Vorbild: Die Sea Hurricane war eine der vielen Abwandlungen, welche das eigentlich zur Mitte des zweiten Weltkrieges schon veraltete Jagdflugzeug noch über sich ergehen lassen musste. England hatte zwar mit der ebenfalls veralteten Fairey Swordfish einen zuverlässigen Torpedobomber auf ihren Trägern, aber kaum Jagdschutz. So wurden einfach Gloster Gladiator und Hawker Hurricane marinetauglich gemacht und als Notlösung auf den Trägern stationiert. Bei letztere versah man die Varianten Ic/IIc mit einem. Die Sea Hurricane Mk Ic war noch mit acht 7,7 MG versehen. Die Mk IIc verfügte dann über die markanten vier 20mm Hispano Kanonen. Die Sea Hurricane IIc hatte einen Merlin XX Motor, der ihr eine Spitzengeschwindigkeit von550 km/h gab. Erst Ende 1944 wurde sie durch amerikanischen Grumman Wildcat, die Briten nannten sie Martlet, ersetzt.
Bausatz: Die Sea Hurricane ist eine von mehreren Varianten des klassischen britischen Jagdflugzeuges welches Fly im Angebot hat. Es sei aber darauf hingewiesen, dass ein Modell der Hurricane, ganz gleich welcher Ausführung, in diesem Maßstab überfällig war. Neben einem nur sehr umständlich zu erhaltenen Bausatz der amerikanischen Marke "Pazific Coast", der auch nicht so einfach zu bauen war, wurde die letzte ihrer Art, 1975 von Revell produziert.
Öffnen wir nun den recht gut gestalteten Stülpkarton und schauen uns den Bausatz etwas näher an. So einige Kritiken sind wohl schon im Umlauf, denen ich mich nach Betrachtung der Teile aber nicht anschließen kann. Zum Modell aus einer neuen Form gehören Kunstharz/Resinteile, sowie eine größere und eine kleine Platine mit Messingätzteilen. An der kleinen Platine befinden sich Teile für die Grätings der Luft-und-Ölkühler. Die Kunststoffteile machen für den Short Run Bausatz, einen guten Eindruck. Besonders gefällt mir die Reproduktion des leinwandbespannten Hinterrumpfes. Auch die sonstigen, negativ geprägten Gravuren sind auf Höhe der Zeit. Hierbei fällt die Beplankung der Tragflächen positiv auf.
Das Material fühlt sich etwas rau an, aber nicht so, dass es unbedingt überarbeitet werden muss. Eher ist dadurch eine gute Haftung der Farben gegeben. Die Kleinteile haben weder Grat noch dicke Angussbolzen. Als Beispiel guter Detaillierung, ist besonders das Cockpit zu erwähnen. (Wie fast immer.) Es ist vollständig eingerichtet und wird mit vielen Ätz-und Resinteilen verfeinert. Auch ist rechts die Einstiegsklappe offen zu montieren.
Der Fahrwerkschacht besteht zu einem großen Teil aus Kunstharz. Das Innere ist entsprechend ausgearbeitet und komplett mit den inneren Strukturen und den Landescheinwerfern (ein extra Highlight) nebst ihren runden Schutzverkleidungen ausgestattet. Auch an die Identifizierungslichter unter dem Rumpf wurde gedacht.
Die ovalen Abgasrohre bestehen ebenfalls aus Resin und sind natürlich offen. Für diese späte Ausführung einer Hurricane liegen natürlich die vier hervorstechenden Hispano Kanonen bei und zwar in zweifacher Ausführung. Einmal in Plastik und auch aus Kunstharzmaterial.
So, nun bitten wir erst einmal um Nachsicht, das die doch beträchtliche Anzahl an Messingätzteilen in der Tüte blieben. Die Erfahrung mit dem Wessex Modell hat gezeigt, dass diese Teile sehr filigran und empfindlich sind. Also werden sie erst beim Zusammenbau ihre "Unterkunft" verlassen. Der Bau der Wessex hat auch gezeigt, dass die Decals ihre Macken haben, was den Trägerfilm anbelangt. Hier sollte man ein nicht benötigtes Bild ein paar Tests unterziehen. Ansonsten so nahe am Bild ausschneiden wie möglich. Alle Resin und Ätzteile sind von Artillery Models aus Tschechien hergestellt.
Bemalung: Die Bauanleitung ist sehr schön gestaltet. Ein kleines farbiges Heft, übersichtlich und unaufdringlich platzsparend. Fly sieht für die Sea Hurricane eine von vier späten Einsatzvarianten vor. Alle Maschinen waren nach der Invasion 1944 entweder auf der HMS Striker oder der HMS Niarana stationiert. Die Schiffsklasse wurde als Begleitflugzeugträger bezeichnet. Es waren ehemalige Frachtschiffe, die zum Schutz der Konvois vor deutschen U-Booten im Nordatlantik umgebaut wurden. Somit gibt es auch zwei Modelle in der weißen Nordatlantiktarnung. (Eine weiße Sea Hurricane, schön verwittert wegen des Wetters über dem Nordatlantik, das hat was.) Eines hat auf dem vorderen Rumpf noch seine ursprüngliche Standardtarnung in Dunkelgrün und Dark Sea Grey.
Fazit: Natürlich ist auch einiges an Nacharbeit zu erwarten. Das ist nun mal Kleinserienbausätzen so. Gegenüber manchen "Mainstreemkit" muss sich das Modell aber nicht verstecken. Ganz im Gegenteil.
Zu beziehen ist das Modell im gutsortierten Fachhandel.
Jürgen Bauer, Berlin (September 2016)