Vorbild: Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges trennte die beiden Gegner Italien und die k.u.k. Monarchie lediglich die etwa 200 km breite nördliche Adria, so dass dieses Gebiet fast zwangsläufig zum Schlachtfeld wurde. Die beiden Hauptflottenstützpunkte Venedig und Triest waren sogar nur wenig mehr als 100 km entfernt, was selbst für die Flugzeuge der damaligen Zeit eine kurze Distanz bedeutete. So wurden Luft- und Seeangriffe der Opponenten auf die gegenseitigen Basen bald ein gewohntes Ereignis und setzten sich bis zum Ende der Feindseligkeiten 1918 fort. Folgerichtig setzten beide Seiten bald auf Flugboote als Begleitschutz für die eigenen oder Abfangjäger gegen die feindlichen Bomber.
Die Macchi M.5 hat seine Wurzeln im österreich-ungarischen Lohner T Flugboot, genauer in L40, welches 1915 durch die Italiener erbeutet wurde. Das erfolgreiche Design wurde durch die italienische Firma Nieuport-Macchi aufgrund eines Auftrags über 10 Flugzeuge der Regia Marina kopiert. Das Unternehmen war bereits ein erfolgreicher Waggonbauer als Nieuport 15% der Anteile erwarb und der Verbund seit 1913 als Nieuport-Macchi S.A. firmierte. Zunächst wurden französische Nieuport Entwürfe für die Italienischen Streitkräfte produziert und mit den Lohner Kopien die ersten Flugboote … aber nicht die letzten.
Die ersten Entwürfe für ein einsitziges Jagdflugboot entstanden im September 1916 und gegen ende des Jahres hob der Prototyp zum Erstflug ab. Der Rumpf folgte dem Lohner Flugboot in Form und Struktur, war aber ca. 20% kleiner. Die Flügel entsprachen eher den Nieuport Anderthalbdeckern, mit einem viel kleineren unteren Flügel, sowohl in der Spannweite, als auch in Flügeltiefe und -fläche. Der Anfängliche Entwurf wurde vielfach verändert und optimiert und schließlich wurde im Februar 1917 eine erste Serie von 10 Flugzeugen in Auftrag gegeben. Die Flugerprobung begann im Mai und nach deren erfolgreichen Abschluss folgte eine weitere Serie von 50 Flugzeugen.
Zu diesem Zeitpunkt war das Flugzeug bereits für die Aufnahme von zwei Vickers Maschinengewehren anstelle eines FIAT MGs ausgelegt und im selben Monat wurden 200 Exemplare dieser Waffe beim britischen Hersteller geordert. Bereits im Juli gingen die Macchi M.5 in den Einsatz, zunächst nur in der Begleitschutzrolle. Positiv fielen Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit auf, aber die Bordwaffe von FIAT erwies sich als unzuverlässig und neigte zur Ladehemmung, was den Einsatz weniger effektiv machte.
Als mehr Exemplare des Flugzeugtyps verfügbar waren, wurden im Dezember 1917 spezielle Marinejagdstaffeln aufgestellt, die 260a und 261a Squadriglia, die zur Gruppo Idrovolante da Caccia zusammengefasst waren und in der Miraglia Seeflugstation in Venedig stationiert waren. Das erste gegnerische Flugzeug war bereits Mitte November durch zwei Piloten der 260. Staffel bezwungen worden und der erste Verlust einer M.5 trat zwei Tage später ein, als einer Macchi in Österreichischem Gebiet der Treibstoff ausging und das Flugboot unbeschädigt erbeutet wurde.
Im Mai 1918 erzielten die Macchi Jäger eine Reihe von Erfolgen über ihre Gegner, darunter auch eine Phönix D.I, eines der besten landgestützten Flugzeuge der Donaumonarchie. Außerdem wurde eine Reihe von Einsätzen gegen Ballone und Bodenziele währen der letzten großen österreichischen Offensive Mitte Juni geflogen.
