Zur Geschichte: Die Supermarine Spitfire, vielbesungen nicht nur von britischen Publikationen hat auf der Insel längst Heldenstatus als Retterin Britanniens vor den Nazis. Da die Mk. V aber Ende 1941 von der deutschen Fw 190 deklassiert wurde, benötigte die Evolution der Spitfire einen kräftigen Schub. Diesen erhielt sie, als man als Notbehelf in aller Eile den 1565 hp Rolls-Royce Merlin 61- Motor in Mk. V-Rümpfe einbaute. Dieses Provisorium wurde mit mehr als 7000 gebauten Exemplaren zur meistgebauten Version der Spitfire und flog auf sämtlichen Schauplätzen des zweiten Weltkrieges und noch viele Jahre danach.
Präludium: Wie weiland Steve Jobs seine Apple-Neuheiten kündigt Eduard diesmal sein neuestes Produkt mit viel PR-Rummel mit einem 40-Tage-Countdown, begleitet von täglichen Veröffentlichungen auf Facebook und Youtube an. Und die Vorbestellungen bei Hannants und anderen Großhändlern geben ihnen Recht! Das Marketingkonzept umfasst diesmal nicht nur die bekannten Boxings wie Profi-Pack, Overtrees, und wahrscheinlich auch Weekend-Edition, Dual Combo und Royal Class, sondern auch die gleichzeitige Edition von Brassin und Fotoätzsätzen, die über das gewohnte um einiges hinausgehen. Um den Einstieg in die Welt des Resins zu erleichtern, ist das Cockpit z.B. so gestaltet, dass sowohl die PVC- als auch die Gießharz-Variante ohne Passungsprobleme verwendet werden können.
Die Ätzteile für das Instrumentenbrett sind kaum zu übertreffen und für diejenigen Modellbauer, denen all das noch immer zu wenig Herausforderung bietet, wird diesmal eine Ätzteilplatine geboten mit Schablonen zum Entfernen von Wartungsklappen und neuen Abdeckungen in Form von Ätzteilen, so dass fast jede Öffnung offen dargestellt werden kann. Dass die ebenfalls gleichzeitig erschienenen Räder und Auspuffstutzen aus Eduards Brassin-Sortiment auch vom Feinsten sind, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Für Juni des Jahres sind außerdem ein Brassin Zusatztank, eine 500 lb-Bombe und ein 90-Gallonen Slippertank angekündigt. Folgen werden lt. Ankündigung von Eduard auch noch eine Motornachbildung und ein Waffenschacht für diesen Kit. Doch dazu mehr an anderer Stelle!
Nun aber zum Kit. Was enthält das Profi Pack? Im stabilen Karton finden sich eine farbige 18-seitige Bauanleitung, 192 dunkelblaugraue Kunststoffteile an vier Rahmen, je zu zweit in wiederverschließbaren Tüten verpackt, 14 Klarsichtteile, ein Rahmen bedruckte Fotoätzteile und Eduards bekannte Lackiermasken, letzteres alles in Clipsbeuteln. Die Qualität ist wie von den letzten Bausätzen her bekannt makellos, Sinkstellen und Grat fehlen gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden.
Die kleinsten auf den Beplankungsblechen sind kaum zu sehen und dürften nach der Lackierung noch weiter in den Hintergrund treten. Dann gibt es größere Exemplare z.B. an den Rumpf-Flügel-Übergängen und schließlich findet man etwas erhaben nachgebildete Schnellverschlüsse an der Motorhaube. Wem letztere zu prominent sind, kann sie durch Abschleifen mildern. Die Glasteile sind dünn und klar. Während die Windschutzscheibe ein separates Teil ist, liegen für den Rest der Verglasung entweder eine separate Schiebehaube und das Rumpfrückenteil bei, oder, zum Bau der Haube im geschlossenen Zustand gibt es ein kombiniertes Hauben- und Rumpfrückenteil.
