren Details wie Einstiegs-Tritte usw..
Trotzdem gelingt es Fujimi innerhalb der Bauanleitung den gesamten Zusammenbau in lediglich sieben Bauschritten darzustellen, womit auch dieser Punkt, meiner Meinung nach, gut gelungen wäre. Allerdings überwiegen in der Bauanleitung die in Japanisch abgedruckten Hinweise, die leider nicht alle ins Englische übertragen wurden. Somit gehen dem Modellbauer all die, bestimmt nicht unwichtigen, weiteren Informationen zum Zusammenbau verloren.
Trotz allen vorbildlich umgesetzten Details, wie z.B. den ausgehöhlten Mündungsöffnungen der Bordkanonen, muss man sich abschließend doch noch etwas ärgern. Warum ausgerechnet ein Klarsichtteil für den Landescheinwerfer vergessen wurde, bleibt wohl ein Geheimnis der Konstrukteure. Weiterhin muss man sich wundern, weshalb es auf den Decalbogen nur ein Minimum an Stencils gibt, die auch noch etwas versetzt gedruckt wurden! Auch die beim Original auf den Flügelwurzeln angebrachten Streifen aus Hartgummi bzw. später aus geriffeltem Alublech sind in ihrer Oberflächenbeschaffenheit nicht vollständig naturgetreu ausgefallen. Schließlich dürften die Räder hinsichtlich der Profiltiefe etwas übertrieben tief geraten sein, während das Spornrad nur recht einfach abgegossen wurde da es keine hervorgehobene Felge besitzt.
Nichtsdestotrotz bleibt, insgesamt betrachtet aber immer noch ein kleiner, aber entscheidender Unterschied zu Academy und Italeri erhalten. Auch wenn beispielsweise das Aussehen des Überschlagbügel (an dessen Rückseite es komischerweise keinerlei ausgebildete Funkgeräte- Nachbildungen o.ä . gibt) im Cockpit irgendwie zwischen dem Original-Bauteil der Ju 87 B und D zu liegen scheint, was aber bei allen Mitbewerbern ebenfalls der Fall ist. Ein letztes Plus sind die im Karton erhaltenen, zum Bau des "Kanonenvogel nicht benötigten Teile weiterer Versionen. Womit man also beispielsweise auch problemlos eine D-8 bauen kann, wenn man möchte. Sicherlich rechtfertigt das aber keineswegs den stolzen Preis der ca. beim Doppelten dessen liegt, was die zuvor erwähnten anderen Anbieter mit ihren letztendlich vergleichbar guten Modellen verlangen.
Trotz allem kann als Fazit für diesen Bausatz abschließend dennoch nur ein „außerordentlich empfehlenswert“ ausgesprochen werden.
N. (August 2011)