Vorbild: Niemand konnte ahnen, welche Jagdflugzeug-Legende hier heranreifen sollte, als sich im Oktober 1940 der erste Prototyp in die Lüfte erhob. Und am Anfang sah es auch gar nicht danach aus. Eine britische Beschaffungs-Kommission gab den entscheidenden Impuls, als man ihr auf der Suche nach Nachschub für die Royal Air Force ein Jagdflugzeug anbot, welches zu diesem Zeitpunkt lediglich auf dem Reißbrett existierte. Die Kommission nahm den Vorschlag an und in weniger als einem Jahr war das erste Exemplar flugtauglich. 670 mit Allison-Triebwerk befeuerte Mustang I bzw. II genannten Exemplare wurden an die Briten ausgeliefert. Die US-Behörden erkannten anfangs nicht das Potenzial und interessierten sich wenig für diese "Auftragsarbeit". Erst der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten sollte daran etwas ändern. Jetzt wurden die Maschinen unter der Bezeichnung P-51A auch an die USAAF ausgeliefert. Der große Durchbruch kam aber erst mit der Umrüstung auf das leistungsstärkere Merlin-Triebwerk von Rolls-Royce, welches die US-Firma Packard in großen Stückzahlen in Lizenz fertigte. Von nun an entwickelte sich das Muster vor allem auf dem europäischen Kriegsschauplatz immer mehr zum Standard-Langstreckenjäger.
Die P-51D war die erste Version mit Vollsichtkanzel. Sie war auch die Version, die in den höchsten Stückzahlen produziert wurde und bis weit nach Kriegsende bei zahlreichen Luftwaffen der zweiten und dritten Welt Ihren Dienst versah. Als bewaffneter Fotoaufklärer erhielt sie die Bezeichnung F-6A/B/C/D/K (immer abgeleitet aus den Mustern P-51A/B/C/D/K), von denen insgesamt 482 Exemplare gebaut wurden.
Bausatz: Oscar Wilde hat einmal gesagt, er habe einen ganz einfachen Geschmack: Er nehme immer nur das Beste! Beim Öffnen des Kartons stellt sich jedenfalls für den erfahrenen Modellbauer genau dieses Gefühl ein.
Dieser Bausatz ist momentan absolute Referenzklasse in diesem Maßstab und das trotz zahlreicher Konkurrenz. Nachdem schon einige Varianten der P-51D auf dem Markt erschienen sind, legen die Tschechen jetzt mit der F-6 die Aufklärervariante nach. Wieder begeistern uns die grau-blauen Plastikteilen voll feinster Gravuren und zahlreicher Details. Besonders die "gehauchten" Nietenreihen begeistern dabei immer wieder. Kein anderer Anbieter ist hier so detailverliebt.
Die Fahrwerksschächte und vor allem das Cockpit sind äußerst umfangreich und detailgetreu wiedergegeben. Ein sehr gelungener Satz Fotoätzteile für den Arbeitsplatz des Piloten steigert die Originaltreue zusätzlich. Eduard liefert auch hier wieder seine zahlreichen Außenlasten wie Bomben und Raketen für die Restekiste, obwohl man für den Aufklärer eigentlich nur die Zusatztanks braucht. Die P-51/F-6 hat je nach Produktion verschiedene Vergaser-Wartungsklappen unterhalb der Auspufftöpfe. Bei Eduard sind alle Versionen dabei! Und dass Ruder und Klappen separat und somit angewinkelt verbaut werden können, ist hier mittlerweile schon selbstverständlich.
Wer früher eine F-6-bauen wollte, musste aufwendig den Rumpf eines P-51 Bausatzes zersägen, um einen Umbausatz aus Resin für die Kamera unterbringen zu können. Das gehört nun glücklicherweise der Vergangenheit an, denn Eduard spendiert komplett neue Rumpfhälften mit Kamera aus einem Guss.
Auch die drei leicht unterschiedlich geformten Vollsichtkanzeln sind - genau wie die diversen Luftschrauben - wieder mit dabei. Die Klarsichtteile sind allesamt makellos und werden mit passenden Maskierfolien geliefert. Und hier findet man auch den einzigen Kritikpunkt: Die Kanzeln sind inklusive Rahmen aus einem Stück gegossen. Das zwingt den Modellbauer beim Lackieren zu aufwendigen Abklebe-Orgien für die Innen- und Außenseite. Ein separater Kanzelrahmen wie z. B. beim Tamiya-Bausatz wäre hier die bessere Wahl. Jedenfalls unter der Voraussetzung, dass man mit Klebstoff umgehen kann!
Anleitung/Bemalung: Die Bauanleitung ist klar gegliedert und verweist bei der Bemalung auf verschiedene Produkte der Firma GSI Creos (Gunze). Eduard will mit seinem Profipack den etwas anspruchsvolleren Modellbauer zufriedenstellen, der evtl. auch schon etwas über die Einsatzgeschichte dieser Maschinen gelesen hat. Dementsprechend werden auch hier wieder ganze sechs farbenfrohe Versionen vorgeschlagen. Eduard hat hier wieder eine gelungene Auswahl getroffen und macht einem die Entscheidung wirklich schwer! Immer wieder ein Highlight bei den Profipacks sind die vier Farbprofile pro Version mit den ausführlichen Erklärungen zur Einsatzgeschichte der jeweiligen Maschinen und Ihrer Piloten. Hilfreich ist auch die Darstellung, welche Bereiche bei den Maschinen Silber lackiert wurden und welche man in Naturmetall beließ. So gelingt eine realistische Lackierung mit den charakteristischen leichten Nuancen bei den silbernen Farbtönen.
Die sauber von Eduard in Eigenregie gedruckten Abziehbilder liefern Material für folgende Maschinen:
Fazit: Ob Kunststoffqualität, Detailtreue oder Anzahl der Bauoptionen: Eduard bietet in allen Bereichen immer etwas mehr als andere Hersteller und steht deshalb verdient an der Spitze. Von Profis für Profis!
Erhältlich bei gut sortierten Modellbauhändlern, direkt bei eduard oder für Händler bei Glow2B.
Marco Doehring, Stuttgart (Februar 2021)