Vorbild: Die P-39 Airacobra war nicht gerade der größte Wurf der Firma Bell, obwohl sie mit einigen sehr modernen Features glänzen konnte: Der Mittelmotor hinter dem Cockpit lag nahe dem Schwerpunkt und ließ viel Platz für die Waffen in der Nase. Die lange Welle, die den Propeller antrieb ging zwischen den Beinen des Piloten hindurch. Das Bugrad-Fahrwerk war ebenfalls richtungsweisend und bot am Boden gute Sichtmöglichkeiten aus dem Cockpit. Der Erstflug fand 1939 statt. Insgesamt wirkte die Airacobra wie ein ausgewogener Entwurf, obwohl nicht immer gut fliegt, was gut aussieht! Die Achillesferse des Typs war die zu schwache Leistung des Allison-Motors, dem ein Turbolader fehlte, insbesondere in Höhen über 3000 m. Dafür war die Airacobra aufgrund ihrer stabilen Zelle im Sturzflug den damaligen japanischen Kontrahenten überlegen. Auch als Erdkampfflugzeug konnte sie sich im Pazifik bewähren. Während die P-39 bei den amerikanischen Luftstreitkräften unbeliebt war und als "Iron Dog" bezeichnet wurde, fand sie in der UdSSR, die von der Airacobra i.R. des Lend-Lease-Abkommens rund 5000 Stück vor allem der Varianten D-1 und D-2 erhielten viel Zustimmung. So sehr, dass die "Cobra" oder "Bell" Gardeeinheiten zugewiesen wurde. Der dreifache Held der Su, Alexander Pokrischkin, erzielte mit ihr 48 seiner 59 Luftsiege. Allerdings gelang es den deutschen Gegnern relativ leicht, der Airacobra wegzusteigen.
Die hier angebotenen Versionen P-39K und -N wurden ebenso wie die meistgebaute Version P-39Q von einem 12-Zylinder Motor Allison V-1710-85 mit 1200 PS angetrieben. Sie besaßen eine Höchstgeschwindigkeit von 621 km/h in 2895 m Höhe und eine Reichweite von 1080 km bei einer Gipfelhöhe von 10690 m. Standardbewaffnung der P-39 war ursprünglich eine 37 mm-Kanone in der Nase zur Bekämpfung von Bombern auf große Distanz, die bei der USAAF jedoch häufig Ladehemmung zeigte, aber bei den Sowjets meist einwandfrei funktionierte. Diese wurde später meist durch Kanonen des Kalibers 20 mm ersetzt. Im Flügel waren ursprünglich 2 x 2 7,92 mm MG eingebaut, später stattdessen je Flügel ein MG 12,7 mm in Gondeln. Eine Bombenlast von 226 kg konnte außerdem mitgeführt werden. Insgesamt wurden fast 10.000 P-39 produziert.
Bausatz: Eduard hat wieder seine hervorragenden Airacobra-Formen hervorgeholt und diesmal eine Weekend-Edition mit Schwerpunkt P-39K/N rausgebracht. In dem auffällig kleinen, aber stabilen Stülpkarton finden sich 139 Kunststoffteile an drei dunkelblaugrauen Rahmen, in wiederverschließbaren Tüten verpackt und sechs Klarsichtteile, ebenfalls separat verpackt
Die Qualität ist wie von vielen anderen Bausätzen her bekannt sehr gut, Sinkstellen und Grat fehlen gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben. Die Oberfläche zeigt feine versenkte Gravuren. Nieten fehlen, nur an den Motorhauben und an einigen Wartungsklappen finden sich Schnellverschlüsse. Die Verglasung besteht aus einer einteiligen dünn und schlierenfrei gegossenen Haube und den "Autotüren", die ebenfalls aus Klarsichtmaterial bestehen, um das Einkleben der Seitenscheiben zu vermeiden.
Rumpf und Flügel sind konventionell aufgebaut. Für die Auspuffrohre finden sich sowohl die sechsfache Ausführung als runde und Fishtail-Rohre und die runde 12-fache Ausführung für die P-400 Variante, obwohl die beiden letzteren nicht vorgesehen sind. Schaden tut es sicher nicht, die Restekiste bekommt Futter. Ebenfalls zur Auswahl stehen bei Eduard neben den "normalen" auch noch abgeflachte Reifen für Haupt- und Bugradfahrwerk, sowie drei verschiedene Propellerblatt-Typen und zwei Propeller-Naben. Damit ist es möglich einen Curtiss-Electric-Dreiblatt-Propeller für die P-39L, einen Aeroproducts-Dreiblattpropeller mit größerem Durchmesser für späte P-39N und sogar einen für eine P-39Q-21 mit Vierblattpropeller zu bauen, die erste und letztere Variante sind aber wiederum nicht vorgesehen.
Die Fahrwerksschächte sind schön tief und mit separaten Abdeckungen versehen, aber die Seitenwände sind spritztechnisch bedingt glatt wie ein Brunnenschacht. Für den, der damit nicht leben möchte, gibt es von Aires für die Hasegawa P-39 ein Resinset, das vielleicht auch beim Eduard-Kit passt und u.a. die durchbrochenen Fahrwerksschachtwände des Originals nachbildet. Der Einbau dürfte aber nicht ganz einfach sein.
Bemalung: Der von Eduard selbst gedruckte Decalbogen bietet zwei verschiedene Optionen, die in Vierseitenrissen neuerdings in Farbe vorgestellt werden.
Die Farbangaben beziehen sich wie immer auf die Sortimente von Gunze. Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen.
Fazit: Wer eine hervorragend ausgestattete Airacobra für einen günstigen Preis sucht liegt hier richtig. Wegen der zahlreichen kleinen Teile, ist er aber nur Modellbauern mit etwas Erfahrung zu empfehlen.
Utz Schißau, Berlin (Dezember 2017)
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei Eduard oder bei den bekannten Online-Anbietern