Im einzelnen: ist der Rumpf wie bei diesem Hersteller üblich einteilig und entspricht bei Vergleichen mit Risszeichnungen sehr genau den Originalmaßen. Brett Green von Hyperscale hat außerdem einen Vergleich mit dem als korrekt geltenden Aeroclub-Rumpf angestellt und kommt zu dem selben Ergebnis. Modular wird es bei der Motorhaube, für die obere Abdeckung gibt es Extrateile in zwei Varianten und ebenso für die untere Cowling. Der frühe, kurze Lufteinlauf für die frühe Variante kann ohne Chirurgie nicht verwendet werden. Für die Cockpit-Seitentür ist ein Ausschnitt im Rumpf vorhanden, die Tür gibt es dementsprechend separat und es empfiehlt sich, diese auch offen darzustellen, denn auf den meisten Aufnahmen von Wartungs- oder Einstiegssituationen ist diese offen und außerdem kann man so noch mehr vom Cockpit preisgeben.
Alle Steuerflächen bis auf die Landeklappen sind separat nachgebildet. Beim Höhenruder gibt es ein gemeinsames Bauteil für beide Seiten mit einer durchgehenden Achse. Dies entspricht im Prinzip der Konstruktion des Originals und verhindert bei Hektikern wie mir, dass die Ruder auf jeder Seite anders stehen. Höhenleitwerk und -ruder gibt es außerdem mit schrägen wie mit geraden Ausgleichsflächen. Da die Tragflächenspitzen separat beiliegen, können sie auch durch die ebenfalls mitgelieferten kurzen Abschlüsse (1x auch in klar wegen den Positionslichtern!) ersetzt werden, Clipped-Wings sind also möglich. Für spätere Varianten gibt es das große spitze Seitenruder. Eine Mk. VIII kann trotzdem nicht gebaut werden, wenn man nicht den für diese Baureihe typischen Einziehsporn aus anderer Quelle (Hasegawa, Aeroclub) bezieht. Die Flügel zeigen die typische c-Wing mit einer schmalen Abdeckung über der inneren Kanone.
Das Cockpit wird durch ein vierseitiges geschlossenes Bauelement repräsentiert, um den alternativen Einbau des gleichartig aufgebauten Brassin-Sets zu vereinfachen. Hier findet sich eine große Detailfülle, die durch die Verwendung der beiliegenden bedruckten Ätzteile noch weiter erhöht wird. Die bedruckten Ätzteile bieten ein mehrschichtiges Instrumentenbrett, cremefarbene Gurte (Sutton-Typ?), unbedruckte Panzerplatten für den Piloten, die recht komplexe Fahrwerkskontrolle und dieverse weitere Kleinteile.
Auf eine Motornachbildung hat man bei Eduard diesmal verzichtet, aber die Nachbildung der Auspuffrohre in Fishtail-Form ist exquisit, und sie sind hohl. Für das Fahrwerk gibt es zwei verschiedene Abdeckungen (für Beine mit und ohne Stoßdämpferscheren), Vier- und Fünfspeichenräder und ein Ätzteil für Räder mit geschlossener Felge.
Der Decalbogen bietet wie bei Eduards Profi-Packs üblich fünf Versionen, diesmal plus Bonus, denn eine Maschine wird mit zwei Markierungen angeboten:
Die Maschinen sind bis auf die der No. 601 Squadron in Dark Green/Dark Sea Gray über Sky bemalt, teilweise mit Invasionsstreifen. Als Farbsystem wird Gunze Mr. Color und Mr. Hobby Color angegeben.
Fazit: Wenn der Bau hält, was der erste Eindruck verspricht, bietet Eduard hiermit die beste Spitfire Mk IX auf dem Markt. Alle vorher auf den Markt gebrachten Mk. IX-Modelle waren mit gravierenden Problemen in der Formgebung behaftet. Dies dürfte nun hoffentlich Geschichte sein. Diesmal hat man sich in Tschechien noch mehr als sonst ins Zeug gelegt und ein "Gesamtkunstwerk" geschaffen, mit verschiedenen Optionen und Detaillierungsgraden, die fast jeden Modellbauer zufrieden stellen dürften. Und, man hat den Aftermarket ins eigene Haus geholt! Um noch einmal den Vergleich zu Apple zu bemühen: Eduard entwickelt Kultstatus!
Wegen der zahlreichen kleinen Teile ist dieser Kit nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.
Utz Schißau (Berlin, Mai 2013)
Übersichts-Arbeiten zur Spitfire (Auswahl):