Bausatz: Mitte 2018 befasste sich Eduard schon einmal mit der Consolidatet Liberator B-24D. Das ist die Variante mit der großen Bugkanzel. Nun wird das Grundmuster B-24H angeboten. Was beide Maschinen gemeinsam haben, sind ihre Verwendungen bei dem britischen RAF Küstenkommando. So weichen diese Flugzeuge in vielen Details von ihren amerikanischen Ursprungstypen als strategische Langstreckenbomber ab. Die ursprüngliche Ansicht der Liberator hat sich aber nicht verändert, und so konnte Eduard auf den schon vor über zehn Jahren erschienen, hervorragenden Bausatz von Hasegawa zurückgreifen und diesen mit der Herstellung von werkseigenen Teilen zu einer RAF Marine umbauen.
Der Grundbausatz von Hasegawa hat zwei modellbaufreundliche Vorteile. Zu einen, das voll verglaste Bugsegment inklusive der Pilotenkanzel. Zum zweiten, die Tragflächen, welche über einem Holm einfach in zwei Taschen links und rechts des Rumpfes eingeführt werden. Sie flutschen genau in die Fächer ohne Spalten zu hinterlassen und so kann der geneigte Bastler sein "Flügeltier" einfach ohne die Tragflächen in einen schmalen Karton lagern und auf diversen Ausstellungen die Flügel wieder an den Rumpf stecken. Kleben nicht nötig. (Ich habe damals selbst die Liberator gebaut und weiß, dass es funktioniert.)
Ansonsten sind alle Teile in der gewohnten Hasegawa Qualität gefertigt. Das betrifft die Gravuren ebenso wie die Passgenauigkeit. Für die weitere Detaillierung des Cockpits, kommen nun schon die Beigaben von Eduard ins Spiel. Als da wären: farbige Messingätzteile für das große Armaturenbrett und Gurte für die Besatzung. Zum Teil auch für die Sitzmöglichkeiten in den Waffenständen. Ansonsten gibt es Teile um die Sitze nachzubessern und neue Steuerhörner. Auch die Mittelkonsole kann nun mit Trimmrädern, Schaltern und Gashebel versehen werden. Alle anderen Messingteile beziehen sich auf teilweise sehr komplizierte Antennenanlagen außenbords. Auch im Rumpfinneren kann nachmodelliert werden. Für die Maschinengewehre gibt es Visiere.
Um den Typen GR Mk.VI und GR Mk. VIII vollends gerecht zu werden, gibt es auf einem extra Spritzrahmen Teile für die Schiffsbekämpfung in Form einer großen ausfahrbaren Radarkuppel im hinteren Unterrumpf und einem riesigen Suchscheinwerfer der unter der rechten Tragfläche montiert wurde. Außerdem gibt es neue, dem Vorbild entsprechende Luftschrauben.
Für die variantenspezifischen Boulten Paul Waffenstände, die auf dem neuen Spritzling für die Klarsichtteile enthalten sind, gibt es auch die passenden Maschinengewehre. Einige der Teile kommen für unser Muster nicht zur Verwendung.
Eine der wichtigen Beigaben sind die Abklebemasken für die Kabinen- und Waffenstände. Die ersparen viel Zeit und stellen die Geduld des Bastlers nicht zu sehr auf die Probe. Denn erfahrungsgemäß sind diese "Helferlein" recht gut zu handhaben. In diesem Falle gibt es auch noch Abdeckungen für den, der sich die Maschine mit dem großen gelben Dämonenkopf zutraut. Diese Liberator flog 1945 im Dienste der kanadischen Luftwaffe. Stationiert war sie damals auf dem kanadischen Stützpunkt Yarmoth. Allerdings sollte für dieses Muster der obere Rumpf überarbeitet werden. Er trug keinen Waffenturm und eine Abdeckung fehlt im Bausatz leider.
Zu dem Bausatz gehört auch ein Buch mit vielen Originalfotos der Maschinen, welche in dem Bausatz behandelt werden. Auch viele Farbprofile gibt es in dem Buch. Der Text ist allerdings nur in der tschechischen Sprache gedruckt. Es gibt aber den Hinweis, dass eine englische Übersetzung im Internet vorhanden ist.
Bauanleitung: Die Darstellung der einzelnen Baugruppen in der Bauanleitung ist leicht verwirrend und bedarf besonderer Aufmerksamkeit, wenn man sich für eine der möglichen Varianten entschieden hat. Der vorliegende Bausatz hat Maschinen zum Vorbild, die nach Ende des zweiten Weltkriegs im Einsatz waren. Und eine von zehn Varianten und Nationalitäten kann man sich aussuchen. Alles dazu ist auf dem großen Abziehbilderbogen zu finden, der jedenfalls keine Wünsche offen lässt.
Bemalung: Die vier tschechischen Liberators sind tatsächlich ohne Bewaffnung in den Ständen geflogen. Alle vier waren 1945 in Prag stationiert und gehörten der 311. Squadron an. Der Anstrich aller vier Maschinen war einheitlich unten, seitlich an Rumpf und das Seitenleitwerk weiß und von oben extra dark sea gray. Diese Lackierung, trifft bis auf kleinere Abweichungen auf alle Maschinen des britischen Küstenkommandos zu.
Folgende britische Flieger stehen zur Auswahl: Eine Liberator der 311. Sqd aus Tain, England 1945, zwei GR Mk.VI der 311. Squd auch aus Tain, Frühjahr 1945 und eine Liberator GR Mk.VIII der 111. Sqr, stationiert 1945 auf den Bahamas.
Dann noch zwei interessante Typen, der niederländischen Ost-Indischen Marine. Eine GR Mk.VI der 321 Sqr, auf Morokrembangan,1945 und eine Liberator GR Mk.VI der 321. Schwadron der niederländischen Marine, 1945 auf den Kokos Inseln stationiert. Diese hatte eine auffällige "Shark Mouth" Bemalung am Bug unter dem Waffenturm.
Fazit: Zum Abschluss noch eine Bemerkung. Liberator bedeutet ja Befreier. Dieser von eduard befreit den geneigten Interessenten etwas mehr von seinem Modellbaubudget als andere Bausätze. Aber die Investition ist es wert. Dafür bekommt man ein außergewöhnliches Modell, welches es in dieser perfekten Ausführung eines Nischenmusters der B-24 noch nicht gab. Betrachtet man den Inhalt des riesigen Stülpkartons, mit Anleitung, dem Buch und den vielen Extras, zu denen noch ein Poster für die Wand des Arbeitsraumes gehört. Eigentlich bleibt nur der Hinweis: Kaufen so lange der Bausatz erhältlich ist. Auf Grund der Komplexität ist er für Einsteiger nicht geeignet. Viel Spaß also, mit dem Himmelsreiter.
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder für Händler bei Glow2B www.glow2b.de.
Jürgen Bauer, Berlin (Januar 2019)