Vorbild: Die Bell P-39 Airacobra war bei ihrem Erstflug im April 1938 mit ihrem in der Flugzeugmitte untergebrachten Motor und dem Dreipunktfahrwerk mit Bugrad ein revolutionärer Entwurf der Firma Bell, der zudem bei den ersten Versionen mit einer durch die Propellernabe feuernden 37 mm-Kanone über eine furchterregende Feuerkraft verfügte. Der Flugzeugtyp und insbesondere sein Ruf als Jagdflugzeug auf Seite der Westalliierten litt jedoch von Beginn an daran, dass man auf die ursprünglich vorgesehene Turboaufladung des Triebwerks verzichtet hatte, was zwangsläufig zu Leistungseinbußen bei Einsatzhöhen über 4000 Metern führte. Die P-39 "rutschte" daher bei den US-Streitkräften und der britischen RAF vermehrt in Einsatzrollen, bei denen dieser Nachteil nicht zum tragen kam, zum Beispiel bei der Bekämpfung von Bodenzielen.
So mag es auch nicht verwundern, dass der Großteil der produzierten P-39 - nämlich über 5000 von 9594 überhaupt gebauten Exemplaren - im Rahmen von Lend-and-Lease zur Unterstützung an die Sowjetunion geliefert wurden, die nach dem deutschen Überfall im Sommer 1941 mit dem Rücken zur Wand stand. Da die Luftkämpfe an der Ostfront zumeist in niedrigen Höhen stattfanden, war der fehlende Turbolader hier schlichtweg kein Nachteil und der von Bell produzierte Jäger konnte aufgrund seiner robusten Konstruktion und der beachtlichen Feuerkraft punkten. Somit erfreute sich die P-39 hier gerade in ihrer ursprünglich geplanten Rolle als Jagdflugzeug großer Beliebtheit. Vier von acht Piloten mit mehr als 50 Abschüssen flogen die Aircobra.
Bausatz: Insofern ist es nur folgerichtig von EDUARD, den bekannten Bausatz der P-39 aus dem Jahr 2001 im Rahmen des Dual-Combo-Formats mit sowjetischen Markierungen auf den Markt zu bringen. Die Schachtel enthält zwei komplette Modelle, die jeweils als Maschinen der Versionen K, N und Q gebaut werden können und wartet mit insgesamt zehn verschiedenen Bemalungsvarianten auf.
Nach dem Auspacken des schönen Kartons hält der Modellbauer sechs Spritzlinge aus grauem Kunststoff, zwei schlierenfreie Spritzlinge mit Klarsichtteilen, drei Ätzplatinen sowie Lackierschablonen für Kanzel und Reifen in der Hand. Die Qualität der Plastikteile und diejenige der Gravuren ist dabei typisch für einen EDUARD-Bausatz aus den frühen 2000er Jahren - sie kann sich immer noch sehen lassen.
Eine fertige P-39 setzt sich aus ca. 100 Kunststoffteilen zusammen; dazu gesellen sich dann noch diverse Ätzteile. Diese sind nicht nur für die Detaillierung des Cockpits und der Türen (!) gedacht, sondern auch für den Rumpf, die Fahrwerksschächte und diverse Lufteinlässe. Nicht enthalten sind Gewichte, die bei einem Flugzeug mit Bugrad zwingend in die Nase gehören, damit man keinen "Tailsitter" produziert. Hier eignen sich erfahrungsgemäß kleine Bleikugeln oder auch übrig gebliebene Muttern, die man z.B. mit etwas Weißleim oder Spachtelmasse fixiert.
Bauanleitung/Bemalung: Der DIN-A4-große Abziehbilderbogen enthält neben Wartungshinweisen für zwei Modelle insgesamt zehn verschiedene Markierungsvarianten. Dabei ist EDUARD wieder einmal eine gelungene Auswahl an optisch abwechslungsreichen, ansprechenden und prominenten Vorbildern gelungen, von denen die Hälfte Maschinen sowjetischer Asse darstellen.
Fazit: Ein weiterer schöner Bausatz aus dem Hause EDUARD - leider verbunden mit der mitgelieferten Qual der Wahl, aus zehn optisch attraktiven Vorbildern sich letztlich auf zwei beschränken zu müssen. Für Fans sowjetischer Maschinen oder all diejenigen von uns, die einmal etwas anderes als RLM-Farbtöne durch die Airbrush jagen wollen, eine klare Kaufempfehlung!
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder für Händler bei Glow2B www.glow2b.de.
Matthias Böcking, (Mai 2019)