Spitfire Mk. IXc "early version"

eduard 84137 – Weekend Edition – 1/48

Zur Geschichte: Die Supermarine Spitfire, vielbesungen nicht nur von britischen Publikationen, hat auf der Insel längst Heldenstatus als Retterin Britanniens vor den Nazis. Da die Mk. V aber Ende 1941 von der deutschen Fw 190 deklassiert wurde, benötigte die Evolution der Spitfire einen kräftigen Schub. Diesen erhielt sie, als man als Notbehelf in aller Eile den 1565 hp Rolls-Royce-Merlin 61- Motor in Mk. V-Rümpfe einbaute. Dieses Provisorium wurde mit mehr als 7000 gebauten Exemplaren schließlich zur meistgebauten Version der Spitfire und flog auf sämtlichen Schauplätzen des zweiten Weltkrieges und noch viele Jahre danach.

Von der von Eduard als erstes veröffentlichten „Late Version“ der Spitfire Mk IXc unterschied sich die hier zu besprechende „Early Version“ neben dem kurzen Vergasereinlauf unter der Schnauze und den schrägen Höhenruder-Ausgleichsflächen vor allem in der Abdeckung der Flügelwaffen und hatte hier eine deutlich breitere tropfenförmige Beule über den Kanonen. Zum Verständnis: Der ursprüngliche Spitfire-c-Flügel sah zwei 20mm Hispano-Kanonen pro Flügel nebeneinander vor (daher auch die breite Beule auf dem Flügel) sowie zwei 0,303 Browning-MGs im Außenflügel. Da die zweite Kanone aber die Durchschlagskraft nicht wesentlich erhöhte, jedoch viel zusätzliches Gewicht bedeutete, wurde sie später meist ausgebaut. Daher war der zweite (äußere) Waffenschacht leer und vorn mit einer Kappe verschlossen. Spätere c-Flügel hatten dann eine aerodynamisch günstigere schmale Beule auf dem Flügel über der einzelnen Kanone.

Zum Kit: Dem Konzept der Weekend-Edition folgend finden sich im stabilen Karton nur eine mit Ausnahme der Bemalungsanleitung in Schwarzweiß gedruckte zwölfseitige Bauanleitung, 192 dunkelblaugraue Kunststoffteile an vier Rahmen, in wiederverschließbaren Tüten verpackt und 14 Klarsichtteile. Im Gegensatz zum Profi Pack fehlen diesmal die Flügel der Late Version, und nur die der Early Version mit den breiten Beulen über den Waffen sind beigelegt.

Die Qualität ist wie von den letzten Bausätzen her bekannt makellos, Sinkstellen und Grat fehlen gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden. Die kleinsten auf den Beplankungsblechen sind kaum zu sehen und dürften nach der Lackierung noch weiter in den Hintergrund treten. Dann gibt es größere Exemplare z.B. an den Rumpf-Flügel-Übergängen und schließlich findet man etwas erhaben nachgebildete Schnellverschlüsse an der Motorhaube. Wem letztere zu prominent sind, kann sie durch Abschleifen mildern.

Die Glasteile sind dünn und klar. Während die Windschutzscheibe ein separates Teil ist, liegen für den Rest der Verglasung entweder eine separate Schiebehaube und das Rumpfrückenteil bei, oder, zum Bau der Haube im geschlossenen Zustand gibt es ein kombiniertes Hauben- und Rumpfrückenteil.

Im einzelnen: ist der Rumpf wie bei diesem Hersteller üblich einteilig und entspricht bei Vergleichen mit Risszeichnungen sehr genau den Originalmaßen. Modular wird es allerdings bei der Motorhaube, für die obere Abdeckung gibt es Extrateile in zwei Varianten und ebenso für die untere Cowling. Der frühe, kurze Lufteinlauf für die frühe Variante passt in eine entsprechende Vertiefung auf der Flügelunterseite, der lange wandert in die Ersatzteilkiste. Für die Cockpit-Seitentür ist ein Ausschnitt im Rumpf vorhanden, die Tür gibt es dementsprechend separat und es empfiehlt sich, diese auch offen darzustellen, denn auf den meisten Aufnahmen von Wartungs- oder Einstiegssituationen ist diese offen und nicht zuletzt kann man so noch mehr vom Cockpit zeigen.

