Vorbild: Der Jagdverband 44 ist trotz seines nur kurzen Bestehens eine der bekanntesten Luftwaffeneinheiten. Anfang 1945 aufgestellt sollte er, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, die katastrophale Situation Deutschlands im Luftkrieg wenden. Ende 1944 führte die Unzufriedenheit Hermann Görings mit den Leistungen der Luftwaffe und Meinungsverschiedenheiten mit Adolf Galland, dem General der Jagdflieger, u dessen Ablösung. Dieser sollte in eine bestehende Einheit versetzt werden, jedoch nutze Galland seine guten Kontakte und erwirkte die Möglichkeit der Aufstellung eines Jagdverbandes mit Me 262.
Galland begann mit dieser im February 1945 und wählte Brandenburg-Briest (50km westlich Berlins) als sein Hauptquartier. Nach und nach gelang es ihm eine stattliche Anzahl sehr erfolgreicher deutscher Piloten in diesem Verband zu sammeln, darunter 17 Träger des Ritterkreuzes. Unter diesen befanden sich namhafte Persönlichkeiten wie Heinz Bär, Gerhard Barkhorn, Johannes Steinhoff, Walter Krupinski, Günther Lützow. Nicht wenige seiner Piloten befanden sich in einer ähnlichen Situation wie der General selbst und waren aus verschiedensten Gründen in Ungnade gefallen. Andere nutzten einfach die Gelegenheit die modernste Technologie ihrer Zeit im Einsatz zu fliegen. Insgesamt hatten die unterstellten Soldaten des fliegenden und nicht-fliegenden Personals einen vielseitigen Hintergrund und unterschiedlichsten Ausbildungsstand hinsichtlich Strahlflugzeugen. Darüber hinaus gab es auch noch keine standardisierten Verfahren für den Einsatz dieser Waffe.
Nach Beendigung der Ausbildung Anfang April, verlegte die Einheit in den Süden nach München Riem. Von hier aus wurden die Einsätze gegen die Tageinflüge der gegnerischen Luftstreitkräfte geflogen. Gegen die schweren Bomber der 8. US Air Force wurden die R4M Raketen mit einigem Erfolg eingesetzt aber auch die Bordkanonen sorgten für beträchtlichen Schaden bei Gegnern aller Art. Auch vor dem Kampf gegen Jäger brauchte sich die Me 262 aufgrund ihrer überlegenen Geschwindigkeit nicht verstecken.
Einer der Nachteile war die Verwundbarkeit bei Starts und Landungen, da die Triebwerke auf schnelle Lastwechsel sehr schlecht reagierten und optimierte Start- und Landeprozeduren noch nicht vollständig entwickelt waren. Den Alliierten war die von Riem ausgehende Gefahr durchaus bewusst und schnell hatten sie auch die Schwäche des neuen Jägers erkannt und lauerten am Platz auf leichte Beute. Wie schon bei den Strahlflugzeug-Plätzen in Norddeutschland (siehe Urbanke: Grünherzjäger) wurde die Fw190D als Deckungsflugzeug auserkoren. Dieser Platzschutzschwarm wurde Mitte April aufgestellt und stand unter der Führung von Lt. Heinz Sachsenberg. Ihm standen 5 Fw 190D zur Verfügung. Ebenfalls zum Schwarm gehörten Hptm. Waldemar Wübke, Lt. Karl-Heinz Hofmann und Oblt. Klaus Faber. Ein weiterer Pilot war Fw. Bodo Dirschauer, aber seine genaue Position bzw. Rolle in dieser Einheit ist unklar.
Der Schwarm stieg vor den Me 262 auf und sollte möglichst all feindlichen Jäger vertreiben, abschießen oder zumindest in Luftkämpfe verwickeln, so dass die Strahljäger ungestört starten konnten. Wenn die Me 262 sich formiert hatten und den näheren Luftraum verlassen hatten, landete der Platzschutzschwarm. Der Schutz der Me 262 bei der Landung war nicht befohlen.
