Zur Geschichte: Die G-Variante der „109“ unterschied sich von ihren Vorgängern im Wesentlichen in der Motorisierung mit der stärkeren DB 605-Reihe und schwerer Bewaffnung. Die G-Reihe wurde schließlich zur meistgebauten Messerschmitt Bf 109-Variante. Die Bf 109G-2 wurde mit und ohne Druckkabine ausgeliefert, die G-4 stets ohne. Erkennbar war dieser Unterschied vor allem an der nur bei Maschinen ohne Druckkabine vorhandenen Lufthutze unter der Windschutzscheibe. Die G-6 unterschied sich von den Vorgängern rein optisch vor allem durch die Beulen auf der Motorhaube für die 13mm-MG 131. Die G-14 stellte den Versuch dar, die Messerschmitt-Jägerproduktion zu vereinheitlichen. Die meisten Maschinen erhielten die neue Erla-Haube und ein vergrößertes Holz-Leitwerk.
Zum Kit: Im riesigen schwarzen Royal-Class-Karton finden sich eine farbige 32-seitige Bauanleitung, und - in wiederverschließbaren Tüten verpackt - 364 dunkelblaugraue Kunststoffteile an 16 Rahmen und 18 Klarsichtteile an zwei Rahmen. Weiter finden sich darin ein Rahmen bedruckte und ein Rahmen unbedruckte Fotoätzteile, ein kleiner Acetat-Film, Textil-Struktur-Gurte von HGW und Eduards Lackiermasken, letzteres alles in Clipsbeuteln. In einem kleinen Extrakarton finden sich 32 Brassin-Resinteile. Die Qualität der Teile ist wie vom Profi-Pack her bekannt makellos, Grat fehlt gänzlich, Auswerfermarkierungen sind an Stellen gelegt worden, wo sie nach dem Bau unsichtbar bleiben, allerdings sind an den Propellerblattwurzeln deutliche Sinkstellen, die gespachtelt werden müssen. Die Oberfläche zeigt feinste versenkte Gravuren in verschiedenen Stärken und auch die Nieten sind in mehreren Varianten zu finden. Die Glasteile sind dünn und klar. Als Zugaben liegen diesmal ein Bierglas, ein Bierdeckel, beide verziert mit Abbildungen der Bf 109G, ein Teilnahmebogen für eine Verlosung und ein Wrackteil der G-14 von Lt. Hans-Helmut Linck auf einem kleinen Sockel samt Echtheits-Zertifikat und historischem Abriss bei.
Im Einzelnen: Der Rumpf ist wie bei diesem Hersteller üblich einteilig. Alle Steuerflächen, die Vorflügel und die Klappen der Flügelkühler sind separat nachgebildet. Nur die Gießrahmen für den Rumpf und die Flügel sind variantenspezifisch, alles Übrige ist mit „Bf 109 F G K“ markiert. Dementsprechend gibt es drei verschiedene Propeller, zwei verschiedene Ladereinläufe, einen Tropenfilter, zwei verschiedene Spornräder mit kurzem und langem Bein, zwei Seitenruder, niedrig und hoch aus Blech, flacher und tiefer Ölkühler, Räder schmal und breit, mit Speichenfelge und Stahlfelge sowie Reifen mit und ohne Profil, eine Cockpit-Rückwand mit Batteriekasten, einen kurzen und einen langen Antennenmast, einen Kopfpanzer aus Stahl oder Panzerglas, Gondelbewaffnung mit MG 131/20mm für Rüstsatz 6, eine 250 Kg-Bombe mit Träger, Rumpfbombenträger mit 50 kg-Bomben (Rüstsatz 2), Zusatztank mit Träger, zwei verschiedene Durchbrüche für die Rumpfwaffen (rund und eckig), Windschutzscheiben mit zwei Lufthutzen bzw. einer Hutze und einer Leuchtpistolen-Öffnung, eine dreiteilige und eine Erla-Haube.