Alle Steuerflächen bis auf die Landeklappen sind separat nachgebildet. Beim Höhenruder gibt es ein gemeinsames Bauteil für beide Seiten mit einer durchgehenden Achse. Dies entspricht im Prinzip der Konstruktion des Originals und verhindert bei Hektikern wie mir, dass die Ruder auf jeder Seite anders stehen. Bei Höhenleitwerk und -ruder kommen für diese Version nur die Teile mit schrägen Ausgleichsflächen zur Anwendung. Da die Tragflächenspitzen separat beiliegen, können sie auch durch die ebenfalls mitgelieferten kurzen Abschlüsse (1x auch in klar wegen den Positionslichtern!) ersetzt werden, Clipped-Wings sind also möglich, obwohl die Teile als nicht zu verwenden markiert sind. Für spätere Varianten des Kits gibt es das große spitze Seitenruder, das ebenfalls keine Verwendung findet.

Die Flügel zeigen wie gesagt die typische frühe c-Wing mit der tropfenförmigen Beule über dem Kanonenschacht. Das Cockpit wird durch ein vierseitiges geschlossenes Bauelement repräsentiert. Hier findet sich eine große Detailfülle. Auf eine Motornachbildung hat man bei Eduard anders als bei der Bf 109E-Reihe verzichtet, aber die Nachbildung der Auspuffrohre in Fishtail-Form ist exquisit, und sie sind hohl. Für das Fahrwerk gibt es zwei verschiedene Abdeckungen (für Beine mit und ohne Stoßdämpferscheren), und Vier- und Fünfspeichen- Räder. Auch hier gilt es, das Vorbild genau zu studieren.

Der Decalbogen bietet wie bei Eduards Weekend-Editionen üblich nur eine, aber eine sehr interessante Version an: die Spitfire EN354 „Doris June II“ von 1st Lt. Leonard V. Helton, 52 FG, 4th FS der USAAF, La Sebala Airfield, Tunesien, Juli 1943. Sie kam mit der Operation Torch, der alliierten Invasion in Nordafrika in ihr Einsatzgebiet. Erfreulich ist, dass die Bemalungsanleitung diesmal nicht in Schwarzweiß sondern in Farbe gedruckt ist! Heltons Maschine war in typischer britischer Nordafrika-Tarnung in Dark Earth und Middle Stone über Azure Blue gestrichen mit rotem Spinner und hatte US-Sterne mit gelbem Rand an fünf Stellen und auf der Unterseite der Backbord-Tragfläche eine britische Kokarde! Wo die ursprünglichen britischen Abzeichen übermalt wurden, sind Flecken eines dunkleren Brauns zu sehen.

Als Farbsystem für die Bemalung wird von Eduard wie immer Gunze Mr. Color und Mr. Hobby Color angegeben. Die Decals sind aus Eduards eigener Produktion und machen einen guten Eindruck, sind glänzend mit wenig Rand und ohne Versatz gedruckt. Ich hoffe, das Weiß ist opak genug, um über dem dunklen Braun zu bestehen, aber das wird erst die Anwendung zeigen, vielleicht sollte man zunächst mit Weiß grundieren. Wartungshinweise fehlen leider, wie neuerdings bei Weekends leider üblich, aber diese werden ja von Eduard separat angeboten..

Fazit: Für den, der auf Eduards Ätzteile und die Lackiermasken verzichten kann, gibt es hier die Low-Budget-Version eines Spitzenbausatzes. Wegen der zahlreichen kleinen Teile ist dieser Kit eher Modellbauern mit etwas Erfahrung und ruhigen Fingern zu empfehlen.

Utz Schißau, Berlin (Mai 2014)

Übersichts-Arbeiten zur Spitfire (Auswahl, es gibt natürlich noch v i e l mehr!):