Im Dezember 1917 entsandte die U.S. Navy einen Vertreter nach Italien, um die Möglichkeit des Einsatzes eigener Piloten von einer der Basen zu erörtern. Als Ergebnis dieser Gespräche wurde die Seebasis Porto Corsini, nahe des Hafens von Ravenna, die 263. Staffel und deren Ausrüstung im Juli 1918 an die U.S. Navy übergeben. Nach einigen Anlaufproblemen wurde die amerikanische Einheit voll einsatzfähig und erhielt im September neue Macchi M.5 zugewiesen. Zu diesem späten Zeitpunkt konnte sich die Einheit nur noch selten im Kampf bewähren, stellte aber regelmäßig Patrouillen und griff einige Male den Stützpunkt Pola an. Die Einheit hatte ca.18 Maschinen, von denen die Hälfte M.5 waren.
Insgesamt wurden etwa 348 Macchi M.5 gebaut, bevor die Produktion auf das schnellere und kampfstärkere M.7 Flugboot umgestellt wurde, von denen noch 13 während des Krieges geliefert (aber nur 3 einsatzfähig) wurden. Zwischenzeitlich wurden einige M.5 Mod. gebaut, die bereits eine Vielzahl der Merkmale des neuen Flugzeuges aufwies. Nach Kriegsende wurden die M.5 nach und nach durch das M.7 ersetzt, die Letzten etwa 1923/24.
Quelle: Pheon Decals 48010 Macchi M.5 Begleitheft
Bausatz: Dies ist der erste Bausatz in der Blue Max Reihe unter neuem Management. Grundsätzlich sollte er publikationsfähig sein, aber Colin Strachan musste noch eine Menge Arbeit und Zeit investieren, bis der Bausatz diesen Status erreichen konnte. Der Bausatz wird in einer sehr stabilen Pappschachtel ausgeliefert, und die Teile sind innen durch Luftposterfolie und und "Styroporwürmer" gegen Beschädigung gesichert – bei mir kam alles unbeschädigt an, trotz Versand als Maxibrief!
Gleich vorweg sei gesagt, dass dies ein wirklicher Short-run Bausatz ist. Die Spritzgussteile sind im low-pressure Verfahren abgespritzt, haben etwas Grat und sehen auch etwas seltsam (marmoriert) aus – was aber bei näherer Betrachtung lediglich eine unregelmäßige Einfärbung des Plastiks ist. Die Passgenauigkeit ist mäßig. Außerdem müssen Resin und Weißmetallteile von Angüssen getrennt, versäubert und angepasst werden. Auch um Eigeninitiative bei Verstrebungen und Details kommt man nicht herum. Die Bauanleitung ist eher übersichtlich, wie auch die Teileanzahl, weshalb dies kein Problem ist. Außerdem gibt es textliche Ergänzungen in Englisch und eine Reihe von Vorlagen und Perspektivischen Darstellungen für die selbst anzufertigenden Streben. Das Material dafür liegt bei.
Zu den positiven Seiten des Modells: es ist wesentlich maßstabsgetreuer und korrekter als der Kit von Fly. Die Resinteile stammen von A2Zee und die Decals hat Rowan Broadbent von Pheon Models erstellt (gedruckt bei Fantasy Printshop). Pheon liefert auch die auf selbstklebender Folie gedruckte Vorlage für eine Helling nebst Anleitung dafür, die den Bau wesentlich erleichtern sollte (insbesondere die Verstrebung).
Bemalungsvarianten: Die Abziehbilder liefern Markierungen für 3 Flugzeuge:
Die Optionen sind auf einem farbigen A4 Blatt dargestellt. Die Nasschiebebilder sind sehr gut von Fantasy Printshop gedruckt, die man als Cartograf der Kleinserie bezeichnen könnte. Wem die 3 Varianten nicht reichen, der wird vielleicht bei Pheon fündig, die mit dem Satz 48010 12 weitere Bemalungen anbieten, darunter auch 4 US Maschinen, bunte Vögel und "Asse".
Fazit: Diese Art Modellbausatz ist sicher nicht für den Gelegenheitsbauer geeignet. Allein schon die "epochenbedingte" Verstrebung und Verspannung bietet genügend Verstimmungspotential, dazu kommt noch der Multimediamix und der Short-run Charakter des Bausatzes. Wer sich aber die Mühe macht, dieses Modell fertigzustellen, wird mit einer sehr guten Replik des Originals belohnt. Der Preis von 25 GBP ist angemessen bzw. kann sogar als günstig bezeichnet werden (auch abhängig vom Wechselkurs, der im Moment ganz gut ist).
Steffen Arndt, Barsinghausen (März 2011)