Somit wandern viele Teile in die Restekiste. Die Ätzteile bieten ein bedrucktes Instrumentenbrett in Sandwich-Bauweise, bedruckte Gurte und diverse weitere Kleinteile wie eine Antennenverankerung am Seitenleitwerk, eine Haubenhalterung, eine Ringantenne, das Auspuff-Leitblech links und die Stützen für den Tropenfilter. Nette Einfälle sind eine Benzinleitung aus Klarsichtmaterial, um das Sichtfenster realistisch darstellen zu können, das separate Motorhauben-Scharnier, die separaten Verkleidungen der Fahrwerksschächte in zwei Größen und die an den Fahrwerksbeinen angegossenen Bremsleitungen. Auf eine Motornachbildung hat Eduard verzichtet, aber die Auspuffrohre haben hohle Enden. Interessant finde ich die Befestigung des Propellers, dessen Achse nur durchgesteckt wird und wohl durch sein etwas knolliges Ende den Propeller fixieren soll.
Im Unterschied zum Profi-Pack liegt der Royal-Class ein zusätzlicher Rumpf bei mit geschlossener oberer Motorhaube und bereits angegossenem Metall-Leitwerk für die frühen Versionen G2 und G4. Für die Rumpfvariante mit „offener“ oberer Motorhaube gibt es einen zusätzlichen Motorhauben-Einsatz für Maschinen, die von Erla ausgeliefert wurden (Decaloptionen H und O). Ebenfalls für die Erla-Maschinen findet sich am selben Gießast außerdem die rechte Rumpfbeule mit der kleinen zusätzlichen Kompressor-Beule. Die Flügeloberseiten gibt es mit und ohne Fahrwerksbeulen für späte und frühe Varianten. Aus den vorhandenen Teilen lassen sich entweder zwei frühe Maschinen, zwei späte Maschinen oder ein „gemischtes Doppel“ bauen. Begrenzender Faktor sind die nur zweimal vorhandenen Gießäste H und I. Vermutlich, weil er mit den Oberflügelteilen zusammen abgespritzt wird liegt der Gießast K mit der Flügelunterseite viermal vor. Wer aber vier Modelle verwirklichen will, muss wie gesagt auf Overtrees oder andere Quellen zurückgreifen.
Die beiliegenden Resinteile ermöglichen den Bau von zwei Bordraketen-21-Werfern samt zwei separaten Flugkörpern und zwei Unterflügel-Gondeln mit MG 151/20 mm, die ich bereits als separat angebotene Zurüstteile hier beschrieben habe. Die Gondeln liegen auch in Spritzguss bei, jedoch stimmen die Dimensionen nicht ganz mit denen in Resin überein Das Resin-Set wird durch zwei Sätze später Räder mit Stahlfelgen ergänzt. Wer aber eine frühe Version wie eine G-2 oder G-4 bauen will, muss auf die entsprechenden Spritzgussteile zurückgreifen.
Der Decalbogen von Cartograf bietet 14 Versionen:
Für die Platzierung der Wartungshinweise gibt es eine Extraseite mit Hinweisen, dito für die Lackiermasken.
Fazit: Ein hoch detaillierter Bausatz mit exquisiter Oberflächen-Nachbildung und opulentem Zubehör. Zur Kritik an Details und den Maßen des Kits habe ich mich bereits beim First Look Profi Pack Bf 109G-6 geäußert, die Teile der Royal Class stammen aus denselben Formen. Laut Eduard Newsletter sollen für die nachfolgend geplanten Kits aber korrigierte Formen in Arbeit sein. Ich persönlich könnte gut auf Gimmicks wie Bierglas und Trümmerstück verzichten, aber die zahlreichen Decalvarianten und Zusatzteile machen aus dem Kit schon ein echtes Sahnestück. Dementsprechend ist aber auch der Preis. Neben Modellbauern dürften sich hier wohl vor allem Kit-Sammler angesprochen fühlen. Wegen der zahlreichen kleinen Teile und der Resin- und Fotoätzteile kann ich diesen Kit nur erfahrenen Modellbauern empfehlen.
Utz Schißau, Berlin (September 2014)
Übersichts-Arbeiten zur Bf 109 G (Auswahl):