Ende April standen Amerikanische Truppen vor München, so das eine Verlegung nach Salzburg in Angriff genommen wurde. Die Me 262 verlegten am 28. April 1945 nach Maxglan und die Fw 190 nach Ainring. Zu dieser Zeit stand der JV 44 unter dem Kommando von Heinz Bär. Kurz vor Ende des Krieges, am 3. Mai, wurde die Einheit in IV./JG 7 umbenannt und sollte nach Prag verlegen. Trotz eindeutiger Befehle verblieb Kommandeur Bär mit der Einheit in Maxglan, wo sie am 7.Mai kapitulierte. Während der kurzen Zeit seiner Existenz verzeichnete der Jagdverband 44 etwa 60 Luftsiege.
Der Fw 190 Schwarm wird in der – vornehmlich englischsprachigen – Literatur mit verschiedensten Bezeichnungen versehen: Platzschutzschwarm, Sachsenbergschwarm, Würgerstaffel oder Papageienstaffel. Historisch ist wohl die erste am ehesten zutreffend. Besonders auffällig war die Bemalung der Unterseite der Flugzeuge dieses Schwarms. Diese war rot mit weißen Streifen und sollte die Flak davon abhalten die eigenen Flugzeuge abzuschießen. Diese pragmatische Lösung machte diese Flugzeuge zu den wohl buntesten Fw 190 im Luftwaffeneinsatz und sicherte ihnen eine bis heute ungebrochene Popularität. Mehr Informationen zum JV 44, der Fw 190D-11, und über Heinz Sachsenberg gibt es in den Eduard Newslettern vom Juni und November 2010 unter www.eduard.com. Wer noch tiefer einsteigen möchte, sollte versuchen das nur noch antiquarisch erhältliche Buch über den JV 44 von Classic Publications zu ergattern.
(Quelle: Bauanleitung)
Bausatz: Wie bereits auf der Spielwarenmesse 2010 angekündigt, lieferte Eduard kurz vor Jahresende diesen Bausatz aus. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um eine Collectors Edition, wie man an vielen kleinen Dingen feststellen kann. Aus der Box können eine Fw 190D-9 und eine Fw 190D-11 in 1/48 und eine Me 262 in 1/144 gebaut werden. Letztere ist z.B. eines der Gimmicks dieser Collectors Edition, auf den ich nicht näher eingehen will. Jedenfalls ist die Box so gut gefüllt, dass ich nach dem Fotografieren Schwierigkeiten hatte, alles wieder zu verstauen. (Platz für Alternativteile zum Bau zweier Fw 190 D-9 ist jedenfalls nicht)
Zu den Bausätzen der Fw 190 habe ich bereits in den Besprechungen der Profipacks einiges geschrieben, so dass ich mir das hier sparen möchte (
Fw 190D-9 Fw 190 D-11/D-13 Dual Combo). Die Form ist gut in Schuss und die Teile sind sauber abgespritzt. Es liegen Masken und Ätzteile für beide Bausätze bei. Der Bausatz der D-11 enthält bereits Markierungen für die „rote 4“, so dass es kein Vorteil ist, wenn man diesen einzelnen Bausatz bereits besitzt (es sei denn man möchte die kaum belegte „rote 2“ auch bauen).
Die Me 262 is der bekannte Eduardbausatz und völlig außerhalb meines Interessengebietes, so dass ich zu diesem keine Informationen geben kann. Die Abspritzung ist wie bei den Fw 190 Gießrahmen.
Wichtig ist natürlich der Decalbogen mit den Markierungen. Diese sind wieder beim Spezialisten Cartograf erstellt worden und entsprechend makellos. Allerdings liegen die weißen Streifen für die Flugzeugunterseiten nicht bei. Eduard reagierte auf entsprechende Kritik so:
Da ist natürlich 'was Wahres dran, für mich bestätigt sich eher der „Sammler-Charakter“. Andererseits sind diese Streifen bei den Flugzeugen auch nicht einheitlich bzw. gleich. Ob Eduard mit den Angaben in der Bauanleitung so richtig liegt, muss ich mangels Material leider offen lassen. (Bauanleitung bei Eduard)
Fazit: Diese Limited Edition ist eine gut gemachte Ausgabe der Fw 190 Bausätze von Eduard. Für Bausatzsammler ist diese Edition sicher ein Muss. Für den Normalmodellbauer, der einen vollständigen JV44 Platzschutzschwarm darstellen möchte, sicher auch eine gute Investition. Ansonsten muss jeder mit sich selbst ausmachen, ob er eine solche Sammel-Box braucht oder nicht.
Steffen Arndt, Ettlingen (Dezember 2010)